Üben bis zum Umfallen
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Junge Musikerinnen und Musiker aus Südkorea sind oft sehr erfolgreich, wenn sie, kaum 20-jährig, um Studienplätze in Wien, Berlin oder London kämpfen. Oft gewinnen sie mühelos. Wie ist ihr Ausbildungssystem beschaffen, das sie so Prüfungs-fit macht?
Südkoreas junge Talente begeistern die klassische Musikszene seit einigen Jahren weltweit. Kaum ein internationaler Wettbewerb, bei dem nicht ein Teilnehmer aus dem "Land des angreifenden Tigers" auf dem Siegerpodest steht.
Woher kommt diese Begeisterung für die Musik einer fremden Kultur und wie bildet Südkorea all diese Musiker aus, die die Welt mit ihrer perfekten Technik und Klangschönheit nahezu überschwemmen?
Neue Säle und Orchester
Im Heimatland von Samsung, Hyundai und Kia ist die klassische Musik ein wichtiger Gegenpol zur Wirtschaftswelt. Hier wird viel Geld, Zeit und Herzblut hineingesteckt.
So werden in jeder der wie Pilze aus dem Boden schießenden Satellitenstädte ganz selbstverständlich Musikschulen und Konzertsäle gebaut - und oft wird gleich ein ganzes Sinfonieorchester für die neu entstandene Bühne gegründet.
Mit vier Jahren zur Musikschule
Geht es allerdings um die Ausbildung ihrer Kinder, sind Südkoreaner gewissenhaft, gründlich bis kompromisslos. Eltern scheuen keine Kosten und Mühen. Musikalische "Hobbies" werden akribisch begleitet bis überwacht, stundenlanges Üben wird eingefordert. Nur ein Beispiel: Für das konzentrierte Üben werden abschließbare Räume mit Videoüberwachung an die Eltern vermietet - nicht die einzige Maßnahme.
Die jungen Musiker gehen durch eine harte Schule - in vielerlei Hinsicht. Sie entwickeln aber auch Strategien, ihrer Übe-Einsamkeit zu entkommen. Und so könnte man einen Studienplatz in Europa fast als Hauptgewinn bezeichnen, als eine Kur, die auch noch Prestige bringt.