Zwischen Lobgesang und Regimekritik
Während einige Popsänger pünktlich zur Präsidentschaftswahl regelrechte Lobgesänge auf den Präsidenten anstimmen, leiden regimekritische Musiker unter Repressionen: "Man hat Angst vor jedem Wort, das man sagt", betonte der Sänger Yasser El Manawahly.
"Das Wichtigste für uns ist, dass es Ägypten besser geht. Guten Tag, Herr Präsident!"
So stimmt der beliebte Pop-Sänger Hussain al-Jassmi auf die ägyptischen Präsidentschaftswahlen ein. Das Musikvideo dazu zeigt Stars und Sternchen, die zum Beispiel die Straße fegen, bunte Blumen pflanzen und die schwarz-weißen Bordsteinkanten neu anstreichen. Auf ihren T-Shirts steht genau der Slogan, mit dem sich Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi auf seinen Plakaten um seine Wiederwahl bewirbt: "Tahya Masr", "Lang lebe Ägypten." Auch wenn der Name al-Sisis nicht ausgesprochen wird, so lässt sich Hussein al-Jassmis Lied doch als musikalische Wahlempfehlung verstehen. In den sozialen Medien fragen sich allerdings so manche Einheimische, wie die Produzenten des Musikvideos die Kairoer Straßen so blitzblank bekommen haben. Denn das wahre Leben in Ägypten sähe doch anders aus - auch für Musiker.
So stimmt der beliebte Pop-Sänger Hussain al-Jassmi auf die ägyptischen Präsidentschaftswahlen ein. Das Musikvideo dazu zeigt Stars und Sternchen, die zum Beispiel die Straße fegen, bunte Blumen pflanzen und die schwarz-weißen Bordsteinkanten neu anstreichen. Auf ihren T-Shirts steht genau der Slogan, mit dem sich Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi auf seinen Plakaten um seine Wiederwahl bewirbt: "Tahya Masr", "Lang lebe Ägypten." Auch wenn der Name al-Sisis nicht ausgesprochen wird, so lässt sich Hussein al-Jassmis Lied doch als musikalische Wahlempfehlung verstehen. In den sozialen Medien fragen sich allerdings so manche Einheimische, wie die Produzenten des Musikvideos die Kairoer Straßen so blitzblank bekommen haben. Denn das wahre Leben in Ägypten sähe doch anders aus - auch für Musiker.
Patriotismus ist musikalische Pflicht
Diese ägyptische Sängerin soll zum Beispiel ins Gefängnis. Sherine Abdel-Wahab besingt hier zwar auch patriotisch die Schönheit ihres Landes. "Hast Du noch nicht vom Nil getrunken", so der metaphorische Titel dieses bereits älteren Hits, den ihre Bewunderer lieben. Auf einem Auslandskonzert vor einigen Monaten riefen die Fans also "Hast Du noch nicht vom Nil getrunken", um das Lied zu hören. "Nein" antwortete Sherine lachend und empfahl "Trinkt lieber Evian", also abgefülltes Wasser. Sherine wurde angezeigt und trotz späterer Entschuldigung von einem ägyptischen Gericht zu sechs Monaten Haftstrafe verurteilt. Der Nil sei nicht schmutzig, so der Richter. Das beleidige Ägypten. Sherine muss jetzt auf ihr Berufungsverfahren hoffen. So wie weitere Sängerinnen, die ebenfalls zu Haftstrafen verurteilt wurden - sie wegen anzüglicher Texte.
"Die Situation von Künstlern und Musikern ist so schwierig momentan, weil sich der Staat wandelt: Vom autoritärem Staat zur Diktatur."
So die ägyptische Politikwissenschaftlerin Hoda Salah. Sie forscht und lebt zur Zeit in Berlin, verfolgt die angespannte Lage in Ägypten aber genau.
"Jeder, der irgend etwas Kritisches gegen diesen Nationalismus tut, wird natürlich sofort bestraft und er muss sich diesem staatlichen Dogma anpassen. Das ist Nationalismus. Religion ist wichtig, Werte, Moral. Und wer sich dagegen richtet, gehört sofort bestraft."
"Die Situation von Künstlern und Musikern ist so schwierig momentan, weil sich der Staat wandelt: Vom autoritärem Staat zur Diktatur."
So die ägyptische Politikwissenschaftlerin Hoda Salah. Sie forscht und lebt zur Zeit in Berlin, verfolgt die angespannte Lage in Ägypten aber genau.
"Jeder, der irgend etwas Kritisches gegen diesen Nationalismus tut, wird natürlich sofort bestraft und er muss sich diesem staatlichen Dogma anpassen. Das ist Nationalismus. Religion ist wichtig, Werte, Moral. Und wer sich dagegen richtet, gehört sofort bestraft."
Um Yasser El Manawahly ist es still geworden
Der massive Druck der Sicherheitsbehörden hat Folgen. Das erlebt auch Yasser El Manawahly. Mit der ägyptischen Revolution 2011 wurde der Sänger an der orientalischen Laute durch seine Chansons bekannt. Sogar der deutsche Liedermacher Konstantin Wecker stellte die Musikvideos des Ägypters damals anerkennend auf seine Website. Doch in der letzten Zeit ist es um Yasser El Manawahly still geworden.
"Die Fantasie, die Gedanken sind eingeschränkt. Wie erstickt. Man hat Angst vor jedem Wort, das man sagt. Dabei bin ich nur einer, der nicht bestimmte Personen kritisiert, sondern nur Taten, falsche Entscheidungen. Aber sogar die Studios lehnen derzeit ab, Songs von mir aufzunehmen, weil ich zu sehr mit der Revolution verbunden bin. Selbst andere Musiker haben Angst, mit mir zu spielen. Manche machen nur bei Aufnahmen mit, damit sie mir einen Gefallen tun. Aber sie möchten nicht, dass ihr Name erwähnt wird."
Trotzdem will Yasser El Manawahly nicht schweigen. Sein jüngster Song fragt: "El Qaed feen?", zu Deutsch "Wo ist der Führer?" - "Der Führer ist in hundert Teile zerrissen", singt der Ägypter mutig. Und die Straße, gemeint ist das Volk, liege da "wie eine Leiche".
Der Traum von Freiheit
"Mein Lied erzählt davon, dass das normale Volk sehr viel Verstand hat, mehr als die Obrigkeit denkt, und dass das Volk nicht nachvollziehen kann, warum es weiter Geduld und Verzicht üben soll. Dieser Führer, nach dem ich frage, ist keine bestimmte Person, aber die Kraft, an die die Revolutionäre geglaubt haben. Und die hatten alle den selben Traum, nämlich von einem Land in Freiheit, mit Gerechtigkeit und Würde."
Und was hält Yasser El Manawahly von den gut gelaunten Popsongs, die jetzt im ägyptischen Präsidentschaftswahlkampf erklingen?
"Das sind keine Künstler. Wenn die Moral fehlt, ist das keine Kunst. Ich bin Gott dankbar, dass ich nicht einer von diesen Leuten bin. Entschuldigen Sie, wenn ich ehrlich bin, aber so etwas ekelt einen an."
Und was hält Yasser El Manawahly von den gut gelaunten Popsongs, die jetzt im ägyptischen Präsidentschaftswahlkampf erklingen?
"Das sind keine Künstler. Wenn die Moral fehlt, ist das keine Kunst. Ich bin Gott dankbar, dass ich nicht einer von diesen Leuten bin. Entschuldigen Sie, wenn ich ehrlich bin, aber so etwas ekelt einen an."