Festivalerfolg oder Fiasko?
Aus einer Großveranstaltung werden zwei. Das neue Festival "Grüne Hölle" will künftig Zigtausende zum Nürburgring locken. Im Streit ums Geld zieht "Rock am Ring" auf ein anderes Gelände. Ein Blick auf das Geschäft der Konzertveranstalter.
Viele verbinden mit Rockfestivals drei Dinge: Campingzelte, Dosenbier, laute Musik. Aus Sicht der Veranstalter stellen die Events eine eigene Branche dar, und zwar eine, die Einnahmen verspricht, aber auch Risiken birgt. Es geht also vor allem ums Geld. Das wurde vor wenigen Tagen beim bekanntesten deutschen Festival "Rock am Ring" für alle sichtbar.
Auf einer Pressekonferenz sagte Veranstalter Marek Lieberberg: "Es wird die letzte Veranstaltung dort sein." Damit gab er bekannt, dass der Festivalklassiker im Streit ums Geld den Nürburgring in der Eifel verlässt und sich einen neuen Standort sucht. Der Grund: Der neue Betreiber des Geländes, die Capricorn Nürburgring GmbH (CNG), hatte den Vertrag mit Lieberberg gekündigt.
Streit zwischen den Veranstaltern
Am Dienstag gab die CNG bekannt, dass sie ab 2015 ein neues Festival veranstalten will und zwar gemeinsam mit der Deutschen Entertainment AG (Deag). Die neue Veranstaltung soll "Grüne Hölle" heißen und entsprechend aggressiv ist das Auftreten der neuen Veranstalter - vor allem in Richtung Marek Lieberberg. Der habe den Medien erzählt, kaum mit dem Festival verdient zu haben, sagte CNG-Geschäftsführer Carsten Schumacher. "Tatsache ist aber, dass er in den letzten Jahren Millionen mit dem Nürburgring verdient hat." Anstatt dem neuen Betreiber Gewinnmaximierung vorzuwerfen, solle Lieberberg sich einen Spiegel vor die Augen halten.
Während die Unternehmen mit dem Verkauf von Musikalben meist keine hohen Gewinne mehr einfahren, verspricht das Konzert- und Festivalgeschäft offenbar mehr Profit. Allerdings gibt es auch einige Fallen - von den hohen Versicherungssummen für mögliche Un-, und Ausfälle bis zu den steigenden Gagen für die Bands. Der Veranstalter Daniel Grabow sagte im Deutschlandradio Kultur, die Etablierung eines Festivals dauere einige Jahre und besonders wichtig sei es, mit Glaubwürdigkeit der Besucher langfristig an die Veranstaltung zu binden.
Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Musikindustrie, sagte im Deutschlandradio Kultur, Auftritte bei Festivals aber auch auf kleineren Bühnen seien vor allem für Nachwuchsbands unersetzlich. Das gelte erst recht in einer Zeit, in der mit den Aufnahmen von Musik nicht mehr so viel Geld zu verdienen ist. Allerdings könne das Live-Geschäft nur den ganz bekannten Künstlern ersetzen, was ihnen Plattenverkäufe einst bescherten.
Einzig solche Megastars, wie etwa die Rolling Stones, könnten ihre finanzielle Stärke bewahren, indem sie zum Beispiel die Priorität auf Konzerte legen und die Produktion von Alben vernachlässigen. "Das sind Millionenunternehmen, die dann ganz leicht bei einer kulturökonomischen Entscheidung verschieben können", sagt Gorny.
Kritik an hohen Preisen
Der Verbandschef kritisierte zugleich Bands und Interpreten, die die Ticketpreise für ihre Konzerte in die Höhe treiben und eine Sättigung der Konsumenten riskieren. Zuletzt hatte der Popstar Prince ein Berlin-Konzert ebenso spontan abgesagt, wie er es davor angekündigt hatte. Es darf spekuliert werden, dass sich zu wenige Käufer für die 188 bis über 300 Euro teuren Eintrittskarten finden ließen.
mau