Breitwand-Romantik mit Marek Janowski
Wer majestätische Tonpanoramen und grenzsprengende Visionen liebt, ist in diesem Konzert genau richtig: Marek Janowski, Experte fürs spätromantische Klänge, dirigiert Pfitzner und Bruckner.
Als der Dirigent Herbert Blomstedt, heute mit 90 der weltweit Dienstälteste in der ersten Reihe der Pultstars, 2005 seine Chefposition beim Leipziger Gewandhausorchester abgab, war das alles andere als ein Rückzug. Im Gegenteil: seitdem startet der Schwede mit den Klangkörpern der Welt noch einmal so richtig durch, und ein Gutteil seines aktuellen Ruhmes resultiert aus diesem letzten Jahrzehnt. Womöglich läuft es bei Marek Janowski ähnlich, und man darf nun, wo er 2016 nach 14 gemeinsamen Jahren die Leitung des Berliner Rundfunk-Sinfonieorchesters abgegeben hat und damit aller administrativen Pflichten und Einbindungen ledig ist, noch einen – hoffentlich langen – goldenen Herbst erwarten.
Dass ihn jetzt die Berliner Philharmoniker im Rahmen des Musikfestes zu einem großen Spätromantik-Programm eingeladen haben, dürfte nicht nur die nostalgischen Sehnsüchte vieler Hörer, sondern auch der interpretatorisch mitwirkenden "Parteien" bedienen: Marek Janowski, dessen internationale Breitenwirkung sich vor 35 Jahren mit einer intelligent durchgehörten Einspielung von Wagners "Ring der Nibelungen" zu entfalten begann, hat als weltweit wohl einziger Dirigent zwei komplette Studioproduktionen der Wagner-Tetralogie vorgelegt und fühlt sich in der farbprächtigen spätromantischen Klangwelt zwischen 1850 und 1920 – an deren Ende Pfitzners "Palestrina" mit ihren stimmungstiefen Orchestervorspielen zu jedem Akt steht – auch sonst absolut zu Hause. Die Philharmoniker wiederum, noch unter Karajan ein exemplarisches Orchester des "deutschen Klanges", sind von ihren seitherigen Chefs Claudio Abbado und Simon Rattle eher in andere Richtungen gelenkt worden und waren für die großen Klangrausch-Kompositionen auf Gäste wie Christian Thielemann oder Daniel Barenboim angewiesen.
Janowski dürfte nun ein weiterer unter jenen Dirigenten werden, die sich mit dem grandiosen Ensemble zwar scheinbar der Rückbindung an "alte Zeiten" widmen – aber gerade dadurch beweisen können, dass diese alles andere als museal eingestaubt, sondern im Gegenteil auch für unsere aktuellen Zustände und Hörgewohnheiten höchst passend sind. Wofür wiederum der schon erwähnte Kollege Herbert Blomstedt als Zeuge dienen kann: gerade dessen Bruckner-Interpretationen entfalten weltweit ein regelrechtes Suchtpotenzial. Janowski stellt sich aber nicht nur diesem Vergleich, sondern, Musikfest-intern, zum Beispiel auch der Darbietung von Bruckners "Neunter" mit dem Amsterdamer Concertgebouw-Orchester unter Daniele Gatti vor wenigen Tagen, dessen Aufzeichnung in unserem Programm gleich morgen folgt.
Musikfest Berlin
Musikfest Berlin
Live aus der Philharmonie Berlin
Hans Pfitzner
Hans Pfitzner
Drei Orchestervorspiele zur Musikalischen Legende "Palestrina"
ca. 20.30 Konzertpause
Anton Bruckner
ca. 20.30 Konzertpause
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 4 Es-Dur "Romantische"
Berliner Philharmoniker
Berliner Philharmoniker
Leitung: Marek Janowski
Surround Sound - Dolby Digital 5.1
Surround Sound - Dolby Digital 5.1