Museum in Leipzig über den Reclam-Verlag

"Für den Salon und die Mansarde"

Buchrücken verschiedener Reclam-Hefte stehen in einem Regal in der Ausstellung des Reclam-Museums in Leipzig. Das neue Reclam-Museum zeigt mehr als 10.000 Hefte der Leipziger und Stuttgarter Produktion. Der Reclam-Verlag wurde 1828 in Leipzig von Anton Philipp Reclam gegründet.
Reclam-Hefte im Museum am Gründungsort des Verlags in Leipzig: "Besser ein kleines als keines." © Hendrik Schmidt / dpa / picture alliance
Hans-Joachim Marquardt im Gespräch mit Axel Rahmlow |
In Leipzig eröffnet ein kleines Museum über den Reclam-Verlag und seine legendäre Universal-Bibliothek. Initiator Hans-Joachim Marquardt ist fasziniert vom verlegerischen Konzept. Er findet es wichtig, dass im Gründungsort an die Tradition erinnert wird.
10.000 Bücher in einem Raum: da braucht man entweder sehr viel Platz – oder man hat Bücher der Reclam-Universal-Bibliothek. Sie sind in der Regel klein, kompakt und mit einfarbigen Buchcover, meistens in Gelb. Den römischen Feldherr und Staatsmann Julius Caesar gehört ebenso zu den verlegten Autoren wie die Philosophen Voltaire und Konfuzius; die Klassiker von Goethe bis Shakespeare sind ebenso vertreten wie Autoren der Gegenwart, zum Beispiel Elfriede Jelinek oder Martin Walser.

Vom Bücherautomaten bis zu einer Feldbücherei

Fast 200 Jahre nach der Gründung des Verlages in Leipzig wird dort in dieser Woche ein kleines Museum zu dessen Ehren eröffnet. In einer Bibliothek werden etwa 10.000 Reclam-Hefte ausgestellt, außerdem zu sehen: ein Nachbau eines Reclam-Bücherautomaten von 1912 und eine tragbare Feldbücherei aus den Weltkriegen.
Hans-Joachim Marquardt, der Initiator des Museums, hat als 14-Jähriger mit dem Sammeln von Reclam-Heften begonnen, mit Goethes "Faust I", also der Nummer 1 der Universal-Bibliothek. Ihn fasziniere das verlegerische Konzept des Reclam-Verlags, sagt Marqardt. "Diese Überlegung, den Bildungshunger der Deutschen und nicht nur der Deutschen durch ein Programm zu befriedigen, das tatsächlich versucht für wenig Geld, breiteste Schichten der Bevölkerung zu erreichen – oder wie ein Zeitgenosse bei der Gründung 1867 es gesagt hat 'Für den Salon und die Mansarde da zu sein'."
Die Hefte seien aus dem gesamten deutschsprachigen Raum oder aus Gegenden zusammengetragen worden, die einst deutsche Kolonien gewesen seien oder in denen aus anderen Gründen früher (auch) deutsch gesprochen wurde. Geordnet ist alles streng nach Bandnummer, die alten Hefte von 1867 bis 1945 umfassten 7610 Nummern. Über 5000 stünden in einem einzigen Regal, zeigt sich Marquardt begeistert auch von der Idee, die Hefte so kompakt zu drucken.

Am Gründungsort erinnern

Marquardt sagt, er halte es für wichtig, dass am Gründungsort Leipzig an die große Tradition von Reclam erinnert werde, auch wenn der Verlag die Stadt 2006 verlassen habe. "Aber es soll nicht allein antiquarischer Bewahrungsgeist vorherrschen" – Schritt für Schritt solle das Museum auch mit Leben erfüllt werden: Lesungen, Vorträge, Gesprächsrunden, Programme zur kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen wolle man im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten des Vereins, des kleinen Vereins, wie Marquardt sagt, organisieren.
Auf der Webseite des Museums heißt es auch kokett zu den Ausstellungsräumen "... ein kleines Museum. Aber besser ein kleines als keines, nicht wahr?" Das Museum sei sechseinhalb Jahre ohne festen Ort gewesen, nachdem der Plöttner-Verlag Insolvenz hatte anmelden müssen, in dessen Räumen es 2011 untergekommen war. Nun stellt die Schulgesellschaft Rahn Education die Räume mietfrei zur Verfügung. Auch der Reclam-Verlag unterstütze logistisch und beim Marketing.

Reclam-Museum
Kreuzstraße 12
04103 Leipzig
Eintritt frei

(mf)
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