Musik-Kosmos

Kein normales Reggae-Album

Von Thorsten Bednarz |
Der britische Bassist Jah Wobble war immer für Überraschungen gut – mal verband er auf überragende Weise westlichen Pop mit allen möglichen Einflüssen aus der ganzen Welt, dann wieder verstieg er sich in artifizielle Gedankengebilde, die so radikal waren, dass beinahe nur er selbst sie verstand. Aber immer, wenn er sich in seiner Musik mal etwas zugänglicher gibt, dann wird da etwas Großes daraus. So auch auf dem neuesten Album Inspiration, einem gemeinsamen Projekt mit der Sängerin PJ Higgins.
Die gemeinsame Schnittmenge beider Musiker liegt sicherlich im Reggae und auch im Dub. Aber so einfach machen sie es uns nicht, auch wenn das Grundgerüst eindeutig dahin tendiert. Der Gesang von Higgins allerdings ist einem schwebenden Pop oder Soul wesentlich näher, während Wobble und seine Mitmusiker darüber Sounds entwerfen, die der Ambient Music eines Brian Eno alle Ehre erweisen würden. Man kann den Sound nur wirklich schwer in Worte fassen, auch wenn sich das Attribut Trip Hop schnell aufdrängt.
Aber Jah Wobble bleibt doch eine Klasse für sich und die verschrobenen und eher assoziativen Texte von PJ Higgins, die sich jeglicher erzählten Geschichte erfolgreich entziehen, passen ungemein gut zu ihm.
Sicherlich, man kann Inspiration auch wie ein ganz normales Reggae-Album hören, aber früher oder später wird man hinter die Oberfläche blicken wollen und erst dann erschließt sich dieser großartige musikalische Kosmos ganz. Leider ist das Album mit 33 Minuten viel zu kurz geraten. Inspiration macht aber Hoffnung, dass bald noch mehr nachkommen wird.
Label: Sonar Kollektiv