Musiker und Autor PeterLicht

"Befreien ist gut!"

50:40 Minuten
Der Indie-Pop-Musiker und Autor Peter Licht bei einer Lesung mit einem Buch in der Hand.
In seinem neuesten Roman bricht der Autor PeterLicht mit gängigen Erzählmustern. © imago / Horst Galuschka
PeterLicht im Gespräch mit Miriam Zeh |
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Wie wollen wir leben? Wo arbeiten? Was konsumieren? PeterLicht wettert gegen ausgelaugte Plots und Narrative. Er sehnt sich nach herzwärmenden Popmomenten und liest aus seinem neuen Kaffee- und Arbeitsroman "Ja okay, aber".
Schon durch das Musikvideo zu seinem Superhit "Sonnendeck" fuhr 2001 ein royalblauer Bürostuhl aus dem Office in die Freiheit. Seitdem ist Arbeit eine Konstante im Werk von Musiker und Autor PeterLicht. In seinem neuen Roman stromert ein mittelalter Icherzähler durch seinen Co-Working-Space. Immer auf der Suche nach dem nächsten Kaffee, um endlich mal voranzukommen. Womit, bleibt unklar.

Bohrung statt Plot

"Ja okay, aber" bohrt sich in den Stillstand. Der Roman bricht mit gängigen Erzählmustern von Tatort bis Netflix. Er sträubt sich gegen eine Handlung, die einfach zu durchschauen wäre. "Denn es gibt hier", mit dem Romantext und der Stimme des Erzählers gesprochen, "so weit ich blicke, nicht einen einzigen Plot, sondern eine unendliche Menge davon".
In der Kölner Küche von Literaturredakteurin Miriam Zeh weist PeterLicht jede autofiktionale Überschneidung mit seinem rastlosen Erzähler zurück. Doch auch der Autor hadert mit den internalisierten Anforderungen unseres narrativbasierten Kapitalismus.
Er schimpft auf die erkaltete Popkultur, deren Geheimnisse längst gelüftet sind. Die permanente Selbstreflexion steht einer ehrlichen affektiven Reaktion im Weg. So wie ein Verlieben unmöglich wäre, wenn in jedem Moment die neurologischen Veränderungen im Körper analysiert würden.

Roman bitte nicht nachmachen!

Sein Roman "Ja okay, aber" endet in einem ekstatischen Befreiungsschlag. Ohne zu viel zu verraten, ist der auch ein bisschen eklig. "In concreto das, was da passiert, sollte man vielleicht besser nicht tun", so PeterLicht. Aber auch er hat sich beim Schreiben befreit, zum Beispiel vom Kaffee.
"Man muss irgendwas nicht tun, damit man sich wieder spürt", rät er. Und hält sich in dieser Folge des Literaturpodcasts "Buchbesuch" an stilles Wasser und grünen Tee.

PeterLicht: "Ja okay, aber"
Tropen Verlag, Stuttgart 2021
240 Seiten, 20 Euro

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