"Viele alte Fans sind peinlich berührt"
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Morrissey hat es sich mit vielen seiner Fans endgültig verscherzt. Schuld sind seine islamfeindlichen Äußerungen und seine offene Sympathie für Rechtsextreme. Früher hielten Fans das für links-intellektuelle Ironie, meint Musikkritiker Robert Rotifer.
Der Sänger Morrissey - einst sehr erfolgreich als Frontmann der Band The Smiths unterwegs, heute Solo-Künstler - hat gerade sein neues Album "California Son" herausgebracht. Morrissey ist mitnichten ein Sohn des sonnigen US-Bundestaats, sondern vielmehr "very British". Und hat sich in dieser Eigenschaft immer wieder durch nationalistische, ausländer- und islamfeindliche Sprüche unbeliebt gemacht. Mitte Mai setzte er noch eins drauf und machte in der TV-Show von Jimmy Fallon im US-Sender NBC Werbung für die rechtsextreme Partei "For Britain". Selbst treue Fans hat er damit irritiert und verärgert. Vorläufiger Höhepunkt des öffentlichen Liebesentzugs: Spiller Records in Cardiff, der älteste Plattenladen der Welt, hat jetzt angekündigt, Morrisseys neues Album nicht ins Sortiment aufzunehmen.
Taschen mit der Aufschrift "Shut up, Morrissey!"
Der Künstler, der sich gerne als enfant terrible inszeniert, sei nun endgültig im Aus gelandet, meint der Musikkritiker Robert Rotifer. Das Problem für den Künstler sei, dass sich die Zielgruppe, die er stets angepeilt hat – links-intellektuelle Indiemusik-Hörer – nun die Nase voll von ihm hätten.
"Ich habe Taschen gesehen, auf denen der Schriftzug 'Shut up, Morrissey!' steht. Das heißt, es gibt viele beleidigte alte Fans, die denken: 'Ach Gott, könnte der nur endlich das Maul halten'. Und die peinlich berührt davon sind."
Rotifer sagte weiter: Lange habe Morrissey für seine immer polarisierenden Äußerungen einen "Ironie-Bonus" in Anspruch nehmen können. Fans hätten sich gedacht: "Einer der gegen Margaret Thatcher ist, der muss ja wohl ein Linker sein – Vegetarier ist er auch und dann ist er auch noch gegen die Monarchie. Der ist einer von uns. Und wenn er das sagt, dann meint er das sicherlich ironisch. Doch mit der Zeit hat sich herausgestellt: Nein, Ironie ist das nicht, das ist so gemeint. Und seit die Leute das verstehen, sehen sich die Leute auch seinen alten Katalog genauer an."
(mkn)