Musikfest Berlin 2021

Kontraste bei Pärt und Strawinsky

Robin Ticciati in dunklem Hemd fährt sich mit beiden Händen gleichzeitig durch seine lockigen Haare.
Robin Ticciati ist seit 2017 Chefdirigent des DSO Berlin und bleibt es voraussichtlich bis 2027. © DSO Berlin / Marco Borggreve
Moderation: Volker Michael |
Robin Ticciati findet immer geniale Kontrastprogramme für sein Deutsches Symphonie-Orchesters Berlin. So stellt er Requiem-Gesänge von Igor Strawinsky dem Cellokonzert von Arvo Pärt gegenüber: beide 1966 komponiert, beide in ganz anderen Klangwelten zu Hause.
Dieser Konzertabend, der insgesamt vier Werke bietet, gehört in den Kanon des Musikfests Berlin 2021. Es geht an diesem Abend um Licht und Schatten, Pro und Contra, Tod und Ewiges Leben, um Dissonanz und Harmonie, um strenge Ordnung der Töne und um freies Klingen und Rauschen.

Klangwolken-Werk

Der Abend beginnt mit einer sehr versöhnlichen Form von Moderne: mit "Ionisches Licht" des Grazer Komponisten Klaus Lang. Es erstellte für dieses Konzert, das zugleich Saisoneröffnung des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin ist, eine groß besetzte Orchesterfassung.
Die Musikerinnen und Musiker spielen ohne konkrete rhythmische Anweisungen. Dadurch entstehen eher Klangflächen. Es kommt einem langsamen An- und Abschwellen gleich. Der Titel "Ionisches Licht" suggeriert, dass des Klang ein kraftvolles visuelles Strahlen sein könnte.

Trauerwerk von und für Strawinsky

Zentrales Werk sind die "Requiem Canticles" von Igor Strawinsky. Sein Werk ist Schwerpunkt des diesjährigen Musikfestes. Es ist quasi sein letztes Werk, 1966 komponiert, kurz und knapp, beeindruckend präzise und unsentimental. Diese Canticles waren dann auch zu seiner Beerdigung in Venedig zu hören.
Im gleichen Jahr, 1966, entstand auch das Cellokonzert "Pro und Contra" von Arvo Pärt. Ein Werk des Esten, das mal nicht mystische, sondern rabiat-modern ausfällt. Dieses Werkesetzte Dirigent Ticciati als Kontrapunkt zu Strawinsky.
"Zur selben Zeit geschehen ganz unterschiedliche Dinge, ich mag solche Programme, die das zeigen. Pärt macht es radikal anders, aber auch er beschäftigt sich mit Harmonie und Tonfolgen", so Ticciati.

Spätromanik-Ausklang

Das Konzert endet mit dem hochromantischen Adagio aus Gustav Mahlers unvollendeter 10. Sinfonie. Gewaltige Musik, die nach Auf- aber auch nach Erlösung strebt.
Live aus der Philharmonie Berlin
Klaus Lang
"Ionisches Licht" für Orchester
Arvo Pärt
"Pro et Contra", Konzert für Violoncello und Orchester
Igor Strawinsky
"Requiem Canticles" für Soli, Chor und Orchester
Gustav Mahler
Adagio aus der Sinfonie Nr. 10
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