Buchdebüt von Musiker Drangsal

"Ich mag einfach das Spiel mit der Sprache"

10:14 Minuten
Drangsal, bürgerlicher Name Max Gruber, steht auf dem Schwarzweißbild in einem Innenraum und schaut in die Kamera. Er hat sehr kurze Haare, trägt ein weißes Hemd sehr weit aufgeknöpft. Sein Gesicht und Körper ist von links beleuchtet, die rechte Seite verschwimmt im Schatten.
Drangsal hat sein erstes Buch veröffentlicht. Er sagt, aus manchem als Lied entstandenen Text sei ein Gedicht geworden. © Gerald von Foris
Drangsal im Gespräch mit Carsten Beyer |
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Drangsal hat als Indie-Musiker drei Alben veröffentlicht, jetzt erscheint mit "Doch" sein erstes Buch. Er spricht bescheiden von einer Textsammlung und literarischen Miniaturen. "Ich wollte etwas machen, was der Generation TikTok entgegenkommt."
Der Musiker Drangsal, bürgerlicher Name Max Gruber, hat mit "Doch" sein erstes Buch veröffentlicht und plaudert wunderbar offen über den Entstehungsprozess und die Überlegungen des Verlags. Das Buch enthält eine große Bandbreite an Texten: vom Gedicht, das er als 16-Jähriger geschrieben hat bis zur Kurzgeschichte über einen Kindsmörder.

Was zum Lesen für die Generation TikTok

Drangsal spricht von einer Textsammlung, aber das habe in den Ohren des Ullstein-Verlags nicht resoniert und deswegen sei es nun als Lyrikband erschienen. "Der Verlag wollte unbedingt irgendwie einen Roman draus machen und dann den roten Faden finden", sagt Max Gruber.

"Ich wollte jedoch ein Buch schreiben, was kurzweilig ist. Ich wollte etwas machen, was der Generation TikTok entgegenkommt, wo Informationen immer mehr auf was Kleineres komprimiert werden."

Er zum Beispiel lese gern, aber er sei auch lesefaul. "Wenn man ein Buch nimmt und kann auf einer Bahnfahrt drei Kapitel lesen, das ist doch herrlich", sagt der 29-Jährige.
Drangsal findet auch den Begriff literarische Miniaturen treffend für den Inhalt von "Doch" und spricht bescheiden von einem ersten Gehversuch auf dem Feld: "Wenn man hört 'Musiker schreibt ein Buch', dann ist das immer wie 'Schauspieler hat eine Band' – erst mal abwarten, ob das so gut ist. Ich wollte nicht direkt einen schlechten Roman in die Welt setzen."

Song oder Gedicht

Er genieße es stattdessen, einfach schreiben zu können. "Ich mag einfach das Spiel mit der Sprache, ich finde Sprache so vielseitig." Beides, das Schreiben und die Musik, begeistere ihn: "Je mehr ich machen kann, desto besser", sagt Drangsal und fügt hinzu: "Ich will mich nicht entscheiden, weil: Ich muss mich nicht entscheiden – erst mal."
Im Gegenteil: Das Songwriting und die Literatur gingen zum Teil auch Hand in Hand. "Einige der Sachen waren ursprünglich als Songtexte angedacht beziehungsweise einige Texte, die ich als Songtext verfasst habe, wurden dann zu Gedichten", berichtet der Künstler.
"Es ist einfach schön, ohne diesen Käfig des Songs zu schreiben, ohne zu wissen, es muss gesungen werden können." Was mit dem Text geschehe, entscheide sich von alleine.
Allerdings trennt er seine Konzerte strikt von literarischen Auftritten ab: "Ich finde es cool, bei einer Lesung Songs zu spielen", sagt er zu den Möglichkeiten, beide Leidenschaften auch auf der Bühne zu verknüpfen: "Bei einem Konzert was vorlesen? Ich glaube, das wäre ein Rohrkrepierer, stimmungstechnisch."
(mfu)

Drangsal (Max Gruber): "Doch"
Ullstein, Berlin 2022
176 Seiten, 20 Euro

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