Sparpläne des ORF
Die Sparpläne des ORF stellen das Engagement für Neue Musik und Radiokunst infrage © imago / viennaslide / Gregor Hartmann
Musikkultur am seidenen Faden
54:22 Minuten
Die österreichische Kulturszene diskutiert Sparpläne des ORF, die das Engagement für Neue Musik und Radiokunst insgesamt infrage stellen. Von "Sparzwängen" und "fatalen programmatischen Kürzungen" ist die Rede. Anatomie einer Gefährdungslage.
Ende September gab die Radiodirektorin des Österreichischen Rundfunks über ein Interview mit "Der Standard" bekannt, was für Umstrukturierungs- und Sparpläne sie erwägt. Einsparpotential sieht Ingrid Thurnher bei „weniger gehörten Sendungen und programmlichen Randzonen“, das meint Sendeplätze für neue und experimentelle Musik: „Zeit-Ton“, „Kunst-Radio“ oder „Jazznacht“. Für die Neue-Musik-Szene ist vor allem die Sendung "Zeit-Ton" von großer Bedeutung, in der von Montag bei Freitag um 23 Uhr Zeitgenössisches und Experimentelles ein Forum hat.
„Es droht ein Kahlschlag“
Bedeutende österreichische Musikinstitutionen reagierten auf diese Andeutungen wenige Tage später mit einem offenen Brief: „Es droht ein Kahlschlag mit einem nie dagewesenen Schaden für die heimische Musikszene und der damit verbundenen wirtschaftlichen Wertschöpfungskette, welche Komponist:innen, Verlage, Labels, Festivals, Konzerthäuser, Jazzclubs, Interpret:innen, Ensembles, Orchester aber auch Universitäten und Konservatorien sowie freischaffende Künstler:innen gleichermaßen betrifft“, warnten die Salzburger Festspiele, die Wiener Philharmoniker, Wien modern und viele weitere.
Er habe die österreichische Kulturszene noch nie so alarmiert erlebt, sagt der Schriftsteller Gerhard Ruiss. Der erfahrene kulturpolitische Aktivist ist seit 1982 Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren und spricht von "einem umfassenden Anschlag auf sämtliche Sektoren der Kunst und Kultur". Zwar habe der ORF inzwischen erkannt, dass er so nicht durchkomme. Gebannt sei die Gefahr jedoch keineswegs.