Museum der Geschichte der polnischen Juden

Vom "Goldenen Zeitalter" bis zur Neuzeit

Der Innenbereich des Museums der Geschichte der polnischen Juden in Warschau, aufgenommen am 08.04.2013.
Der Innenbereich des Museums der Geschichte der polnischen Juden in Warschau. © picture alliance / dpa / Eva Krafczyk
Chefredakteur Peter Lange im Gespräch mit Dieter Kassel |
Gemeinsam mit Israels Präsidenten Reuven Rivlin eröffnete der polnische Staatschef Bronislaw Komorowski die Dauerausstellung im Museum für Geschichte polnischer Juden in Warschau. Chefredakteur Peter Lange würdigt den Umgang Polens mit seiner Vergangenheit.
Die Schicksale der jüdischen Minderheit in Polen werden in der Ausstellung als "Lebensgeschichten" erzählt, die sich nicht auf den Holocaust beschränken, betont Peter Lange, Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur. Anlässlich der Eröffnung besuchte er die Schau, die einen großen zeitlichen Bogen schlägt.

Es gebe die Darstellung des "Goldenen Zeitalters" des jüdischen Lebens im Polnisch-Litauischen Königreich im 16. und 17. Jahrhundert, als die jüdische Minderheit in Polen die größte in ganz Europa war. Danach folgt die Teilungszeit und danach die Zeit zwischen den Weltkriegen, als Polen wieder erstand – ein "zweites goldenes Zeitalter für die jüdische Minderheit", so Lange.
Peter Lange, Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur.
Peter Lange, Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur. © Bildschön - Christian Kruppa
Das Museum lasse auch Verbrechen von Polen an Juden nicht aus (das Massaker von Jedwabne) und widme sich auch der anti-zionistischen Kampagne 1968, die dazu geführt habe, dass von den 300.000 noch in Polen lebenden Juden bis auf 10.000 alle ausgewandert seien. "Ich habe den Eindruck, dass die Polen es mit ihrer Geschichte sehr ernst nehmen" sagt Lange und erinnert daran, dass es in Polen mehrere repräsentative Geschichtsbauten gibt. Erst vor zwei Monaten habe in Danzig das Europäische Zentrum der Solidarität eröffnet. Auch ein Museum zur Erinnerung an die Geschichte des Zweiten Weltkrieges sei in Arbeit.
Außen schlicht, innen dramatisch
"Es ist ein geplanter Gegensatz", sagt Lange über das 2013 eröffnete "Museum für Geschichte der polnischen Juden" in Warschau. "Außen schlicht – innen, wenn man so will, dramatisch." Der Neubau stehe auf dem Gelände, auf dem sich früher das jüdische Getto befand. Das Denkmal für den Warschauer Getto-Aufstand stehe in Sichtweite – dort kniete Willy Brandt einst nieder.

Programmtipp: In der Sendung Fazit - Kultur vom Tage um 23:15 Uhr einen weiteren Beitrag zu der neuen Ausstellung.

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