Cédric Tiberghien, Klavier
ChorWerk Ruhr
Berliner Philharmoniker
Leitung: Sir George Benjamin
Wolken und Uhren
Komponist und Dirigent in Personalunion: Diese Doppelrolle war früher selbstverständlich, heute ist sie selten. Der Brite George Benjamin gehört nach Pierre Boulez zu den prominentesten Vertretern dieser Spezies, ihm widmet das Musikfest Berlin einen Schwerpunkt.
Rituale, Zeremonien, Aktionen und Sinfonien – darum geht es beim aktuellen Musikfest Berlin, dem internationalen Orchesterfestival der Berliner Festspiele. Vom Konzert im Allgemeinen bis hin zu vielen Werken, die derlei Bezeichnungen im Titel führen: Das Rituelle, Sakral-Zeremonielle ist omnipräsent überall, wo Töne erklingen. Ohne das vielbeschworene "Konzertritual" würde keine Sinfonie aufgeführt werden können, aber auch jedes Popkonzert ist eine Zeremonie, die ihren eigenen Gesetzen gehorcht.
Zwischen Schreibtisch und Podium
Jede Zeremonie braucht ihren Meister, und im Sinfoniekonzert ist das üblicherweise der Dirigent. Das Musikfest Berlin zeigt eine auffallende Vorliebe für dirigierende Komponisten: Hatte in der Vergangenheit Pierre Boulez (1925-2016) in dieser Funktion das Festival zum Berliner Saisonauftakt geprägt, so sind es in diesem Jahr gleich drei – mit Boulez jeder auf seine Weise verbundene – Musiker. Neben Enno Poppe (Konzertübertragung am 16. September) und Peter Eötvös (Konzertübertragung am 20. September) ist hier der 1960 geborene Brite Sir George Benjamin zu nennen.
Zwitschermaschinen
Am Pult der Berliner Philharmoniker stellt Benjamin die "Palimpsests", eines seiner orchestralen Hauptwerke, in einen subtilen Zusammenhang mit Musik von Pierre Boulez, György Ligeti und Maurice Ravel. Mit Boulez verbindet ihn trotz des Generationenunterschieds die gleiche Lehrerpersönlichkeit, denn auch Benjamin wurde von Olivier Messiaen ausgebildet. Zugleich waren die "Palimpsests" Boulez zum 75. Geburtstag gewidmet, der seinerzeit auch die Uraufführung mit dem London Symphony Orchestra gestaltete. "cummings ist der dichter" ist eine erlesene Kantate von Boulez, dessen ungewöhnlichen Titel Boulez aus einem redaktionellen Missverständnis ableitete.
Bei Boulez verwandelt sich das klein besetzte Ensemble in eine "Zwitschermaschine", der in Ligetis Parallelwerk die regulär tickende Uhr und die nicht so recht greifbare Wolke gegenüber gestellt werden. Maurice Ravel schließlich, ein Vorbild aller genannten Komponisten, bewies in seinem für die linke Hand geschriebenen Klavierkonzert, dass es manchmal gerade die Beschränkung ist, die den Reichtum hervorbringt.
Musikfest Berlin
Live aus der Philharmonie Berlin
Live aus der Philharmonie Berlin
Pierre Boulez
"cummings ist der dichter" für 16 Solostimmen und Instrumente
"cummings ist der dichter" für 16 Solostimmen und Instrumente
Maurice Ravel
Konzert für Klavier (linke Hand) und Orchester D-Dur
Konzert für Klavier (linke Hand) und Orchester D-Dur
ca. 20.45 Uhr Konzertpause, darin: Leonie Reineke im Gespräch mit Sir George Benjamin
György Ligeti
"Clocks and Clouds" für zwölf Frauenstimmen und Orchester
"Clocks and Clouds" für zwölf Frauenstimmen und Orchester
George Benjamin
"Palimpsests I/II" für Orchester
"Palimpsests I/II" für Orchester
Dolby Digital 5.0 über Satellit