Hoffnung auf den großen Lebenshunger nach der Pandemie
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Touren abgesagt, Stücke auf Eis gelegt: Viel zu tun hat die Musikerin Christiane Rösinger im Corona-Lockdown nicht. Pessimistisch stimmen sie zudem die Folgen der Pandemie für die Indie-Szene. Doch ein Fünkchen Hoffnung hat sie trotzdem.
Als "ein Auf und Ab von Hoffnung und Verzweiflung" beschreibt Christiane Rösinger ihre momentane Lage als soloselbstständige Kulturschaffende in der Corona-Pandemie. Ihre Touren seien bereits mehrfach verschoben worden. Theaterstücke liegen auf Eis, weil dann zu viele Menschen auf der Bühne seien.
"Es ist sehr schwierig und nervenaufreibend. Bei all den Dingen, die man jetzt anfängt, weiß man nicht, ob sie wirklich stattfinden. Aber trotzdem ist es besser, als nichts zu tun zu haben", fasst die Musikerin, Sängerin und Autorin ihre Situation zusammen.
Positives Feedback nach Tatort-Auftritt
Auch abseits der Bühne sei es schwierig, vor allem weil sie allein lebe. Denn alle Dinge fielen weg, die ihren Alltag ausgemacht hätten. "Gleichzeitig stelle ich es mir als Hölle vor, in einer engen Wohnung mit zu vielen Leuten zu wohnen", sagt sie.
Mitte Januar war Rösinger im Tatort "Das ist unser Haus" zu sehen. Von ihrem Auftritt sei sie selbst "überrascht" gewesen. "Wenn man es nicht gewohnt ist, ist es für einen selbst ziemlich schrecklich, sich im Fernsehen zu sehen", so die Sängerin. Es gebe einen Unterschied zwischen ihr und "richtig gelernten Schauspielern". Deswegen habe sie auch das positive Feedback gefreut.
Doch trotz ihrer verschiedenen künstlerischen Standbeine funktioniere in der Zeit der Pandemie nichts besonders. Deswegen sei sie sehr froh darüber, nun ein neues Stück am Berliner Theater Hebbel am Ufer schreiben zu können. Von diesem hoffe sie, dass es noch in diesem Jahr auf die Bühne kommt.
Szene liegt brach
Gleichzeitig gehöre sie nicht zu den Menschen, die durch den Lockdown "die große Inspiration" habe, räumt die Musikerin ein. "Ich brauche einen Auftrag und etwas zu tun. Wir machen Musik nicht für uns, sondern damit wir sie vorführen", unterstreicht sie. Mit Glück gebe es vielleicht im Sommer wieder Konzertmöglichkeiten.
Was ihr musikalisches Schaffen betrifft, zeigt sich Christiane Rösinger pessimistisch: "Ich denke, das wird nicht mehr wie vorher werden. Die ganze Szene, die man mal Indie-Musik genannt hat, die lebte von den Treffen auf Konzerten und Bars. Das liegt alles brach. Es war vorher schon total schwierig, mit Musik Geld zu verdienen - jetzt ist das unmöglich geworden."
Förderung für Musiker
Deswegen sei es notwendig, jetzt abzuwarten und Geduld zu haben. "Ich habe das Glück, dass ich einen Kleingarten habe. Ich freue mich auf den Frühling, da gibt es etwas zu tun." Für ihre Musikkolleginnen und -kollegen hoffe sie auf eine weitere Förderung. "Denn sie wurden in dem Ganzen ziemlich vergessen."
Aber auch ein bisschen Hoffnung für die Zukunft hat Christiane Rösinger: "Ich kann mir vorstellen, wenn es endlich vorbei ist, dass dann ein ganz großer Lebenshunger ausbricht – dass die Leute dann weggehen, tanzen, trinken und Musik hören wollen wie die Verrückten."
(rzr)