Musikerin und Kabarettistin Anna Mateur

"Ich bin ein Chaot mit einer großen Sehnsucht nach Ordnung”

36:54 Minuten
Musikerin Anna Mateur im Porträt. Ihre rechte Hand verdeckt ihr rechtes Auge. Auf ihre Handfläche ist ein Auge gemalt.
"Chaoshüter" heißt das aktuelle Bühnenprogramm von Anna Mateur. © David Campesino
Moderation: Tim Wiese |
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Anna Mateur ist ein überaus temperamentvolles Bühnentalent. Mit ihrem scharfsinnigen Humor, den vielen Farben ihrer Stimme und einer guten Dosis Selbstironie bezaubert sie ihr Publikum sowohl musikalisch als auch komödiantisch.
Vor Kurzem konnte man Anna Maria Vogt alias Anna Mateur als Sängerin in der Serie “Eldorado KaDeWe” bewundern. Wie viele der Figuren, die in dieser Serie auftauchen, hat auch sie häufiger das Gefühl, nicht dazu zu gehören. „Ich hoffe, das kennt jeder so ein bisschen. Das bringt einen ein bisschen auf den Boden.“
So habe sie aufgrund ihrer Körperfülle schon zu hören bekommen, dass so doch keine Sängerin aussehe. Wer sie auf der Bühne erlebt, weiß sofort, dass das Unsinn ist. Gekonnt komisch, musikalisch, originell und selbstironisch bietet sie ihren Zuschauern ein äußerst vielseitiges Programm.

Mit Chaos Grenzen überschreiten

Ihr aktuelles Bühnenprogramm heißt “Chaoshüter”. „Ich glaube, ich bin ein Chaot mit 'ner großen Sehnsucht nach Ordnung“, beschreibt sie sich selbst. „Alle, die neu denken, die über Grenzen gehen, die sich viel bewegen im Geist und im Kopf, ausprobieren, ins Risiko gehen, die arbeiten alle mit Chaos.“
Das Lustige an einer Pointe sei eben, dass eine Erwartung nicht erfüllt werde, also chaotisch etwas ganz anderes passiere. Für diese Komik setzt Anna Mateur sehr gekonnt die enorme Bandbreite ihrer Stimme ein, seit einiger Zeit auch in der Radiokolumne “Hörschnitzel” beim MDR.

Musik von Anfang an

Anna Mateur ist ausgebildete Sängerin und wurde bereits in eine musikalische Familie hineingeboren. Die Kindheit in den 80er-Jahren “im Tal der Ahnungslosen” in Dresden war von Musik geprägt: Beide Eltern waren Musiklehrer, der Vater leitete zu Hause einen eigenen Chor. Die kleine Anna lernte Klavier, Blockflöte und Querflöte und sang sechs Jahre lang im philharmonischen Kinderchor, mit “recht anspruchsvollem Repertoire”.
Improvisationsversuche am Klavier gefielen zwar nicht der Oma, die mit im Haus wohnte und aus der Küche “es gibt Noten!” rief, legten aber den Grundstein für weiteres kreatives Musikschaffen.

Dresden ist nicht nur Pegida

Der Stadt Dresden ist Anna Mateur treu geblieben. Dort hat sie sich gemeinsam mit anderen auch für Geflüchtete eingesetzt. Dass Dresden so schnell mit "Pegida" gleichgesetzt werde, mache sie traurig. Diesen Leuten, die so massiv Präsenz in der Stadt zeigen, etwas entgegenzusetzen, hat sie auf ziemlich unterhaltsame Weise auf der Bühne versucht. Direkte Begegnungen bei deren Aufmärschen machten sie einfach nur wütend, “so eine ohnmächtige Wut”.
Trotzdem glaubt sie, dass man im Gespräch bleiben sollte – nicht immer einfach aufgrund der hasserfüllten Haltungen und Feindbilder.
“Das Wort Gutmensch ist für mich auch kein Schimpfwort. Man sollte immer versuchen, wenn es einem gut geht, irgendwas davon abzugeben, weil es sich einfach besser lebt, wenn man sich gegenseitig wahrnimmt.”
(mah)
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