Museumsbesuch als Comic
Ob Reportagen, Biografien oder Romanadaptionen - in den vergangenen Jahren haben sich Comiczeichner vielzählige Genres erschlossen. Der Franzose David Prudhomme legt nun einen gezeichneten Rundgang durch das berühmteste Museum von Paris vor.
Ein Rundgang durch ein Museum - das hört sich nicht besonders aufregend an. Und dann geht es in David Prudhommes Comic noch nicht einmal um eine Kunstraub-Story, wie man zunächst vielleicht vermuten könnte. Der Zeichner lässt seine Hauptfigur, einen schmalen Mann mit Pelzmütze und Schnauzer, einfach durch die zahllosen Säle des labyrinthischen Museums in Paris schlendern. Gelegentlich telefoniert er oder schreibt eine SMS an seine Freundin, die er im Gewühl der Besuchermassen aus den Augen verloren hat.
Trotz oder gerade wegen dieser mageren Handlung (und den wenigen, banalen Texten) ist das Durchblättern des 80-seitigen "graphic novel" ein großes Vergnügen. Ein begnadeter Poet ist Prudhomme sicher nicht – dafür aber ein hervorragender Strichkünstler. Er schafft es, den Betrachter alleine durch die Kunst seiner Zeichnungen in den Bann zu schlagen. Und die sind reduziert, überwiegend in Schwarz-Weiß gehalten und nur sparsam mit Buntstift koloriert. Also keine knallige Hochglanzästhetik, sondern bewusste Beschränkung. Die Skizzenhaftigkeit lässt die berühmten Gemälde, an denen der Protagonist vorbeiflaniert, in besonders eindrücklicher Weise zum Vorschein kommen. Ein weitläufiger Bildersaal ganz in Grau zum Beispiel, nur ein winziges Gemälde im Hinterrund ist farbig – ebenso das rote Haarband einer jungen Frau.
Trotz oder gerade wegen dieser mageren Handlung (und den wenigen, banalen Texten) ist das Durchblättern des 80-seitigen "graphic novel" ein großes Vergnügen. Ein begnadeter Poet ist Prudhomme sicher nicht – dafür aber ein hervorragender Strichkünstler. Er schafft es, den Betrachter alleine durch die Kunst seiner Zeichnungen in den Bann zu schlagen. Und die sind reduziert, überwiegend in Schwarz-Weiß gehalten und nur sparsam mit Buntstift koloriert. Also keine knallige Hochglanzästhetik, sondern bewusste Beschränkung. Die Skizzenhaftigkeit lässt die berühmten Gemälde, an denen der Protagonist vorbeiflaniert, in besonders eindrücklicher Weise zum Vorschein kommen. Ein weitläufiger Bildersaal ganz in Grau zum Beispiel, nur ein winziges Gemälde im Hinterrund ist farbig – ebenso das rote Haarband einer jungen Frau.
Große Kunst, reduziert in Szene gesetzt
Prudhomme setzt dem Farbenmeer aus Alten Meistern, goldverschnörkelten Rahmen und üppig dekorierten Sälen, das den Besucher im Louvre überschwemmt, ein eindrucksvolles Kontrastprogramm entgegen. Damit wird der Blick geschärft für die Menschen, die Tag für Tag so zahlreich zu den Bildern pilgern – neun Millionen pro Jahr, wie der Anhang des Buchs mit Fakten zu dem größten Museum der Welt verzeichnet. Kunstsinnige junge Frauen mit langen dunklen Haaren und entrückten Blicken. Eifrige Schülergruppen, die eine matronenhafte Lehrerin umringen. Touristen mit Rucksack, die für Fotos posieren. Elegante Damen in Schwarz, die mit Opernglas auf die Ölschinken zusteuern. Jugendliche, die traumwandlerisch unter den Kopfhörern ihrer Audioguides durch die Hallen schweben. Gruppen mit einheitlich roten Baseballkappen und Rentner in bunten Jogginganzügen.
Ja, und was sieht eigentlich die Mona Lisa, die so geheimnisvoll von ihrer Wand herunterblickt? Natürlich die Massen, die sich verzückt vor ihr drängen.
Rezensiert von Dirk Fuhrig
Ja, und was sieht eigentlich die Mona Lisa, die so geheimnisvoll von ihrer Wand herunterblickt? Natürlich die Massen, die sich verzückt vor ihr drängen.
Rezensiert von Dirk Fuhrig
David Prudhomme: Einmal durch den Louvre
Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock
Reprodukt Verlag, Berlin 2013
80 Seiten, 20 Euro
Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock
Reprodukt Verlag, Berlin 2013
80 Seiten, 20 Euro