Der Körper als Botschaft
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Instagram kann junge Musikerinnen berühmt machen. Doch die ständige Reproduktion von perfekten Körperbildern hat für sie selbst als auch für ihre weiblichen Fans negative Folgen. Dass es auch anders geht, hat die Kulturwissenschaftlerin Sonja Eismann beobachtet.
Instagram ist für junge Musikerinnen vermutlich derzeit die wichtigste Promo-Plattform. Allerdings steht die Seite im Verruf, jungen Menschen unrealistische Körperbilder zu vermitteln und eine Welt zu präsentieren, in der alle Leute ständig gute Laune und Erfolg haben.
Wie gerieren sich junge Popmusikerinnen auf der Seite? In der Regel sexy. Die Musikerinnen lernten sehr schnell, "dass es in ihrer Karriere nicht nur darum geht, gute Musik und attraktive Pop-Images zu präsentieren, sondern sich selbst auch als Marke zu positionieren", sagte die Kulturwissenschaftlerin Sonja Eismann im Deutschlandfunk Kultur.
Die ständige Arbeit am Ich
Dafür sei "eine ständige Arbeit am Ich bis zur Selbst-Objektifizierung notwendig", so Eismann: "die noch mal dadurch intensiviert wird, dass Social Media ja rund um die Uhr bespielt werden will".
Bei der Konzeption von Social Media-Auftritten werde immer stärker auf den Belohnungs- und Suchtaspekt gesetzt, sagte die Mitherausgeberin des "Missy Magazine". Und dieser verlange ständig neuen Content als auch eine vermeintliche Interaktion zwischen Star und Userin, "damit diese das Gefühl bekommt, ihr werden kostbare Geheimnisse verraten".
Wenn man hinter die Kulissen blicke, komme das alles aber letztlich gar nicht so gut an, betonte Eismann. Denn der Konsum von Bildern, auf denen Normvorstellungen von weiblicher Attraktivität bedient würden, könne gerade bei jungen Userinnen zum beständigen Vergleichen und dann zu psychischen Folgen führen: "Depressionen, negative Selbstwahrnehmung, bis hin zu Essstörungen".
Botschafterin von "Body Positivity"
Es geht allerdings auch anders. Einige Musikerinnen zeigten sich auf Instagram weniger abgehoben und perfekt, betonte Eismann. So zum Beispiel die afroamerikanische Rapperin Lizzo, die sich mit ihrem beleibten Körper als Botschafterin von "Body Positivity" sehe und regelmäßig ihren mächtigen Hintern präsentiere.
Eismann erwähnte in diesem Zusammenhang auch die Reggae-Sängerin Koffee aus Kingston, die sich in schlabberigen, coolen Unisex-Klamotten zeige und somit "nicht den Weg der Sexualisierung" gehe.
Eismanns Fazit: Es gebe inzwischen eine große sichtbare Masse an Musikerinnen durch die Allgegenwart von Instagram, man könne dort bei Erfolg plötzlich ein Millionenpublikum haben. Jetzt komme es eigentlich nur noch darauf an, die neue Vielfalt auch zu gestalten und nicht immer nur sexy zu sein.
(ahe)