Musikmarkt in Aufruhr

Von Manfred Kloiber |
Die Tauschbörse Napster wirbelte die Musikindustrie durcheinander. Auf einmal war Musik bequem und kostenlos aus dem Netz zu beziehen. Gebühren und ein differenziertes Rechtemanagement schoben dem freien Tausch einen Riegel vor. Bei der Durchsetzung neuer Preismodelle soll es nun zu Absprachen zwischen den Labels und Donwload-Anbietern gekommen sein.
Shawn Fanning brachte sie alle gegen sich auf – die Chefs der Musikindustrie. Mit seiner 1998 entwickelten Musiktauschbörse Napster erschütterte er die weltweite Plattenbranche. Die Idee: Die Napster-Server vermitteln zwischen den zahlreichen Musikfreunden im Netz und sorgen dafür, dass sie gegenseitig MP3-Dateien, also einzelne Musiktitel im computergerechten Speicherformat, über das Internet auffinden und austauschen konnten. Kostenlos und scheinbar legal - glaubte Fenning jedenfalls.

Zuerst begriffen die Musikbosse wohl nicht, was da vor sich ging: Nicht nur Napster sondern auch zahlreiche Nachahmer wie Kazaa oder eDonkey ließen den Umsatz mit Musik-CDs dramatisch sinken, konnte man sich doch nun Musik bequem und einfach aus dem Netz besorgen. In seiner Hochzeit kam Napster auf über 35 Millionen Nutzer. Doch als die Industrie endlich den Trend der Zeit erkannte, überzog sie erst Napster, dann auch gewöhnliche Nutzer mit Klagen, die sich gewaschen hatten - und zwar mit Erfolg.

Zuerst musste Napster urheberrechtlich geschützte Titel durch spezielle Filtersoftware aus dem Tauschverkehr ziehen. Als dies technisch nicht gelang, musste die Tauschbörse vorübergehend schließen. Andere Tauschbörsen dümpelten vor sich hin, immer mit einer Klagedrohung im Nacken. Zwischenzeitlich entstanden etliche legale Downloadportale, die nun einzelne Musiktitel gegen Gebühr, meist für 99 Cent, zum Herunterladen anbieten. Den Durchbruch schaffte die Plattform iTunes von Apple Computer zusammen mit dem tragbaren Medienplayer iPod. Daneben sind auch einzelne Internetanbieter wie T-Online im Musikmarkt aktiv.

Auch Napster ist jetzt als Downloadportal wieder aktiv. Mittlerweile werden die Titel auch mit einem "Digitalen Rechtemanagement" - kurz DRM - versehen, mit der die Verwendung beim Benutzer gezielt gesteuert werden kann. Die Verkäufer können nun vorgeben, wie oft man Titel hören kann, wie lange sie zur Verfügung stehen, oder wie viele Kopien davon gestattet sind. Bislang aber differenzieren die Musikhändler im Netz die Preise kaum. Die großen Labels aber versuchen gegenüber den Donwload-Anbietern wie Musicload oder iTunes neue Preismodelle durchzusetzen - zum Beispiel teure Hits und preiswerte Oldies. Und dabei soll es zu Preisabsprachen gekommen sein.


Zu diesem Thema können Sie ein Gespräch mit Rüdiger Grimm vom Fachbereich Informatik der Universität Koblenz bis zu acht Wochen nach der Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player hören.