Überall Gospel
Wegen Ebola sind die westafrikanischen Länder seit Monaten in den Schlagzeilen. Doch der Alltag geht weiter - und es ist vor allem die Gospel-Musik, die den Menschen Kraft gibt, auch schwierige Zeiten zu überstehen.
Wenn die Missionare in früheren Jahrhunderten etwas geschafft haben, dann haben sie den Ghanaern ihren Glauben "gegeben", denn an fast jedem Auto steht ein Sinnspruch, der scheinbar den Fahrer und sein Gefährt in dem höllischen Verkehr schützen soll, aus beinahe jedem Taxi und jedem Bus dröhnt Gospelmusik und in den 35 UKW Radiostationen allein hier in Kumasi hört man natürlich auch immer wieder Gospel, und auch diese blinden Musiker versuchen, mit ihrer Musik auf dem Markt etwas Geld für sich und ihre Familien zu verdienen.
Aus jeder Kirche dringt Gospel-Musik auf die Straße
Auch für viele frühere Highlife-Musiker war die Gospelmusik eine Chance, in ihrem Beruf zu überleben, denn als Ende der 70e-Jahre ein Militärputsch dazu führte, dass sämtliche Clubs geschlossen wurden und eine abendliche Ausgangssperre eingeführt wurde, da verließen auch die größeren Plattenfirmen das Land und mit ihnen viele arbeitslose Musiker, die dann zum Beispiel auch nach Deutschland kamen. Aber natürlich hört man auch in Ghana Gospelmusik vor allem in den Kirchen, und da es allein im engeren Umfeld meines Hotels geschätzte 20 Kirchen gibt, gibt es auch ebenso viele verschiedene Arten Gospelmusik. Ich habe einfach mal mit einem ghanaischen Freund am Sonntag ein Gottesdienst besucht, und auch wenn der Sound schlimm war – es ging beinahe zu wie bei einem Rockkonzert.
In seinem kleinen muffigen Studio ganz in der Nähe des Bantama-Marktes traf ich Kwame Gyasi, der dort seine Dienste als Produzent, Arrangeur und Tontechniker in Personalunion anbietet. Und wenn ihm ein Musiker besonders gut gefällt, dann veröffentlicht er diese Musik auch auf seinem kleinen Label. Überwiegend Gospelmusik, auch wenn die göttliche Botschaft vielleicht nicht immer so im Vordergrund steht oder stand. Denn als Musiker kann man sich noch am ehesten Gehör in einer Kirche verschaffen. Schließlich muß man die Aufnahmen der Songs selbst bezahlen, und daran scheitern viele Musiker schon.
Wer das Geld gibt, darf auch mitreden
"Heute geht es nur noch ums Geld. Und wenn das Geld nicht kommt, dann geht man als Musiker zur Kirche. Wenn man Glück hat, nimmt einem die Kirche hundert CDs ab und verkauft sie dann. Und wenn man Glück hat, dann bleibt etwas Geld übrig, mit dem man dann ins Studio geht und den nächsten Song aufnimmt. Vielleicht singst du dein Lied auch selbst in der Kirche, und mit etwas Glück hört es dann ein reiches Kirchenmitglied und fragt, ob er dich unterstützen kann bei den nächsten Aufnahmen. Aber er sagt dann auch, welches Lied aufgenommen wird, und dann kannst du sagen, es gefällt mir oder nicht. Und schließlich hat auch der noch ein Wort mitzureden, dem der Song gehört."
Zu den unzähligen nachrückenden Talenten der ghanaischen Gospelszene gehört auch Florence. Sie ist eine Fra-Fra-Frau, ihre Familie stammt aus dem Norden des Landes, aber heute lebt die Sängerin überwiegend in Kumasi, der zweit größten Stadt des Landes, dem Sprungbrett in die Hauptstadt Accra.
Florence will die Menschen mit Gospel glücklich machen
"Ich habe schon als Kind Gospel gesungen. Meine Mutter war Musikerin und hat mich unterrichtet, und jedes Mal, wenn wir in die Kirche gingen, haben wir dort gesungen. Ich hatte einfach diese Begabung und habe ganz allein angefangen zu singen. Aber das war nicht einfach. Ich hatte das Glück, dass ich einen Produzenten fand, der mir half, davon leben zu können. Mit ihm habe ich 2011 mein erstes Album aufgenommen und 2013 das zweite. Beide Alben hat mein Produzent gesponsert. Sein Name ist P. P. K. Er ist auch der Produzent von Guy One und Bola, und bei ihm nehmen wir unsere Songs auf."
Trotz dieser Unterstützung aber hat auch sie es schwer. Früher sang sie noch im Background der gerade gehörten Fra-Fra-Kollegen Guy One und Bola. Das tut sie heute nicht mehr. Sie konzentriert sich ganz auf den Gospel – ihren Gospel. Denn was die Kollegen in den anderen Kirchen singen, das hört sie nur am Rande. Auch ihre grundsätzliche Aufgabe ist ganz einfach beschrieben – sie will die Menschen einfach nur glücklich machen und von ihren Gedanken über den tagtäglichen Stress ablenken.