Das erste Konzert von Bully Herbigs Tour mit dem "Karneval der Tiere" findet heute am 6.11.2015 ab 20 Uhr im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim statt.
Wie Bully Herbig den "Karneval der Tiere" neu entdeckt
So musikalisch hat man Bully Herbig bisher nicht erlebt. Der Komiker startet zu einer viermonatigen Tournee mit dem "Karneval der Tiere". Für Camille Saint-Saëns Klassiker hat er neue Texte verfasst und sogar eine bisher unbekannte Laus-Art erfunden.
"Die Musik spielt für mich eine wahnsinnig groß Rolle und erzeugt auch immer wieder Bilder in meinem Kopf. Also wenn ich beispielsweise Drehbücher schreibe, höre ich auch sehr oft Filmmusik oder eine entsprechende Musik, die eventuell dann später zu der Szene passen könnte, weil es inspirierend ist und weil es einen auch in die Stimmung bringt. Und insofern: Ich könnte ohne Musik eigentlich gar nicht arbeiten."
Der Schauspieler und Comedian Bully Herbig. Seine Mutter hat ihn schon sehr früh mit Soul-Musik in Verbindung gebracht: mit James Brown und dem klassischen Motown-Sound. Erst war er großer Elvis-Fan, später Hip-Hopper, ehe er für sich relativ spät einen Zugang zur Klassischen Musik entdeckte, durch orchestrale Filmmusik. Mit klassischer Musik wagt er sich jetzt auf die Bühne. Eingeflochten in die Originalmusik von Camille Saint-Saëns' Karneval der Tiere, deutet Bully Herbig die erzählerischen Stoffe neu. So leidet bei ihm etwa der Löwe an Schizophrenie.
"Eine nicht mehr ganz taufrische Gans beugt sich zum Löwen nach vorne: 'Sind Sie es wirklich?' – Der Löwe reißt die Augen auf. Ein Pinguin schreitet sofort ein. 'Ja können Sie nicht lesen? Während der Ruhephase darf Ihre Hoheit der Löwe nicht angesprochen werden! Das mag er gar nicht, der König!' 'Ja gut, Moment a mal i bin de Kaiser'".
Dass Bully Herbig sich mit Löwen, Schildkröten, dem Schwan und anderen Tieren beschäftigt hat, war nicht seine Idee:
"Und da gab es halt dann den Konzertveranstalter, der mich – wenn man so möchte - drei Jahre lang nicht in Ruhe gelassen hat; um es mal ganz diplomatisch zu sagen. Bis ich irgendwann aufgegeben habe. Also dachte ich: Gut, also versuchst du es mal ein bisschen zeitgemäßer und ein bisschen persönlicher. Und so sind die Texte entstanden. Und ich habe dann wirklich auch Spaß dran."
In seine 1886 komponierte Suite für Kammerorchester unter dem Titel "Le carnaval des animaux – Grande fantaisie zoologique" lässt Saint-Saeës zahlreiche Tierrufimitationen einfließen und parodiert Melodien aus Mozarts "Ah, vous dirai-je maman" und Rossinis "Barbier von Sevilla", lässt seine Schildkröten im 2/4-Takt nach Offenbachs berühmter Cancan-Melodie tanzen und unterlegt dem Elefanten ein Motiv aus Berlioz Elfenballett "La damnation de Faust".
Auch neue Tiere werden integriert
Tiermotivik und Parodien, die in der Aufführungspraxis dazu führten, einen Erzähler mit Texten zu integrieren. Bully Herbig steht mit seinen Texten in einer Reihe mit etwa Sir Peter Ustinov oder Loriot, auf den er noch 2009 beim Deutschen Fernsehpreis die Laudatio hielt. Bully Herbig greift für seine neuverfassten Texte auf die gängigen Tiere zurück – unter anderem:
"Hab aber die Gelegenheit genutzt, auch Tiere mit einzubinden, die bisher ignoriert wurden: zum Beispiel die Journalisten-Laus. Auch, wenn sie immer so ein bisschen übellaunig da durch die Ränge spaziert. Also sie klingt ein bisschen so, alles was sie sieht wird sofort getwittert, gezwitschert mit einem # - aber immer schlecht gelaunt."
Oder die kleine Spinne, die permanent im Netzt unterwegs ist.
"Ein # ist ein Doppelkreuzchenen, mit dem man in den Netzwerken Markierungen machen kann, um ähnliche oder gleiche Sachen besser zu finden. Und jetzt hab' ich eine Bitte: Würden Sie mich bitte leiten?" (Gelächter)
"Und das bringt eine gewisse Frische, eine gewisse Zeitmäßigkeit rein, die mir natürlich auch die Möglichkeit gibt, den Tieren verschiedene Stimmen zu geben. Und das macht den Spaß dann für mich so aus."
Bereits Anfang des Jahres hat Bully Herbig seine Texte zusammen mit der Musik in zwei Konzerten ausprobiert:
"Das hat wunderbar funktioniert. War, wie der Bayer sagt, eine riesen Gaudi. Und dann haben wir gesagt, gut, jetzt machen wir die große Schleife und jetzt bin ich quasi mit meiner Band wieder unterwegs."
Unterwegs mit der Russischen Kammerphilharmonie
Die "Band" mit der er ab heute von Rosenheim für vier Monate durch ganz Deutschland auf Tournee geht, ist die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg unter der Leitung von Juri Gilbo. Existieren von Saint-Saëns, erst nach seinem Tod veröffentlichter Programmmusik, verschiedene Transkriptionen, erklingt der "Karneval der Tiere" in der Originalbesetzung für Kammerensemble und zwei Klaviere, die von einem Zwillingsduo, den 27-jährigen Stegmann-Schwestern, gespielt werden. Und für diese hat Bully Herbig eigene Aufgaben über das Klavierspielen hinaus vorgesehen:
"Ich versuche dann natürlich auch, die Damen am Klavier miteinzubinden. Also die müssen schon auch ein bisschen mitperformen. Ja, da einfach nur sitzen und spielen, ist nicht. Ja, da muss man auch performen. Sie wissen es noch nicht, aber es kommt auf sie zu."
"Ja Hallo! Ich darf mich kurz vorstellen. Ich bin der Guru. Meine Freunde sagen auch einfach nur Ken zu mir, also Ken Guru. Und das auf dem Flügel ist mein Kumpel Dalai, das Lama."
"Lachen, Das war uns jetzt nicht klar… Ich bin das Känguru. Du darfst spucken."
Werden bei Saint-Saëns "Die Pianisten" als eigene Tiergattung geführt, sehen sich Karolin und Friederike Stegmann bei Bully Herbig einer zusätzlichen Performance ausgesetzt. Ob die Damen hierfür in Kostüme schlüpfen müssen, lässt Bully Herbig bis zur gemeinsamen Generalprobe heute Nachmittag offen. So lange können sich die Stegmann-Schwestern noch auf Terzen und Tonleitern konzentrieren, die laut Saint-Saens' Anweisung wie "schlecht gespielt" klingen sollen - oder auf "Die Wildpferde".
"Weil das sehr virtuos ist und wir zu zweit alleine spielen und man kann sich so vorstellen, wie die Wildpferde so gerade über die Bühne wegfegen."
Rund zwölf Konzerte sind geplant, für die Bully Herbig zusammen mit den Stegmann-Schwestern auf Tour geht. Geschichten vom Totenkopf-Äffchen oder der gutbürgerlichen Wildsau wird er dann ebenso vorlesen - wie von der Nacktschnecke:
"Die Reaktion auf diese leicht avantgardistisch angehauchte Darbietung fällt auffallend zurückhaltend auf. Nur eine Nacktschnecke ist völlig aus dem Häuschen. (Gelächter). Was für ein Schleimer (Gelächter)."