Neustart mit halb vollem Saal
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Der private Musicalveranstalter Stage Entertainment hat angekündigt, seine Häuser wieder zu öffnen. Los geht es am 5. September in Hamburg - aber nur mit der halben Auslastung. Zum Ausgleich gibt es nun Geld vom Staat.
Mit dem Hexenmusical "Wicked" in Hamburg startet der Großveranstalter Stage Entertainment nach der großen Corona-Pause neu. Auch die Häuser in Berlin und Stuttgart würden bald nachziehen, wie das Unternehmen nun angekündigt hat.
Gutes Signal vom Finanzminister
Stage-Entertainment-Sprecher Stephan Jaekel macht deutlich, dass die Begrenzung der Auslastung auf 50 Prozent der normalen Kapazitäten eine Herausforderung für das Unternehmen sei. Trotz der Freude über den Neustart – euphorisch sei man angesichts der Begrenzung nicht gewesen, sagt er: "Denn eine 50-Prozent-Auslastung ist in einem Privattheater eine recht geringe, will sagen, die ist nicht kostendeckend."
Man habe mehrere Wochen und Monaten vor dem Risiko gestanden. "Und das hat die Politik dann Gott sei Dank verstanden", erläutert Jaekel. Das Bundesfinanzministerium habe sich entschlossen, die finanzielle Lücke zu schließen, die sich daraus ergibt, dass die Abstände noch eingehalten werden müssen.
"Das gilt nicht nur für uns, sondern für alle anderen privaten, sogar auch für die staatlich subventionierten Kulturbetriebe", betont er. "Das ist ein gutes Signal vom Bundesfinanzministerium zu sagen: Wir belohnen den Mut der Kultureinrichtungen, wieder etwas aufzuführen, und wir fangen auf, dass das Publikum zahlenmäßig noch limitiert sein muss."
Für Stage Entertainment heiße das, so Jaekel: "Unter diesen Prämissen können wir jetzt, Gott sei Dank, doch wieder starten."
Geimpft, genesen oder getestet
Bei der Eröffnung würden die "Drei G" gelten, nur Geimpfte, Genesene und Getestete dürften in die Theater kommen, auch am Platz herrsche Maskenpflicht. Man müsse zudem mit einer App anzeigen, an welchem Abend man zu Gast sei, die App halte fest, auf welchem Platz man sitze, erläutert Jaekel. Auch die Abstände im Foyer seien noch einzuhalten.
"Es ist alles noch ein bisschen holprig, ein bisschen kompliziert, aber man kann es schaffen", sagt Jaekel. "Insofern besser als nix." Wenn sich an den Vorgaben etwas ändere bis zum Neustart am 5. September, werde das tagesaktuell berücksichtigt.
Gemischte Bilanz bei den Hilfen vom Staat
Insgesamt zieht Jaekel eine gemischte Bilanz bei der Unterstützung durch den Staat. Eine große Förderung habe man erhalten: Kurzarbeitergeld für sämtliche Mitarbeiter, 1500 in Deutschland. Dazu zählten auch die Orchestermitglieder und die darstellenden Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne. "All diese Mitarbeiter waren in Kurzarbeit in all diesen Monaten und konnten deshalb ihren Arbeitsplatz behalten und dann eben auch schnell wieder in den Probenbetrieb hineingebracht werden."
Andererseits habe man auch stark zu kämpfen gehabt, denn die laufenden Kosten seien trotz des Shutdowns geblieben: Mieten, Versicherungen und Gebühren für Wirtschaftsprüfer und Steuerberater etwa. "Und da hatten wir in der Zwischenzeit keinen Support", erklärt der Sprecher des privaten Unterhaltungskonzerns.
"Was lange, lange fehlte, war die berühmte Novemberhilfe oder Überbrückungshilfe", sagt Jaekel. "Da guckten wir ewig in die Röhre, weil wir entweder zu groß, zu klein, zu viel Kultur oder zu wenig Kultur waren; oder zu international." Allerdings habe es da inzwischen eine Kompromisslösung gegeben, man habe ein bisschen Unterstützungsleistung bekommen: "Aber das hat unsere Verluste, die wir jetzt aufgehäuft haben, nur zu einem sehr geringen Maße kompensieren können."
(mfu)