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Geisterkonzerte als kreatives Experiment
44:03 Minuten
Wie verändert Corona unser Verhältnis zur Musik? Deutschlandfunk Kultur muss als Konzertveranstalter neue Wege gehen, erzählt Holger Hettinger, Leiter der Abteilung Musik - und rät dazu, in der vielen Zeit zu Hause, selbst ein Instrument zu lernen.
Musik hat eine heilsame und verbindende Wirkung, auch ohne Coronavirus. Aber gerade in der aktuellen Situation wird dieser Effekt um so deutlicher. Menschen, die auf Balkonen singen, Musiker, die zu Hause Konzerte spielen und diese ins Internet streamen, extra Playlisten, die helfen sollen, diese außergewöhnliche Zeit zu überstehen. Musik kann helfen, die Krise besser zu bewältigen.
Holger Hettinger, Leiter der Abteilung Musik beim Deutschlandfunk Kultur, sagt, im Programm habe sich alles durch Corona verändert. "Wir sind ja nicht nur Transporteure von Kultur und Musik, sondern auch Initiatoren, wir veranstalten selbst Konzerte. In der Veranstalterrolle haben wir Verantwortung und müssen auf die aktuellen Bestimmungen des Gesundheitsschutzes reagieren."
"Es ist wie ein absurdes, stummes Theater"
Doch man könne aus der Not auch eine Tugend machen. Nun sei die Zeit, lang gehegte Musikerträume zu verwirklichen, sagt Holger Hettinger. Deutschlandfunk Kultur veranstaltet seine Konzerte in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem nun ohne Publikum.
"Der Name Geisterkonzerte behagt mir eigentlich nicht so, weil es so unheimlich klingt. Es ist aber nicht unheimlich. Es ist ein Konzert ohne Publikum", erklärt Hettinger. "Und es ist eine eigenartige Erfahrung. Man muss ganz penibel darauf achten, dass alle Gewerke wie Tontechniker und Künstler sauber voneinander getrennt sind. So ein Konzert aufzubauen, ist wie ein absurdes, stummes Theater."
Beethoven mit den Beatles konfrontiert
Ein erstes Geisterkonzert am 27. März habe gezeigt, welches musikalische Potenzial in dieser Zeit stecke, freut sich Holger Hettinger. "Der Cellist Eckart Runge und der Pianist Jacques Ammo haben Revolutionäres gemacht. Sie haben Beethoven konfrontiert mit Musik von Jimmy Hendrix, Frank Zappa und den Beatles. Das war eine hinreißende und energiegeladene Geschichte, die man so im normalen Konzertbetrieb nie zu hören bekommen würde! Insofern ist die Krise auch eine Chance."
Instrumente lernen aus der Distanz
Auch um selber ein Instrument zu lernen oder sein Spiel zu verbessern, sei dies laut Hettinger eine gute Zeit. "Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass es ohne persönlichen Kontakt geht", sagt er.
"Aus meiner eigenen Unterrichtserfahrung weiß ich, wie wichtig es ist, nah beim Schüler oder der Schülerin zu sein. Aber es gibt mittlerweile toll gemachte, unterhaltsame Projekte, die Musik sehr witzig und erzählerisch vermitteln. Auch viele Lehrer sagen nun: Ich gebe meinen Unterricht über Skype. Selbst wenn man dann nicht 100 Prozent mitbekommt, sondern nur 80, ist es immer noch besser als nichts."
(diet)
Informationen zum verantwortungsvollen Musizieren in der Pandemie finden sich auf Trimum - Musik auf Abstand.