Museum der Woche
Das <papaya:link href="http://www.museumkurhaus.de/de/index.html" text="Museum Kurhaus Kleve" title="Museum Kurhaus Kleve" target="_blank" /> hat seit zehn Jahren eine erstaunliche Entwicklung jenseits ausgetretener Pfade zurückgelegt. Rund 50 Ausstellungen realisierte das Museum mit zeitgenössischen Künstlern. Und mit einer herausragenden Kollektion spätmittelalterlicher Holzplastiken schlägt es den Bogen zur einst reichen Geschichte der Region.
"Wenn man nach Kleve geht, weiß man, man kriegt nicht von einem großen Künstler eine kleine Ausstellung, sondern von einem großen Künstler eine Ausstellung, die auch in jeder großen Stadt man hätte sehen können."
Als Guido de Werd, der Direktor des Museums Kurhaus Kleve, zum zehnjährigen Jubiläum kürzlich Bilanz zog, konnte er stolz sein: auf die Liste seiner Künstler ebenso wie auf die Sammlungen des Hauses aus unterschiedlichen Epochen und auf die Reaktionen des Publikums, die seiner Strategie recht geben:
"Wir haben überhaupt keine Events gemacht, keine Museumsnächte gemacht. Keine Kirmes. Also das, was wir dem Besucher zeigen, ist unser Humus, der mit dem Haus, mit der Sammlung und mit dem Ort und mit unseren Ausstellungen zu tun haben. Wir haben nur, was wir gemacht haben."
Zur Geschichte des Ortes gehört der erste Landschaftspark des 17. Jahrhunderts: streng geplant, mit raumübergreifenden Sichtachsen, die bis zur rechten Rheinseite reichen. Den Kurhaus-Bau aus dem 19. Jahrhundert hat Walter Nikkels zum Museum umgestaltet: mit klaren Fensterfronten, Brüstungen aus Marmor, alte farbige Wandbemalungen und Holztreppen vom Neuen deutlich abgesetzt – und vor allem mit einer überzeugenden Lichtführung:
"Das ist nicht spektakulär, aber als wir hier anfingen, sagte er: Das ganze Museum muss ein Kloster werden, ein italienisches Kloster. Es muss ne Stille haben. Und das hat mir gefallen – wie mir seine Typographien, er ist ja Typograph, immer sehr beeindruckt haben durch den Umgang mit der Tradition, Respekt vor der Tradition und dann mit der Kraft des Neuen."
Und auch die Gäste, die Guido de Werd zu Ausstellungen einlädt, lassen sich von dem Ort und seinen Möglichkeiten inspirieren.
"Die Künstler haben sich das Haus angesehen und ham sich die Architektur angeguckt und haben gesehen, dass in diesen Räumen, in der Vermittlung von Innen und Aussen etwas enthalten ist, das ihnen oft entgegenkommt. Das galt auch bei Richard Long oder bei Mario Merz, der der Abstrakteste von allen war, was den Ort anbetrifft. Aber die haben alle mit dem Ort gearbeitet."
Kustos Roland Mönig führt mich durch das Haus – zunächst in die Bibliothek mit ihren rund 30.000 Bänden und der graphischen Sammlung.
"Der Schwerpunkt ist aus der Sammlung Robert Angerhausen. Das ist eine Sammlung zur Geschichte und Kultur des Niederrheins vom 15. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert. Das ist ein Schatz, um den uns viele beneiden. Dazu gehören auch viele Hundert kostbare Bücher, die in der Bibliothek in eigenen Vitrinen aufbewahrt sind und immer wieder als kollektives Gedächtnis der Region genutzt werden, auch bearbeitet werden."
Durch die Verbindungen mit Burgund blühte im Spätmittelalter die Kunst am Niederrhein. Dafür hat das Museum eigene Räume neben denen für Zeitgenössisches. Unter den vielen Skulpturen ragt der Himmelfahrtschristus von Meister Arnt von Kalkar und Zwolle heraus. Ein Auftrag für den Dom von Xanten von 1476. Sie sollte am Himmelfahrtstag nach Oben ins Gewölbe entschwinden.
"Und dazu hat die Figur, das kann man heute noch sehr schön sehen, auf der Rückseite zwei Ösen, da können Sie einen Flaschenzug einhängen und dann kann die Figur nach Oben gezogen werden. Tatsächlich funktioniert sie auch nur so, ist wunderbar gemacht, mit großer Detailliebe aber sie hat im Grunde einen Orthopäden nötig, wenn man auf das Gelenk der Arme kuckt. Das Geschiebe der Falten und die Bewegung der Arme funktioniert nur, wenn man die Figur aus der Perspektive der Gemeinde von schräg unten sieht …"
Wegen der intensiven Forschung zur mittelalterlichen Skulptur, ist das Museum Kurhaus Kleve mit seinen drei wissenschaftlichen Mitarbeitern momentan auch die einzige Station in Deutschland für über 70 Meisterwerke aus dem Amsterdamer Rijksmuseum, das gerade umgebaut wird.
Doch auch Kleve selbst fungiert als Leihgeber in alle Welt. Zumal der ursprüngliche Grundstein des Museums aus dem Nachlass von Ewald Mataré besteht und damit aus dem größten Bestand von Werken dieses von den Nazis als entartet eingestuften Künstlers der klassischen Moderne.
"Es ist alles, was aus dem Atelier kommen konnte nach Matarés Tod 1965. Es sind viele Hundert graphische Blätter, Holzschnitte, Zeichnungen und Aquarelle. Es sind die wesentlichen, die wichtigsten Arbeiten im Bereich der Skulptur zu sehen und im Bereich des Kunstgewerbes, der Keramik, die Mataré gemacht hat."
Und mit Ewald Mataré schließt sich auch der Kreis zum neuesten Projekt des Hauses. Im hinteren, noch nicht zum Museum gewordenen Teil des Kurhauses ist nun endlich das langjährige Atelier des Mataré-Schülers Joseph Beuys frei geräumt worden. Es soll künftig in den Ausstellungsparcours einbezogen werden. Während draußen im Park, der als europäisches Gartendenkmal ausgezeichnet ist, mit dem "Eisernen Mann" von Stephan Balkenhol und dem großen Baum "Der Schatten der Bronze" von Giuseppe Penone die Gegenwart ihre Spuren hinterlässt. Erwerbungen, die ohne den Freundeskreis des Museums nicht zu realisieren gewesen wären und die auch die Geschichte der Ausstellungen abbilden. Guido de Werd:
"Als das Museum hier eröffnet wurde in 97, waren es 600 und wir haben inzwischen fast 1600 Mitglieder, hauptsächlich aus dieser Stadt. Das hat wieder damit zu tun: Die Bürger sind stolz. Aber die Bürger haben endlos viel ermöglicht und was Sie sehen gehört ja nicht dem Museum. Alles, was der Freundeskreis erwirbt, ist Eigentum der Bürger."
Als Guido de Werd, der Direktor des Museums Kurhaus Kleve, zum zehnjährigen Jubiläum kürzlich Bilanz zog, konnte er stolz sein: auf die Liste seiner Künstler ebenso wie auf die Sammlungen des Hauses aus unterschiedlichen Epochen und auf die Reaktionen des Publikums, die seiner Strategie recht geben:
"Wir haben überhaupt keine Events gemacht, keine Museumsnächte gemacht. Keine Kirmes. Also das, was wir dem Besucher zeigen, ist unser Humus, der mit dem Haus, mit der Sammlung und mit dem Ort und mit unseren Ausstellungen zu tun haben. Wir haben nur, was wir gemacht haben."
Zur Geschichte des Ortes gehört der erste Landschaftspark des 17. Jahrhunderts: streng geplant, mit raumübergreifenden Sichtachsen, die bis zur rechten Rheinseite reichen. Den Kurhaus-Bau aus dem 19. Jahrhundert hat Walter Nikkels zum Museum umgestaltet: mit klaren Fensterfronten, Brüstungen aus Marmor, alte farbige Wandbemalungen und Holztreppen vom Neuen deutlich abgesetzt – und vor allem mit einer überzeugenden Lichtführung:
"Das ist nicht spektakulär, aber als wir hier anfingen, sagte er: Das ganze Museum muss ein Kloster werden, ein italienisches Kloster. Es muss ne Stille haben. Und das hat mir gefallen – wie mir seine Typographien, er ist ja Typograph, immer sehr beeindruckt haben durch den Umgang mit der Tradition, Respekt vor der Tradition und dann mit der Kraft des Neuen."
Und auch die Gäste, die Guido de Werd zu Ausstellungen einlädt, lassen sich von dem Ort und seinen Möglichkeiten inspirieren.
"Die Künstler haben sich das Haus angesehen und ham sich die Architektur angeguckt und haben gesehen, dass in diesen Räumen, in der Vermittlung von Innen und Aussen etwas enthalten ist, das ihnen oft entgegenkommt. Das galt auch bei Richard Long oder bei Mario Merz, der der Abstrakteste von allen war, was den Ort anbetrifft. Aber die haben alle mit dem Ort gearbeitet."
Kustos Roland Mönig führt mich durch das Haus – zunächst in die Bibliothek mit ihren rund 30.000 Bänden und der graphischen Sammlung.
"Der Schwerpunkt ist aus der Sammlung Robert Angerhausen. Das ist eine Sammlung zur Geschichte und Kultur des Niederrheins vom 15. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert. Das ist ein Schatz, um den uns viele beneiden. Dazu gehören auch viele Hundert kostbare Bücher, die in der Bibliothek in eigenen Vitrinen aufbewahrt sind und immer wieder als kollektives Gedächtnis der Region genutzt werden, auch bearbeitet werden."
Durch die Verbindungen mit Burgund blühte im Spätmittelalter die Kunst am Niederrhein. Dafür hat das Museum eigene Räume neben denen für Zeitgenössisches. Unter den vielen Skulpturen ragt der Himmelfahrtschristus von Meister Arnt von Kalkar und Zwolle heraus. Ein Auftrag für den Dom von Xanten von 1476. Sie sollte am Himmelfahrtstag nach Oben ins Gewölbe entschwinden.
"Und dazu hat die Figur, das kann man heute noch sehr schön sehen, auf der Rückseite zwei Ösen, da können Sie einen Flaschenzug einhängen und dann kann die Figur nach Oben gezogen werden. Tatsächlich funktioniert sie auch nur so, ist wunderbar gemacht, mit großer Detailliebe aber sie hat im Grunde einen Orthopäden nötig, wenn man auf das Gelenk der Arme kuckt. Das Geschiebe der Falten und die Bewegung der Arme funktioniert nur, wenn man die Figur aus der Perspektive der Gemeinde von schräg unten sieht …"
Wegen der intensiven Forschung zur mittelalterlichen Skulptur, ist das Museum Kurhaus Kleve mit seinen drei wissenschaftlichen Mitarbeitern momentan auch die einzige Station in Deutschland für über 70 Meisterwerke aus dem Amsterdamer Rijksmuseum, das gerade umgebaut wird.
Doch auch Kleve selbst fungiert als Leihgeber in alle Welt. Zumal der ursprüngliche Grundstein des Museums aus dem Nachlass von Ewald Mataré besteht und damit aus dem größten Bestand von Werken dieses von den Nazis als entartet eingestuften Künstlers der klassischen Moderne.
"Es ist alles, was aus dem Atelier kommen konnte nach Matarés Tod 1965. Es sind viele Hundert graphische Blätter, Holzschnitte, Zeichnungen und Aquarelle. Es sind die wesentlichen, die wichtigsten Arbeiten im Bereich der Skulptur zu sehen und im Bereich des Kunstgewerbes, der Keramik, die Mataré gemacht hat."
Und mit Ewald Mataré schließt sich auch der Kreis zum neuesten Projekt des Hauses. Im hinteren, noch nicht zum Museum gewordenen Teil des Kurhauses ist nun endlich das langjährige Atelier des Mataré-Schülers Joseph Beuys frei geräumt worden. Es soll künftig in den Ausstellungsparcours einbezogen werden. Während draußen im Park, der als europäisches Gartendenkmal ausgezeichnet ist, mit dem "Eisernen Mann" von Stephan Balkenhol und dem großen Baum "Der Schatten der Bronze" von Giuseppe Penone die Gegenwart ihre Spuren hinterlässt. Erwerbungen, die ohne den Freundeskreis des Museums nicht zu realisieren gewesen wären und die auch die Geschichte der Ausstellungen abbilden. Guido de Werd:
"Als das Museum hier eröffnet wurde in 97, waren es 600 und wir haben inzwischen fast 1600 Mitglieder, hauptsächlich aus dieser Stadt. Das hat wieder damit zu tun: Die Bürger sind stolz. Aber die Bürger haben endlos viel ermöglicht und was Sie sehen gehört ja nicht dem Museum. Alles, was der Freundeskreis erwirbt, ist Eigentum der Bürger."