Die polnische Rückwärts-Volte
Das Museum des Zweiten Weltkriegs ist ein Projekt der polnischen Vorgängerregierung. Die rechtskonservative Regierungspartei PiS sieht so großen Änderungsbedarf, dass das Projekt zu scheitern droht: Das Museum müsse "die polnische Wahrheit" verteidigen. An eine Fortsetzung sei nicht zu denken, sagt der Historiker Ulrich Herbert.
Polens rechtskonservative Regierungspartei PiS sieht Änderungsbedarf beim Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig: Die Ausstellung müsse mehr "die polnische Wahrheit" verteidigen, kritisiert PIS-Chef Jaroslaw Kaczynski. "Das Ziel ist, dieses Museum zu schließen und ein neues aufzubauen", erläutert der Historiker Ulrich Herbert. Man präsentiere zu wenig den Blick des polnischen Volkes und das Schicksal des polnischen Volkes: Ein positives, heroisches Geschichtsbild soll das Museum vermitteln. Das Museum sei zu "kosmopolitisch", das seien die Kritikpunkte der Regierungspartei PiS, so Herbert.
An Fortsetzung nicht zu denken
An eine Fortsetzung sei nicht zu denken. Besonders schade sei, dass schon viele tausende Exponate gesammelt worden seien, die Polen hätten ihre privaten Archive geöffnet und dem Museum geschenkt. Außerdem sei das Gebäude "architektonisch äußerst beeindruckend".
Dabei würde es für ein Museum zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges kaum einen symbolträchtigeren Ort als Danzig (Gdansk) geben, denn hier - auf der nahe gelegenen Halbinsel Westerplatte - fielen während des deutschen Überfalls am 1. September 1939 die ersten Schüsse. Noch in diesem Jahr sollte das seit einigen Jahren geplante Museum in der nordpolnischen Hafenstadt öffnen.
Doch 71 Jahre nach dem Ende des Krieges stehen deutliche Fragezeichen über dem Projekt. Die Diskussion um "historische Politik" der nationalkonservativen Warschauer Regierung hat also auch die Museumsmacher erreicht. Museumsdirektor Pawel Machcewicz wollte allerdings auch die Grautöne der Geschichte aufzeigen, das sei aber mit der Regierungspartei PiS nicht umzusetzen, sagt Ulrich Herbert.