Musikbuch über Laibach

Die Provokateure des Pop

Keyboarderin und Sängerin Mina Spiler von der slowenischen Band Laibach beim Tourstart ihrer "We Come In Peace"-Tour 2012 in Dresden
Keyboarderin und Sängerin Mina Spiler: Das Spiel der Band Laibach mit totalitärer Ästhetik hat immer wieder Kritiker auf den Plan gerufen. © imago/Andreas Weihs
Bodo Mrozek im Gespräch mit Martin Böttcher |
Die slowenische Band Laibach ist das enfant terrible der Popmusik. Immer wieder erregte ihre faschistoid anmutende Symbolik Skandale. Nun lotet der akademische Band "Gesamtkunstwerk Laibach" die Ästhetik und Wirkungsgeschichte des Projekts aus.
"Laibach funktioniert nicht als Antwort, sondern eher als Frage." Mit diesem Zitat des Philosophen Slavoj Žižek wird die akademische Aufsatzsammlung eröffnet. Im Gespräch über das Buch erklärt der Pop-Historiker Bodo Mrozek, dass die Autorinnen und Autoren unterschiedliche Ansätze diskutieren. Es gehe ihnen vor allem darum, eine kritische Distanzierung wahrzunehmen.

Vorbild für neue Nationalisten?

Auf die Frage, ob Laibach, im linken Popdiskurs lange umstritten, nach wie vor ein Vorbild für neue Nationalisten sind, antwortet Mrozek, dass man darüber wenig weiß. Auch der Band beantworte diese Frage nicht, er beschäftige sich leider mehr mit der Ästhetik, weniger mit den Fans.

Vexierspiel a la Laibach: Ein martialisches Video mit martialischem Text. Doch bei dem Stück handelt es sich um eine Coverversion des Songs "One Vision" der Popband Queen. Auch dessen Originaltext wurde lediglich leicht eingefärbt ins Deutsche übertragen. Satirische Offenlegung totalitärer Tendenzen im Pop oder gefährlicher Flirt mit dem Rechtsradikalismus?

Zwar seien unter manchen Fans immer wieder rechte Tendenzen zu beobachten, doch "es würde übers Ziel hinausschießen, die Fans in ihrer Gesamtheit als faschistoid zu bezeichnen." Der Uniformfetischismus Marke Laibach sei in der aktuellen Rechten jedenfalls wenig en vogue.

Alles nur eine Komödie

Ein Beitrag im Buch fragt, ob das vielleicht alles nur ein großer Quatsch sei: "Are Laibach funny?". Mrozek sagt, die Band nur als Komödie zu verstehen, sei zu simpel. Die pathetischen Gesten der Band seien "nicht mehr richtig ernst zu nehmen, weil unsere heutige Zeit viel ironischer ist."
Für Fans sei das Buch lesenswert, ansonsten relativ akademisch. Die kritische Distanzierung "gelingt soweit". Am Schluss des Bandes steht die Anekdote, dass Laibach bei einem Konzert eine Seife namens "Schwitz Aus" verkauft haben, eine verballhornende Umstellung des Wortes "Auschwitz".
Da sind sich Mrozek und die Autorinnen und Autoren des Buches einig: "Das ist ein bisschen zu viel der Kunst."
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