Seit drei Jahrzehnten leistet das
Deutsch-Russische Museum Karlshorst in Berlin mit seinen Partnern in Russland, der Ukraine und Belarus einen wichtigen Beitrag zur Geschichtsaufarbeitung und für Frieden und Völkerfreundschaft. In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 unterzeichneten in diesem Gebäude die Oberbefehlshaber der Wehrmacht vor Vertretern der damaligen Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs die bedingungslose Kapitulation.
Aus Solidarität mit der Ukraine und als Zeichen gegen den Krieg und den Aggressor Putin haben die Mitarbeitenden des Museums das „Deutsch-Russisches“ im Schriftzug überklebt, und derzeit weht nur noch die ukrainische Fahne vor dem Museum.
Auf der Website veröffentlichte die Einrichtung einen erklärenden Text mit der Überschrift „Dialog bewahren“. Eine Botschaft an ihre Partner, die unterstreichen soll, wie wichtig die gemeinsame Arbeit auch künftig ist.
Wie wird Museumsarbeit künftig aussehen?
Was in der Nachbarschaft und in den sozialen Medien als gutes Signal begrüßt wird, kann für das Museum jedoch auch negative Folgen haben, denn das Zentralmuseum der russischen Streitkräfte in Moskau ist, gemeinsam mit dem Deutschen Historischen Museum, einer der Hauptträger.
Das Team des Museums unter der Leitung von Direktor Jörg Morré ist sich bewusst, dass das klare Statement die künftige Arbeit erschweren könnte. „Es soll von unserer Seite aus deutlich machen: Hier ist eine Grenze überschritten“, sagt Morré, der das Museum seit 2009 leitet. „Das erschwert die Zusammenarbeit, wir müssen sie sicherlich neu sortieren.“ Er befürchtet, dass die gute Kooperation in der bisherigen Form nicht mehr möglich sein wird.
"Spannungen, die wir aushalten müssen"
Erst im vergangenen Jahr zeigte das Haus eine Sonderausstellung, die von der in Russland verbotenen Menschenrechtsorganisation Memorial erarbeitet wurde. Wird so etwas sowie die für Frühjahr und Sommer geplanten Sonderausstellung noch möglich sein, wenn die Spannungen zunehmen?
Derzeit sind neben der Dauerausstellung noch mehrere Sonderausstellungen im Museum Karlshorst zu sehen:
„Das sind Spannungen, die wir aushalten müssen“, betont der Museumschef. „Weil es eben noch geht, sehe ich eine Chance, wenn nicht sogar eine Notwendigkeit, dass wir dort weitermachen.“
Putin ist nicht ganz Russland
Präsident Putin sei nicht das ganze Land. „Wir haben hier in über 30 Jahren gewachsene enge, kollegiale Kontakte zu russischen Kolleginnen und Kollegen. Und darauf baue ich: dass wir das irgendwie bewahren können.“ Auch nach Belarus und in die Ukraine gebe es ähnlich enge Kontakte.
Alle Partner seien sich bislang einig, das Museum, ihr gemeinsames Projekt, über die schwierige Zeit hinweg zu retten. „Und irgendwie hoffe ich, ganz verzagt, dass es gelingen möge.“