Thermoholz ersetzt Tropenholz beim Gitarrenbau
Lassen sich beim Gitarrenbau kostbare Tropenhölzer durch heimische Holzarten ersetzen? Auf der Musikmesse in Frankfurt/Main werden erstmals zwei Gitarren präsentiert. Für ihre Herstellung wurden hiesige Hölzer durch thermoenergetische Behandlung optimiert.
Alexander Pfriem hat das Verfahren zur Herstellung von Thermoholz entwickelt. Er ist Professor für Chemie und Physik des Holzes an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Im Rahmen seiner Dissertation erforschte er, wie sich Tropenhölzer beim Gitarrenbau durch heimische Holzarten ersetzen lassen. Dafür untersuchte er die klanglichen Eigenschaften von Edelhölzern wie Rio Palisander oder Grenadier Holz und versuchte, deren Klang mit heimischen Holzarten wie Erle und Esche zu simulieren.
Die ersten Forschungen hatten jedoch einen kleineren Fokus als die gesamte Gitarre und beschränkten sich darauf, das Klangholz der Gitarre (der Steg, der die Schallwellen auf das Resonanzholz der Gitarrendecke überträgt, die Decke ist in der Regel aus Fichten- oder Zedernholz) nicht mehr aus Teakholz, sondern aus lokalen Holzarten zu fertigen. In diesem Rahmen hat Pfriem die Grundlagen für das Thermoholz entwickelt.
Sich ein gutes Holz backen
Um die Eigenschaften dieser Hölzer zu verändern, hat Pfriem eine Art Backverfahren für "Thermoholz" entwickelt. Anders als in einem gewöhnlichen Backofen findet dieser Backvorgang jedoch in einer chemisch neutralen Atmosphäre statt, die üblicherweise in einer Stickstoffumgebung herrscht.
Holz besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: Lignin, Cellulose und Hemicellulose. Beim "Backvorgang" für das Thermoholz verändert sich die Hemicellulose und erlaubt es so, die schallverstärkenden Eigenschaften eines Holzstückes dauerhaft zu verbessern.
Die Erfindung kommt gerade recht, denn seit kurzem ist der Verkauf von geschützten Edelhölzern wie Ebenholz, brasilianischem Tropenholz oder afrikanischem Palisander verboten.