Inspiration deutsche Hauptstadt
David Bowie zog es in den 70er-Jahren wie viele andere Musiker aus der ganzen Welt nach Berlin. Aber auch unbekannte Sänger und Songwriter holen sich noch heute in der Hauptstadt Inspirationen für ihre Werke.
"Inspiration ist meiner Meinung nach unkontrollierbar. Inspiration trifft seine eigene Wahl, sie geht wohin sie will, Du musst nur bereit sein, sie einzufangen."
Und Phoebe Killdeer ist bereit dazu, als sie 2010 unbedingt aus Paris weg will. Sie sucht eine andere Energie und hört viel Gutes von Berlin. Auch dass es die grünste Hauptstadtstadt Europas sein soll, findet die gebürtige Australierin sehr einladend. Die 38-Jährige ist in Südfrankreich aufgewachsen. Die großzügig bemessenen Straßen und Plätze haben es der ehemaligen "Nouvelle Vague"-Sängerin besonders angetan.
"Du hast Raum um zu denken, Raum zu leben, Du kannst die Arme ausstrecken, im ganz körperlichen Sinne, aber eben auch mental. Ich fühle mich hier wirklich so, dass ich Platz habe, damit all die kreativen Sachen in mich herein kommen, auch um mir den Raum zu nehmen, um zu wachsen und mich zu entwickeln."
Drei Monate will sie 2010 bleiben, mittlerweile lebt die 38-Jährige in Berlin-Kreuzberg. Hier wird sie gebeten, die Musik für das Tanz Kollektiv LaborGras zu machen, hier trifft sie auf Thomas Mahmoud-Zahl und Ole Wulfers, zwei Sounddesigner und Beatbastler und formiert mit ihnen die Band Phoebe Killdeer and the Shift. Das ihr experimenteller Bluesrock in beiden Fällen ein wenig geisterhaft klingt, hat auch mit Berlin zu tun.
"Die Stadt hat so viel hinter sich. Du fühlst wirklich all die Geschichten, die Mauer. Wo immer Du auch hin schaust, ist es reich an Informationen, Eindrücken oder an Geistern, es ist alles noch da und unbewusst nimmst Du all das in Dir auf."
In Berlin kann Phoebe Killdeer mehr ausprobieren, das Publikum ist offener als anderswo, sagt sie.
Die Menschen in Berlin sind das Inspirierendste
Das sich künstlerisch neu erfinden können, schätzt auch der Norweger Tom Hugo an der deutschen Kulturmetropole. Seit acht Jahren zieht es den 35-Jährigen alle paar Monate an die Spree:
"Ich denke eine der coolen Sachen ist, dass ich meinen Ursprung als eher akustischer Singer-Songwriter hier mixen kann mit Leuten, die einen elektronischen Hintergrund haben, das mache ich gerade aktuell."
Überhaupt die Menschen sind in Berlin das Inspirierendste findet er. Hierher kommen Leute aus allen Teilen der Welt mit vielen Ideen und kaum Geld, die sich andere Städte wie Paris, London, Oslo, aber auch Hamburg oder München nicht leisten können. Sie prägen allein mit ihrer Anwesenheit und ihren Geschichten die kulturelle Szene. Ganz umziehen will der Blonde Sunnyboy mit Drei-Tage-Bart aber nicht nach Berlin. Er hat Angst davor, dass ihm dann im Klein-Klein des Alltags der Blick verloren geht für die Momente, die Ideen auslösen. Im vergangenen Jahr war das schlicht der erste Frühlingstag in Berlin.
"Kaum sieht man einen Lichtstrahl sind plötzlich alle auf der Straße oder an der Spree. Ich spazierte an dem Tag in der Nähe der Warschauer Straße entlang und da dachte ich mir, okay, heute ist der Tag, an dem ich einen Song schreibe für und über Leute, die nicht so viel Anerkennung bekommen wie sie eigentlich verdient hätten und da habe ich mich in die Nähe gesetzt an eines der letzten Mauerstücke an der Spree Richtung Kreuzberg und innerhalb einer Stunde hatte ich den Refrain für meinen Song 'Nothing but the Best'."
Ein sonniges Gemüt hilft auch in Berlin
Wer nicht mit einem so sonnigen Gemüt und geselligem Naturell gesegnet ist wie Tom Hugo, kann es in Berlin allerdings auch recht schwer haben.
Der Ire Mick Flannery hat hier große Teile seines Albums "By the Rule" geschrieben, singt vom Alleinsein an Samstagabenden im Februar, an denen nicht mal Gott mit ihm Mitleid hatte.
"Ich war manchmal ganz schön einsam, aber ich mag die Stadt. Es gab mal einen Tag, nachdem ich tagelang alleine in der Wohnung war, ging ich zum Frühstücken raus und als ich den Kaffee bestellte, erkannte ich meine eigene Stimme kaum wieder."
Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sagt Mick Flannery von seinem jüngsten Album, er habe noch nie so sehr nach sich selbst geklungen.