Warum es die Musikszene Penangs so schwer hat
Noch ist die Wertschätzung der eigenen Musikszene auf Penang in Malaysia gering. Darum hat der einheimische Musiker Paul Augustin ein interaktives Museum gebaut. Hoffnung machen auch talentierte Sängerinnen wie die 35-jährige Bihzhu.
Malaysia. Ehrlich gesagt, weiß ich bisher so gut wie nichts über die malaysische Musikszene. Kein Problem, so gibt es mehr zu entdecken. Gleich an meinem ersten Tag hier werde ich mit viel Tam Tam begrüßt. Es ist Nationalfeiertag "Hari Merdeka" und auf Penang wird das mit einem großen Straßenumzug gefeiert. Die Spielmannszüge klingen gar nicht so viel anders als bei uns. Nur die Kostüme sind bunter und kreativer.
Penang ist eine kleine Insel auf der westlichen Seite Malaysias. 1,5 Millionen Menschen leben hier. Die meisten kommen ursprünglich vom malaysischen Festland, aus China und Indien. Das schlägt sich in vielen Facetten des Lebens hier nieder: Sprachen, Essen, Traditionen. Und natürlich auch in der Musik. Und die hört man ständig.
Beim Spaziergang durchs indische Viertel. Genauso wie beim Besuch eines Tempels.
Malaysische, indische und chinesische Einflüsse
Um mehr über die Musikszene Penangs zu erfahren fahre ich ins House of Music. Ein interaktives Museum, das die Musik der Insel vorstellt. Die Idee zu diesem Museum hatte der Musiker Paul Augustin, als er feststellte, dass die jüngere Bevölkerung nichts mehr weiß über die musikalische Geschichte der Insel, über Musiker und Kompositionen. Kassetten oder Platten aus der Zeit gibt es meistens nicht, Youtube-Videos oder Spotify-Playlists sowieso nicht.
Aber für Paul Augustin haben die malaysischen, indischen und chinesischen Einflüsse sowohl die Musikszene als auch die Musiker zu etwas ganz Besonderem gemacht.
"Durch diese vielen Einflüsse wächst man als Musiker, ohne darüber nachzudenken. Ich hab in einer Rock Band gespielt, alle möglichen Stile. Wenn wir aufgetreten sind, kamen Leute und fragten: 'Kannst Du ein malaysisches Lied spielen?', oder 'Kannst Du ein chinesisches Lied spielen oder ein indisches?' Und wir sagten: 'Klar, summ' mal die Melodie.' Und meistens erkannten wir das Lied und spielten drauf los. Wir haben unbewusst schon immer die Musik der anderen Kulturen gehört, so dass sie auch Teil unserer eigenen Kultur wurde."
Wertschätzung der eigenen Geschichte fehlt
Genau das fehlt Paul Augustin an der aktuellen Musik Penangs: Wertschätzung der eigenen Geschichte. Musiker heute würden nicht mehr auf die eigenen Traditionen schauen, sondern sich Inspirationen aus den USA und Europa holen, sagt er. Dadurch würde die Musik immer weiter verwestlichen.
Die 35-jährige Bihzhu ist eine der bekanntesten Musikerinnen Penangs aktuell. Sie stimmt Paul Augustin in allem zu, was er sagt. Allerdings würden die Einwohner Penangs es den Musikern auch nicht leicht machen, sagt sie.
"Es gibt kaum Jobmöglichkeiten für Musiker in Penang. Deshalb bin ich nach Kuala Lumpur gezogen, Malaysias Hauptstadt. Da gibt es mehr Spielorte und die Leute dort unterstützen lokale Musiker einfach mehr. Die Menschen in Penang sind da etwas langsamer, aber ich hoffe, das können wir langsam ändern."
Nach dem Konzert von Bihzhu bin ich begeistert von ihr, ihrer Stimme und Ausstrahlung. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie auch in Europa Erfolg haben würde, zumal sie vorrangig auf Englisch singt. Aber Malaysia spielt bisher auf dem internationalen Musikmarkt keine Rolle.
Und dann steige ich ins Taxi und im Radio läuft irgendein Ariana-Grande-, Nicki-Minaj- oder Selena-Gomez-Song. Er lade sich immer irgendeine Playlist für sein Taxi runter, erzählt mir der Fahrer. Und was ist mit der lokalen Musik?
Musik aus Hong Kong wäre okay, aber Musiker aus Malaysia könnten keine Popmusik singen, ihre Musik wäre einfach nicht gut, sagt er. Tja, da wird es wohl noch etwas länger dauern, bis Bihzhu und die anderen Musiker etwas am Stellenwert der einheimischen Musik ändern.