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Das Ende des kostenfreien Streamings?
Unendlich viel Musik für buchstäblich kein Geld: Streamingdienste wie Spotify sind auch für Gratisnutzer ein unerschöpfliches Eldorado. Doch damit könnte bald Schluss sein, sagt Peter Tschmuck von der Universität für Musik in Wien.
Wer als Gratisnutzer des Streamingdienstes Spotify die Neuveröffentlichungen des Majorlabels Universal hören will, muss fortan geduldig sein: Nach neu ausgehandelten Verträgen stehen diese Alben künftig erst nach einer Wartezeit von zwei Wochen zur Verfügung. Nur Kunden, die eine monatliche Abogebühr entrichten, kommen unmittelbar in den Genuss. Droht damit das Ende des kostenlosen Musikhörens im Internet? Peter Tschmuck von der Universität für Musik in Wien hält das für durchaus möglich: "Die Vorzeichen deuten darauf hin, dass es in Zukunft keine kostenlosen Streamingangebote mehr gibt", sagte er im Deutschlandradio Kultur.
Ein Markt in der Sättigungsphase
So zahle Spotify an Universal zwar niedrigere Lizenzen, müsse nun aber höhere Wachstumsziele im Bereich der Abos erreichen. Es ist denkbar, dass Spotify seinen Service für Gratisnutzer zu diesem Zweck abschwächt oder sogar ganz einstellt. Damit werde das Angebot denen der Konkurrenz, die von vornherein keinen Gratiszugang bieten, zwar ähnlicher. Dies sei aber üblich für einen Markt in der Sättigungsphase, so Tschmuck.
Dass es durchaus möglich ist, Leute zum Abschluss einer kostenpflichtigen Musik-Flatrate zu bewegen, zeigen schon die jetzigen Abozahlen, sagte Tschmuck. Um hier auch in Zukunft eine Wachstumsrate zu erzielen, sei es denkbar, dass Spotify auch in andere Entertainment-Bereiche vordringe.
Die Labels sitzen am längeren Hebel
In den Vertragsverhandlungen zwischen den Labels und Spotify sieht Tschmuck letzteren im Nachteil. "Die Labels sitzen klar am längeren Hebel", sagt Tschmuck. Branchengerüchten zufolge besitzen die großen Labels außerdem etwa 20 Prozent Unternehmensanteil an Spotify. Dies gestatte eine weitere Einflussnahme.
Auch gegenüber den Künstlern gebe es ein Ungleichgewicht. Diese beklagen sich oft, an Streamings wenig zu verdienen. Dies habe aber oft mehr mit den Verträgen zu tun, die diese mit ihren Labels abschließen, meint Tschmuck. Zu berücksichtigten sei auch, dass der Streaming-Markt ein komplett anderer sei als der CD-Markt: CDs werden in größer Höhe unmittelbar nach Veröffentlichung abgesetzt und erzielen somit in knapper Zeit beträchtliche Umsätze. Allerdings ebben die Absätze nach diesem Zeitfenster sichtlich ab. Bei Streaming hingegen bestehe die Hoffnung auf längerfristige Erträge. Dass Streaming allerdings die Erträge aus CD-Verkäufen und Downloads ersetzen könnten, hält Tschmuck für eine "Illusion". (thg)