Museum der Woche
Es war das erste Museum der Welt, das einer Malerin gewidmet wurde: 20 Jahre nach dem Tod von Paula Modersohn-Becker baute Bernhard Hoetger im Auftrag des Sammlers und Mäzens Ludwig Roselius 1927 das sogenannte Paula-Modersohn-Becker-Haus.
Büro des Museumsdirektors – gediegene hölzerne Eichentreppe runter - altehrwürdiger Patrizierraum - dicker Wandteppich – Stühle – Schränke – Treppe hoch – Raum mit einer Videovorführung über Worpswede – Treppe wieder runter.
Dann Hauptausstellungsraum – Wandfarbe - tief dunkles Blau – darauf Paula-Modersohn-Beckers Gemälde.
"Ja, das tiefe Blau ..."
Darauf Paula Modersohn-Beckers Gemälde.
"... das Blau der Wände hier im größten Raum, der der Sammlung gewidmet ist, das ist letztlich meine Erfindung."
Wir sind vom Roselius-Haus ins Paula-Modersohn-Becker-Museum hinübergegangen; ein Weg durch das verwinkelte Gebäude hindurch, das eigentlich aus zweien besteht.
"Wir wissen, sie hat selber ihre Wände immer bemalt."
Museumsdirektor Rainer Stamm sagt, Paula Modersohn-Becker hätte sich ihre Werke – damals - nie auf weißen Wänden angeschaut.
"Insofern ist im Grunde die weiße Wand der Moderne – der white cube – falsch für die Werke Paula Modersohn-Beckers. Wir haben viel experimentiert, und ich denke, dass ist eine Farbe, auf der ihre Malerei, die Farbkraft, auch die Nunanciertheit ihrer Malerei besonders zum Ausdruck kommt."
Lebensstationen: 1876 geboren in Dresden – 1888 nach Bremen – Berlin, Malschule – 1898 in das nördlich von Bremen gelegene Worpswede – 1900 erste Reise nach Paris – Cezanne, Gauguin – dann: Paris – Worpswede – immer im Wechsel – November 1907 – 31-jährig – Tod im Kindbett.
"Ich bin hier hingekommen im Jahr 2000. Der Raum war zwei Jahre lang weiß."
Rainer Stamm steht im größten Raum, der Modersohn-Beckers Hauptwerke der Jahre 1906/1907 gewidmet ist.
"Es gibt einen berühmten Architekten in München, der sagte in einem anderen Beispiel, 'die Bilder frieren'. Und ich hatte diesen Eindruck bei den Werken Paula Modersohn-Beckers, dass die weißen Wände gerade bei diesem Raumvolumen, bei diesen großen Wänden zu kalt, zu distanziert, zu anonym wirken."
In den 1920er Jahren ist das Ensemble in der Böttcherstraße geschaffen worden; das Paula-Modersohn-Becker-Museum - herausragendes Beispiel für expressionistische Architektur in Deutschland - ist Anziehungspunkt für Kunstliebhaber und Touristen; ein Pfund, ja, aber – sagt Rainer Stamm - auch ein Risiko:
"Dass es auch die Gefahr in sich birgt, ganz zu musealisieren, in einem Denkmal geschützten Komplex zu operieren. Und ich habe, seitdem ich hier in Bremen bin, auch moderne Künstler eingeladen, mit mir durch die Straße zu gehen, Gedanken zu entwickeln."
Blauer Raum - in den ersten Stock – Wendeltreppe hoch – in deren Mitte ein Metallsäule – in der Säule eine Laufschrift – blau.
"Und im Jahr 2003 konnten wir hier eine große Arbeit von Jenny Holzer installieren, eine Hommage an Paula Modersohn-Becker, die sie aus ihrem Text 'Mother and child' geschaffen hat, den sie ursprünglich auf der Biennale in Venedig präsentiert hat."
Sonntagabends in Worpswede. Rilkes lyrische Erinnerung: An Paula Becker.
"Ich weiß euch lauschen: eine Stimme geht, / und Sonntag-Abend ist im weißen Saal. / Die Stille, die um meine Stirne steht, wird welk und fahl. Ich möchte noch einmal / euch horchen hören um ein Klanggebet. – / Beethoven sprach ..."
Erster Stock – frühe Arbeiten Modersohn-Beckers – 1900 bis 1903 – die Landschaft Worpswedes – Birke - dominierendes Zeichen - Baum als Kompositionselement – Bild wie durch Birkenstämme zerschnitten – Stakkato im Bildaufbau.
"Nein. Weiß ist schon eine gute Farbe für Museen. Man muss es ausprobieren. Also, man läuft mit manchen Bildern hin und her, man probiert Abstände aus. Auch da muss man sehen, dass eine stimmige Komposition entsteht, dass es einen Rhythmus gibt. Und ich kann es nicht positiv erklären, aber ich habe den Eindruck, hier sollten die Wände weiß sein und unten hatte ich den Eindruck, dort unten war das Weiß die falsche Farbe."
Der Kern: die Komposition. In einem Stillleben von Paula Modersohn-Becker oder die im Raum einer Ausstellung. Komposition im Mikro- wie im Makrokosmos.
"Dann ist das Faszinierende in ihrer Biographie und in ihrer Malerei das Pendeln zwischen diesen Lebenspolen und Aggregatzuständen Worpswede und Paris. Sie braucht diesen Kontakt zum Einfachen, zur Freiluftmalerei, zum Künstler- und Freundeskreis in Worpswede; sie muss aber immer in Paris – lax gesagt – Modernität auftanken."
Paula Modersohn-Becker, "nur" die Landschaftsmalerin aus Worpswede: Nein, meint Rainer Stamm, das ist – wenn schon kein Missverständnis – dann doch eine sehr verkürzte Form der Wahrheit über diese Künstlerin. In der letzten Periode schaffte sie tatsächlich eine Symbiose, eine von Paris und Worpswede, mit der sie, ja, sagt der Museumsdirektor:
"... mit der sie wirklich zur Pionierin der Moderne in Deutschland wird."
Dann Hauptausstellungsraum – Wandfarbe - tief dunkles Blau – darauf Paula-Modersohn-Beckers Gemälde.
"Ja, das tiefe Blau ..."
Darauf Paula Modersohn-Beckers Gemälde.
"... das Blau der Wände hier im größten Raum, der der Sammlung gewidmet ist, das ist letztlich meine Erfindung."
Wir sind vom Roselius-Haus ins Paula-Modersohn-Becker-Museum hinübergegangen; ein Weg durch das verwinkelte Gebäude hindurch, das eigentlich aus zweien besteht.
"Wir wissen, sie hat selber ihre Wände immer bemalt."
Museumsdirektor Rainer Stamm sagt, Paula Modersohn-Becker hätte sich ihre Werke – damals - nie auf weißen Wänden angeschaut.
"Insofern ist im Grunde die weiße Wand der Moderne – der white cube – falsch für die Werke Paula Modersohn-Beckers. Wir haben viel experimentiert, und ich denke, dass ist eine Farbe, auf der ihre Malerei, die Farbkraft, auch die Nunanciertheit ihrer Malerei besonders zum Ausdruck kommt."
Lebensstationen: 1876 geboren in Dresden – 1888 nach Bremen – Berlin, Malschule – 1898 in das nördlich von Bremen gelegene Worpswede – 1900 erste Reise nach Paris – Cezanne, Gauguin – dann: Paris – Worpswede – immer im Wechsel – November 1907 – 31-jährig – Tod im Kindbett.
"Ich bin hier hingekommen im Jahr 2000. Der Raum war zwei Jahre lang weiß."
Rainer Stamm steht im größten Raum, der Modersohn-Beckers Hauptwerke der Jahre 1906/1907 gewidmet ist.
"Es gibt einen berühmten Architekten in München, der sagte in einem anderen Beispiel, 'die Bilder frieren'. Und ich hatte diesen Eindruck bei den Werken Paula Modersohn-Beckers, dass die weißen Wände gerade bei diesem Raumvolumen, bei diesen großen Wänden zu kalt, zu distanziert, zu anonym wirken."
In den 1920er Jahren ist das Ensemble in der Böttcherstraße geschaffen worden; das Paula-Modersohn-Becker-Museum - herausragendes Beispiel für expressionistische Architektur in Deutschland - ist Anziehungspunkt für Kunstliebhaber und Touristen; ein Pfund, ja, aber – sagt Rainer Stamm - auch ein Risiko:
"Dass es auch die Gefahr in sich birgt, ganz zu musealisieren, in einem Denkmal geschützten Komplex zu operieren. Und ich habe, seitdem ich hier in Bremen bin, auch moderne Künstler eingeladen, mit mir durch die Straße zu gehen, Gedanken zu entwickeln."
Blauer Raum - in den ersten Stock – Wendeltreppe hoch – in deren Mitte ein Metallsäule – in der Säule eine Laufschrift – blau.
"Und im Jahr 2003 konnten wir hier eine große Arbeit von Jenny Holzer installieren, eine Hommage an Paula Modersohn-Becker, die sie aus ihrem Text 'Mother and child' geschaffen hat, den sie ursprünglich auf der Biennale in Venedig präsentiert hat."
Sonntagabends in Worpswede. Rilkes lyrische Erinnerung: An Paula Becker.
"Ich weiß euch lauschen: eine Stimme geht, / und Sonntag-Abend ist im weißen Saal. / Die Stille, die um meine Stirne steht, wird welk und fahl. Ich möchte noch einmal / euch horchen hören um ein Klanggebet. – / Beethoven sprach ..."
Erster Stock – frühe Arbeiten Modersohn-Beckers – 1900 bis 1903 – die Landschaft Worpswedes – Birke - dominierendes Zeichen - Baum als Kompositionselement – Bild wie durch Birkenstämme zerschnitten – Stakkato im Bildaufbau.
"Nein. Weiß ist schon eine gute Farbe für Museen. Man muss es ausprobieren. Also, man läuft mit manchen Bildern hin und her, man probiert Abstände aus. Auch da muss man sehen, dass eine stimmige Komposition entsteht, dass es einen Rhythmus gibt. Und ich kann es nicht positiv erklären, aber ich habe den Eindruck, hier sollten die Wände weiß sein und unten hatte ich den Eindruck, dort unten war das Weiß die falsche Farbe."
Der Kern: die Komposition. In einem Stillleben von Paula Modersohn-Becker oder die im Raum einer Ausstellung. Komposition im Mikro- wie im Makrokosmos.
"Dann ist das Faszinierende in ihrer Biographie und in ihrer Malerei das Pendeln zwischen diesen Lebenspolen und Aggregatzuständen Worpswede und Paris. Sie braucht diesen Kontakt zum Einfachen, zur Freiluftmalerei, zum Künstler- und Freundeskreis in Worpswede; sie muss aber immer in Paris – lax gesagt – Modernität auftanken."
Paula Modersohn-Becker, "nur" die Landschaftsmalerin aus Worpswede: Nein, meint Rainer Stamm, das ist – wenn schon kein Missverständnis – dann doch eine sehr verkürzte Form der Wahrheit über diese Künstlerin. In der letzten Periode schaffte sie tatsächlich eine Symbiose, eine von Paris und Worpswede, mit der sie, ja, sagt der Museumsdirektor:
"... mit der sie wirklich zur Pionierin der Moderne in Deutschland wird."