"Gefühlte Ausweglosigkeit"
Als in den USA arbeitender Europäer hat der Kurator Max Hollein eine besondere Perspektive auf den Präsidentschaftswahlkampf. Er betont, dass die Kultur in den USA privat gefördert werde - und somit keine Auswirkungen auf die Kulturpolitik zu erwarten seien.
Der österreichische Kurator Max Hollein erwartet selbst für den Fall eines Wahlsieges des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump keine Auswirkungen auf die US-amerikanische Kulturpolitik. Da die Kultur in den USA nicht staatlich sei, sondern privat gefördert werde, blieben Kultureinrichtungen von der Politik stärker abgeschirmt, sagte der Leiter des Fine Arts Museums in San Francisco im Deutschlandradio Kultur.
In Frankreich dagegen könnte sich ein radikaler Präsidentenwechsel sogar direkt auf kulturelle Einrichtung wie den Louvre auswirken. Die Förderer in San Francisco seien nicht nur lokale Philanthropen, sondern auch auswärtige Unternehmen und Personen, die an diesem Brennpunkt wirtschaftlicher und sozial-gesellschaftlicher Entwicklung präsent sein wollten.
Ort großer Innovation
"Sie haben hier eine Stadt, die derzeit fast getrieben ist von einer technologischen Innovation, digitalen Technologien und dem wirtschaftlichen Aufschwung, den das mit sich bringt", sagte Hollein. San Francisco ziehe deshalb große Aufmerksamkeit auf sich und sei ein Ort großer Innovationen.
Dadurch dass sich in der Stadt großer Reichtum sammele, gebe es aber auch eine große wirtschaftliche Spaltung zwischen Wohlstand und Armut. "Eine Folge davon ist auch die Gentrifikation, die wir natürlich auch in Deutschland bemerken, die aber hier in San Francisco im Monatstakt sich abspielt und zu Herausforderungen führt", sagte Hollein. "Es ist wirklich ein Anliegen und eine Verantwortung , die man dabei auch übernimmt mit Teil auch einer kulturellen Diskussion zu sein."
Personenwahlkampf statt Parteienwahlkampf
US-Wahlkämpfe würden immer sehr persönlich geführt, sagte Hollein. "Es ist eben doch nicht ein Parteienwahlkampf, sondern ein Personenwahlkampf, der jetzt sich auf die Spitze getrieben wird." Trump sei zwar ein extremer Populist und Nationalist, aber es gebe auch in Europa ähnliche Entwicklungen. Trump sei für viele ein inakzeptabler Kandidat, aber seine Herausforderin Hillary Clinton als Teil des Establishments ebenfalls. "Es ist eine gewisse gefühlte Ausweglosigkeit da."
15 Jahre lang leitete Max Hollein die Frankfurter Schirn-Kunsthalle, 2006 übernahm er auch die Direktion von Städelmuseum und Liebieghaus, sorgte für glänzende Besucherzahlen. Nun ist Max Hollein frisch gebackener Kalifornier. Seit fünf Monaten leitet er das Fine Arts Museums in San Francisco.
In unserer Themenwoche "Die USA am Scheideweg?" kommen Menschen zu Wort, deren Blick auf die aktuellen Geschehnisse eine neue Perspektive auf den amerikanischen Wahlkampf und seine Folgen bietet.