Sergej Krylov, Violine
Ural Philharmonic Orchestra
Leitung: Dmitry Liss
Sensationsorchester aus dem Ural zu Gast in Deutschland
Manche nennen es das "Wunder von Jekaterinburg": Das Ural Philharmonic Orchestra gilt als eins der besten Orchester Russlands - und gastiert jetzt beim Kissinger Sommer, unter anderem mit Tschaikowskys "musikalischem Ehetagebuch".
Es entstand 1936 als Rundfunkorchester am äußersten Zipfel Europas, in Jekaterinburg - das Ural Philharmonic Orchestra. Unter der Leitung von Dmitry Liss hat es sich seit 1995 zu einem der besten Orchester Russlands hochgespielt. Es tourt inzwischen weltweit, spielt regelmäßig im renommierten Petersburger Mariinski-Theater - und kommt am 28. Juni zum Musikfestival Kissinger Sommer.
Das Konzert beginnt mit Gioachino Rossinis Ouvertüre zu seiner Oper "Die diebische Elster". Trommelwirbel kündigt den bevorstehenden Strafvollzug an - eine Magd soll angeblich Schmuck und Besteck von hohem Wert gestohlen haben. Kurz bevor es zu spät ist, wird der Irrtum aufgeklärt: Elstern haben Blinkendes und Blitzendes in ihr Nest geholt. Die Hinrichtung einer Unschuldigen kann noch abgewendet werden.
Wunderkind spielt Teufelsgeiger
Als Solist mit auf dem Podium ist der russische Geiger Sergej Krylov, der nach einer beeindruckenden Wunderkindkarriere zur ersten Riege in seinem Fach gehört. Krylov spielt das fünfte Violinkonzert von Niccolò Paganini.
Der "Teufelsgeiger" komponierte es einst für sich selbst, baute alle Finessen und raffinierte Showeffekte ein. Es ist Paganinis letztes Konzert. Erstaunlich, dass sich zwischen all der virtuosen Hast im zweiten Satz plötzlich ein idyllischer Friede breit macht, als ob Paganini innerlich zur Ruhe gekommen sei.
Der Komponist war allerdings zu krank, um das Werk selbst aufzuführen. Es lag lange vergessen und unvollständig in einem Archiv. Erst 1959 konnte es, mit nachträglich rekonstruiertem Orchesterpart, uraufgeführt werden.
Tschaikowskys Ehetagebuch
Zuletzt auf dem Programm steht Musik von Peter Tschaikowsky. Seine vierte Sinfonie gilt als Meilenstein der russischen Musikgeschichte. Das hochemotional aufgeladene Werk entstand Ende der 1870er-Jahre und spiegelt seine Ehe, die nichts als Fassade war. Tschaikowskys Verbindung mit Antonia Miljubkowa entpuppte sich als Desaster, der Komponist konnte keine enge Bindung zu ihr aufbauen. Die Erwartungen an eine bürgerliche Ehe führten Tschaikowsky schließlich in eine tiefe psychische Krise und an den Rand der Verzweiflung.
Vielleicht war es die Musik, die ihm einen letzten Halt gab. Tschaikowsky komponierte aus tiefster Seele, und zutiefst "Russisch" wird hier interpretiert. In großen Gesten betonen Dirigent Liss und sein Orchester die emotionale Fülle.
(cdr)
Live aus dem Max-Littmann Saal des Kurhauses in Bad Kissingen
Gioacchino Rossini
Ouvertüre zur Oper "La gazza ladra" (Die diebische Elster)
Ouvertüre zur Oper "La gazza ladra" (Die diebische Elster)
Niccolò Paganini
Violinkonzert Nr. 5 a-moll
Violinkonzert Nr. 5 a-moll
ca. 21 Uhr Konzertpause
Peter Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 4 f-moll op. 36
Sinfonie Nr. 4 f-moll op. 36