Der italienische Komponist Mario Bertoncini
Er war Pianist, Komponist und Erfinder: Über 40 Jahre lang konstruierte Mario Bertoncini (1932-2019) Windharfen und andere äolische Klangobjekte.
Der italienische Komponist Mario Bertoncini, geboren 1932 in Rom, wurde zunächst von Rodolfo Caporali zum Konzertpianisten ausgebildet und trat als Solist unter Dirigenten wie Bruno Maderna auf. Gleichzeitig studierte er Komposition bei Goffredo Petrassi in Rom und elektroakustische Musik bei Gottfried Michael Koenig in Utrecht.
Ab 1962 experimentierte Mario Bertoncini mit der Präparation von Instrumenten. Er war von 1965 bis 1972 Mitglied der legendären, in Rom ansässigen Komponisten-Improvisationsgruppe "Nuova Consonanza" (GINC), der u.a. auch Franco Evangelisti und Ennio Morricone angehörten. Seit Beginn der 1970er Jahre entwarf und baute Mario Bertoncini Klangobjekte, die auf dem Prinzip der Äolsharfe beruhen.
1974 kam er mit einem Stipendium des Berliner Künstlerprogramms des DAAD nach Berlin und war hier von 1980 bis 1997 als Professsor an der Universität der Künste Berlin tätig.
Nach seiner Pensionierung zog er im Jahr 2004 zurück nach Italien. Neben der eigenen kompositorischen Arbeit trat er auch immer wieder als Interpret der Klavierwerke von Scarlatti, Schönberg, Strawinsky, Scelsi, Feldman, Cage und Riley auf. Zwischen 1976 und 2013 verfasste er 16 umfangreiche Essays zur Musikästhetik in Form platonischer Dialoge.
Am 19. Januar 2019 ist Mario Bertoncini im Alter von 86 Jahren in Siena gestorben.