Zeichen setzen für Toleranz und Respekt
Mit deutsch-türkischen Kooperationen möchte das Berliner Museum für Islamische Kunst den interkulturellen Dialog fördern. In Zeiten von Terror und Rassismus sollen die jahrhundertealten Verknüpfungen europäischer und islamischer Kultur für Toleranz und Respekt werben.
Seit etwa eineinhalb Jahren kooperiert das Museum für Islamische Kunst auf der Berliner Museumsinsel eng mit der türkischen Bahcesehir Universität in Istanbul. Dort haben Studierende und Lehrer, gemeinsam mit Ehrenamtlichen und Wissenschaftlern auch aus Berlin ein Internetportal für Lehrer und Schüler an türkischen und deutschen Schulen entwickelt.
In den Spielen, Animations- und Kurzfilmen sollen Jugendliche, aber auch Lehrer und Eltern mehr über Islamische Kunst und Kultur erfahren. Es ist eine erste Zusammenarbeit mit Vorbildcharakter, betont Enver Yücel, Präsident, der türkischen Bahcesehir Universität. Gerade in Zeiten von Kriegen, Rassismus und Terror könne kulturelle Bildung eine Brücke schlagen.
"Wir sehen den Terror auf der ganzen Welt. Aber, wir sollten es vermeiden, bestimmte Kulturen und Zivilisationen zu verletzen. Wir sollten es auch unseren Kindern beibringen, Menschen nicht wegen ihrer religiösen Überzeugung auszugrenzen und zu verletzen."
Enver Yücel sieht die neu entwickelte Internetplattform als Beitrag für Respekt und Toleranz, unabhängig von Religion und Hautfarbe. Die Idee dazu entstand im Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin. Bereits vor drei Jahren haben Museumspädagogen und Lehrer gemeinsam, Material für den Unterricht entwickelt. Es steht nicht im Lehrplan, trotzdem arbeiten bereits 600 Schulen in ganz Deutschland und fast 100 Lehrer damit. Ein großer Erfolg, meint Museumsdirektor Stefan Weber. Er möchte vermitteln, dass Islamische Kultur mehr ist als eine Religion.
"Man nimmt den Koran, rechts und links, aber das, was Kultur ausmacht, was ja auch unsere Kultur ausmacht, die vielfältigen Lebensweisen, die verschiedenen Ausdrucksformen in verschiedenen geografischen oder auch zeitlichen Kontexten, das kommt nirgendwo vor und da wollen wir in die Schulen rein, in die Gesellschaft rein, haben natürlich das Problem, dass unsere Inhalte sehr komplex und schwierig sind."
Workshop für Imame geplant
In den Unterrichtsheften stehen Kurzgeschichten zum Selberlesen, aber auch sogenannte Lehrertexte, die Hintergrundwissen vermitteln, etwa über die Kunst Bücher zu machen und vieles mehr. Mit den "Kulturgeschichten" gehen die Schülerinnen und Schüler auf imaginäre Reisen und erfahren zum Beispiel etwas über das sogenannte Aleppo-Zimmer. Die vierhundert Jahre alte Holzvertäfelung können sie sich dann im Museum für Islamische Kunst ansehen. So vermitteln wir den Schülern das Wissen aus dem Museum, erklärt Güven Günaltay. Er leitet das Bildungsprogramm "Kulturgeschichten" für das Museum für Islamische Kunst.
"Das Aleppo-Zimmer ist eines der wertvollsten Kunstwerke, weil dieses Objekt eigentlich ein christliches Objekt ist. Wir sehen da arabische Kaligraphien oder Sinnsprüche, auch Teile aus der Bibel und noch dazu Abbildungen und Verzierungen aus allen Kulturen und Religionen."
Bei den 11- und 12-Jährigen kommt das gut an. Güven Günaltay freut sich über die positive Resonanz vieler Schüler.
"Die fragen, wo gibt es noch weitere Geschichten, wo kann ich diese Objekte sehen, wird es Zeichentrickfilme geben und was macht ihr später? Die sind interessiert und das ist eine gute Resonanz, dass wir in dem Bereich weiter machen müssen."
Nicht nur deutsche Schüler, auch Migranten und Muslime wissen in der Regel zu wenig über die Verbindungen europäischer und islamischer Kulturgeschichte. Dabei ist kulturelle Bildung wichtiger denn je, meint Güven Günaltay. So plant das Museum für Islamische Kunst einen Workshop für Imame aus ganz Deutschland. Ginge es nach ihm, sollten Imame als Kulturvermittler in den Kommunen wirken.
"Sie wissen nicht, dass hier im Museum für Islamische Kunst ein Teppich aus Anatolien ausgestellt wird, auf dem sich Kaiserin Sissi abbilden ließ. Solche Verbindungen, dass die sehen, unsere Kulturen sind nicht so fern. Dass man auch Extremismusprävention betreiben kann, direkt in der Gemeinde."