Graham Nash: Wild Tales. Ein Rock'n'Roll-Leben
Aus dem Englischen von Hanna Gabe
Verlag Edel Books, Hamburg 2014
374 Seiten, 22,95 Euro
Das wilde Leben einer Rocker-Legende
Der englische Musiker Graham Nash gehört zur ersten Riege der internationalen Rockstars. Nun hat er im Alter von 72 Jahren seine Autobiografie veröffentlicht, in der er auf persönliche Erfolge, aber auch auf Niederlagen zurückblickt.
Seine Erinnerungen beginnt Graham Nash an einem für ihn wichtigen Punkt seines Lebens und seiner Karriere. 1968 sitzt er in einem Flugzeug nach Los Angeles und macht eine Bestandsaufnahme, die mit der Trennung von seiner Frau und von seiner bisherigen Band endet. Auf den folgenden Seiten schreibt er chronologisch, beginnend mit seiner Geburt in der nordenglischen Hafenstadt Blackpool, wo er mit seinem Sandkastenfreund Alan Clarke die Popband The Hollies gründete, über die Geschichte seiner Familie, seine musikalische Sozialisation und den Aufstieg zum internationalen Rockstar mit den Hollies und dem weltweit erfolgreichen Quartett Crosby, Stills, Nash & Young.
Unter der Überschrift "Wild Tales" - "Wilde Geschichten" erzählt Nash in der Ich-Form in schöner, bildhafter Sprache detailgetreu und humorvoll von den ersten kleinen bis zu den späteren großen Erfolgen sein turbulentes Leben. Dabei belässt er es nicht bei den positiven Erinnerungen, sondern beschreibt auch seine Rückschläge, schöpferische Krisen und Selbstzweifel und porträtiert darüber hinaus Kollegen und Freunde, die er auf seinem Weg getroffen hat, ohne auch dabei irgendetwas zu beschönigen oder zu verschleiern.
Rückschläge, schöpferische Krisen und Selbstzweifel
Selbst die üblichen Exzesse der 70er- und angehenden 80er-Jahre, mit Drogen und Alkohol, beleuchtet Nash eingehend, leider auch ein wenig zu nonchalant. Diese Phase bezeichnet er als Jugendsünden, wie er sich überhaupt gern als Beobachter seiner eigenen Karriere manchmal etwas zu sehr ins rechte Licht setzt. Vielleicht liegt das auch an seinem Interesse an Fotografie und bildender Kunst ganz allgemein. Immerhin fotografiert er nicht nur seit seinemzehnten Lebensjahr, sondern gilt auch als versierter Sammler und Herausgeber von Fotokunst.
Durch den Kunstgriff der häufigen Verwendung der wörtlichen Rede verleiht er seiner Biografie romanhafte Dramatik und Authentizität, wenn er zum Beispiel Gespräche mit Mama Cass, Joni Mitchell oder David Crosby wiedergibt und ist alles in allem ein exquisiter Erzähler und Beobachter seiner Zeit.
Graham Nash liefert mit seiner Autobiografie eine überaus interessante und jederzeit unterhaltsame Biografie ab, die nicht nur ein Spiegel seiner erfolgreichen Musikerkarriere darstellt, sondern, durch seine Schilderung der Szene in England und den USA, dem Leser auch einen Blick auf die Musikhistorie seit den späten 50er-Jahren erlaubt.