In der "Tonart am Vormittag" besuchen wir in dieser Woche immer um 11:10 Uhr Musikermuseen in deutschen Urlaubsorten. Jedes Museum erinnert an einen Komponisten oder Musiker. Hier ein Überblick über die kommenden Beiträge:
Dienstag: Das Ramones-Museum in Berlin
Mittwoch: Das Geigenbaumuseum in Mittenwald
Donnerstag:Das Liszt-Haus in Weimar
Freitag: Das Carl Orff-Museum in Dießen
Auf Zeitreise im Brahms-Haus in Heide
Wer nach Heide in Dithmarschen kommt, kommt an Johannes Brahms nicht vorbei. Hier liegen die familiären und musikalischen Wurzeln des Komponisten. Im Brahms-Haus lässt sich in seinen Briefen schmökern und die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts atmen.
Es ist ein wunderbarer Tag in Dithmarschen. Mit strahlendem Sonnenschein und blühenden Rapsfeldern. Ich bin mit einem Kollegen auf dem Weg nach Flensburg und mache unterwegs einen Abstecher nach Heide um dort das Brahms-Haus zu besuchen. Das historische Gebäude liegt in der Innenstadt gleich in der Nähe des Bahnhofs. Mit den weißgestrichenen Klinkersteinen, den Roten Dachziegeln und dem hohen Giebel über der grünen Eingangstür ähnelt es sehr einem Geesthardenhaus. Ein Bauernhaustyp den man nördlich der Eider bis nach Dänemark hinein sehr häufig antreffen kann und der den traditionellen Häusern auf den nordfriesischen Inseln recht ähnlich ist.
In der Vordiele des historischen Gebäudes treffen wir auf Anja Piening von der Geschäftsleitung der Brahms Gesellschaft Schleswig/Holstein und auf Prof. Eckhard Besch den früheren Vorsitzenden. Für ihn ist Heide ohne das Brahms-Haus heute nahezu undenkbar.
"Wer nach Heide kommt, kommt am Brahms-Haus nicht vorbei. Bekränzt quasi mit den wunderbaren Bäumen die in Blüte stehen. Den japanischen Zierkirschen."
Das dieser Ort in der Stadt heute einen solch großen Stellenwert einnimmt. Der Umstand das man das Brahms-Haus heute in einem so wunderbaren Zustand und einer so schönen Umgebung erleben kann war fast so etwas wie ein Zufall. Und daran war der Initiator des Schleswig Holstein Musikfestival maßgeblich beteiligt.
"Als in dem Jahr um 1987 hier Justus Franz dereinst hier vorbei fuhr und ein Schild draußen angebracht sah auf den stand 'Stammhaus der Familie Brahms' hieß es: 'Stopp, was ist das denn?' Ja und nun war das ein altes kleines gammeliges Haus und er sagte: 'Das darf doch wohl nicht wahr sein, warum macht ihr nicht mehr daraus?' So, das Haus wurde gekauft, weil Justus Franz also durch sein Naturell so auszeichnete das er sagte: 'Hier muss jetzt sofort was gemacht werden. Das Haus muss erworben werden, es muss hier eine Brahmsgesellschaft gegründet werden …', passierte auch alles 1987."
"Stammhaus" der Familie Brahms
Doch bis zur Eröffnung des restaurierten Gebäudes dauert es noch einige Zeit. 1990 wurde das Haus seiner Bestimmung übergeben und ist heute das nördlichste Musikermuseum in Deutschland. Doch auch wenn es das "Stammhaus" der Familie Brahms war so ist Johannes Brahms dort nicht geboren worden. Aber Johannes Brahms waren seine Wurzeln in Dithmarschen immer sehr bewusst und auch die Orte wo sich sein Vater dort bewegt hat. Wie zum Beispiel das Haus in der Straße Lüttenheid in Heide.
"Erworben hat es ein Onkel von Johannes Brahms, der Bruder des Vaters. Und der Vater von Johannes Brahms der ist hier ein und aus gegangen, der aber nicht in diesem Haus geboren worden ist. Johann Jakob Brahms. Auf den berufen wir uns sehr gerne. Denn der Vater ist der Grund für die Musik in der Familie."
Der Vater von Johannes Brahms hatte es vom Musiker mit Gesellenbrief, einem sogenannten Stadtpfeifer, bis zum Orchestermusiker in Hamburg geschafft. Auch dieser musikalische Zweig in der Familie Brahms wird im Museum in Heide beleuchtet. Im Erdgeschoss befindet sich ein kleiner Saal rechts von Eingang, dort wo früher wohl einmal das Vieh stand, links ist ein Wohnraum mit Mobiliar aus dem 19. Jahrhundert. Unter anderem ein Klavier von einem Instrumentenbauer den Brahms besucht hat. Der Hauptteil der Ausstellungsräume befindet sich im oberen Geschoss. Doch weil das Haus klein ist wird auch der Treppenaufgang genutzt.
"Hier sind, klein aber oho, unsere Brahms-Preisträger. Nicht wahr, das ist ja so. Der Vorstand der Brahms Gesellschaft tagt natürlich auch im Brahms-Haus. Und da werden hier Konzertprogramme entwickelt, ich weiß nicht was alles. Aber natürlich wird sich auch ausgedacht wer kriegt den nächsten Brahmspreis."
Im den Räumen im ersten Stock kann man Faksimile von Johannes Brahms sehen und Briefe die er an Freunde und Kollegen geschrieben hat. So hatte er auch einen regen Freundschaftlichen Austausch mit dem Niederdeutschen Dichter Klaus Groth dessen Museum in seiner Heimatstadt Heide nur einen Steinwurf entfernt liegt. Und Johannes Brahms hat Texte von Groth vertont.
Eintauchen in die Vergangenheit
Auch das zeigt die Verbundenheit von Johannes Brahms mit der Heimat seiner Vorfahren. Und das Brahms-Haus in Heide vermittelt noch ein wenig von der Atmosphäre dieser Zeit.
"Das denkt man nicht wenn man nach Heide kommt, dann in so eine Räumlichkeit zu kommen die doch wirklich die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts atmet. Das kann man so sagen."
Und dieser Eindruck, ein wenig in die Zeit des Komponisten Johannes Brahms einzutauchen, vermittelt sich auch in dem kleinen Saal des Brahms-Hauses wo man an der Rückwand die Vergrößerung eines Aquarelles des Musizierzimmers von Johannes Brahms in der Carlsgasse in Wien sehen kann. Ein Gemälde das nach einer Fotografie entstanden ist.
"Da hat der Maler dann den Brahms weggelassen und hat dies Detail gerecht gemacht. Das hat ja nun keinen Zweck das nun im Einzelnen zu erklären wenn man es nicht sieht. Also genau so wie es war. Und das haben wir nun hier und wenn die Leute hier sitzen dann haben sie das Gefühl, ich bin im Wohnzimmer. Sehen sie mal hier. Der Blick dahin. Das ist eine Vergrößerung dieses Raumes."
So ist das Brahmshaus in Heide eine kleine Reise in die Zeit von Johannes Brahms und seiner Vorfahren in Dithmarschen. Und der Besucher verlässt, wie Prof. Eckhard Bresch von der Brahms Gesellschaft meint, das Haus als ein Anderer.
"Wer Lust hat hier ein bisschen Zeit zu verbringen, der geht klüger raus als er reingekommen ist. Das kann ich ihnen sagen."