"Für mich war immer wichtig, Sympathie zu vermitteln"
Diplomatie mit musikalischen Mitteln: Diese ungewöhnliche Strategie ist für Walter Lindner längst Routine. Die meisten kennen den Mann mit Pferdeschwanz und Frank-Zappa-Bart aus seiner Zeit als Sprecher von Joschka Fischer.
Wenn Walter Lindner demnächst als Botschafter nach Südafrika geht, wird er dort eine Band gründen. Das ist ungewöhnlich für einen Diplomaten, aber für Walter Lindner beinahe schon Routine. Auf seinem letzten Botschafterposten in Venezuela hat er eine Salsa-Band ins Leben gerufen, während seiner Zeit in Kenia eines der größten Musikfestivals Ostafrikas aufgebaut und auch mehrere CDs veröffentlicht.
"Das Geld verdiene ich durch die Diplomatie, da ist auch Herzblut drin. Aber mein großes Herz ist natürlich in der Musik. (…) Das ist die größte Bereicherung, die man haben kann", sagte Lindner im Deutschlandradio Kultur.
In jedem Land, in dem er sei, versuche er "als allererstes gleichmal die Musikszene sozusagen abzuchecken". So machte er es auch in Kenia. Und weil er keine Ahnung von kenianischer Musik hatte, "habe ich mir CDs beschaffen lassen von den angesagten Musikern dort".
Das erste Pop-Rock-Jazz-Soul-Festival in Ostafrika
Die hörte er durch und lud die Musiker, die ihm am besten gefielen, in die Botschafter-Residenz ein. Gemeinsam gründete er mit den Größen der kenianischen Musikszene das erste Pop-Rock-Jazz-Soul-Festival in Ostafrika – in der Residenz mit Tausenden Besuchern. "Das ist Kulturarbeit der Botschaft im besten Sinne", kommentiert Lindner.
Er selbst war auf dem Konservatorium in München und auch auf der Berklee School in Boston: "Das ist sozusagen 'die' Jazzakademie weltweit. Und wer da war, der hat die gleiche Sprache mit anderen. Und in Kenia waren fünf andere Musiker, die auch auf der Berkeley School waren."
Die Zeit, in der "die Botschafter irgendwo entrückt in ihren Offices sitzen", sei schon lange vorbei. Das Botschafterwesen sei deutlich lockerer und offener geworden - auch aufgrund der sozialen Entwicklungen in deutschen Gesellschaft, sagte der zukünftige deutsche Botschafter in Südafrika mit Bezug auf die 68er-Revolution.
"Mein Konzept ist rauszugehen – in die Slums zu gehen, zu den Konzerten, zu den Leuten, damit die sehen: Okay, wer sind diese Deutschen eigentlich? Wie sind diese Deutschen? Wen repräsentieren die? (…) Für mich war immer wichtig, Sympathie zu vermitteln. Und das können Sie auf dem afrikanischen Kontinent am leichtesten über Fußball und über Musik."