David Luque, Sprecher
Ayano Durniok Sprecherin
Tobias Dutschke, Schlagzeug
Martin Homann, Schlagzeug
Almut Lustig, Schlagzeug
Schola Heidelberg
SWR Experimentalstudio
Leitung: Walter Nußbaum
Vielsprachig verwirrt - "Der Fall Babel"
Für die Schwetzinger SWR Festspiele 2019 haben sich Elena Mendoza und Matthias Rebstock für ihr neues Musiktheater einem ebenso alten wie aktuell brisanten Stoff zugewandt: dem Mythos um den Bau des Babylonischen Turms.
Elena Mendoza
"Der Fall Babel"
Musiktheater in 13 Szenen und einem Epilog
Libretto: Matthias Rebstock nach Texten von Yoko Tawada, Cécile Wajsbrot und
Fabio Morábito
"Der Fall Babel"
Musiktheater in 13 Szenen und einem Epilog
Libretto: Matthias Rebstock nach Texten von Yoko Tawada, Cécile Wajsbrot und
Fabio Morábito
Uraufführung / Auftragswerk der Schwetzinger Festspiele
"Nachdem die Menschheit Gott mit dem Turmbau zu Babel herausgefordert hat, straft der sie mit Mehrsprachigkeit. Die einander nicht mehr verstehenden Menschen werden so daran gehindert, den Turmbau zu vollenden. Durch diesen Mythos, der nicht nur in der jüdisch-christlichen, sondern auch in der arabischen Tradition überliefert ist, wird als gottgegeben erklärt, dass ein vielstimmiges Zusammenleben in Anerkennung der Differenz nicht möglich sei. Demzufolge wäre das Wiederherstellen einer gleichsam vorhistorischen Einsprachigkeit Bedingung, um des verlorengegangenen paradiesischen Zustandes wieder teilhaftig zu werden. In der Realität aber haben sich durch die Menschheitsgeschichte hindurch gerade aus der Vorstellung von Einheit und Homogenität immer wieder die zerstörerischsten Ideologien entwickelt." (Jens Schubbe im Programmbuch)
Die Phantasie von Elena Mendoza und Matthias Rebstock entzündete sich an dem von Fabio Morábito in "Los Vetriccioli" entworfenen Bild des Hauses der Übersetzerfamilie:
"Entsprechend dieser Idee der labyrinthischen, unüberschaubaren Übersetzerwerkstatt ist die Bühne eine riesige 'Sprachmaschine': In jedem Winkel wird übersetzt, unterrichtet, geschrieben und gedruckt. Manuskripte wandern über komplizierte Wege, Förderbänder und Seilbahnen von Tisch zu Tisch, Nachschlagewerke werden umhergetragen und Tinte fließt durch ein weitverzweigtes Leitungssystem bis in den letzten Winkel. Diese Sprachmaschine ist gleichermaßen Bühnenbild und Klangraum: Der Klang der Aktionen und Objekte bildet das Basismaterial für die Komposition und mischt sich mit dem Gewirr der menschlichen Stimmen zu einem babylonischen Durcheinander, aus dem dann die einzelnen Szenen der verschiedenen Erzählstränge hervortreten." (Elena Mendoza, Matthias Rebstock)
"Entsprechend dieser Idee der labyrinthischen, unüberschaubaren Übersetzerwerkstatt ist die Bühne eine riesige 'Sprachmaschine': In jedem Winkel wird übersetzt, unterrichtet, geschrieben und gedruckt. Manuskripte wandern über komplizierte Wege, Förderbänder und Seilbahnen von Tisch zu Tisch, Nachschlagewerke werden umhergetragen und Tinte fließt durch ein weitverzweigtes Leitungssystem bis in den letzten Winkel. Diese Sprachmaschine ist gleichermaßen Bühnenbild und Klangraum: Der Klang der Aktionen und Objekte bildet das Basismaterial für die Komposition und mischt sich mit dem Gewirr der menschlichen Stimmen zu einem babylonischen Durcheinander, aus dem dann die einzelnen Szenen der verschiedenen Erzählstränge hervortreten." (Elena Mendoza, Matthias Rebstock)
Elena Mendoza wurde 1973 in Sevilla, Spanien, geboren. Sie studierte Germanistik in ihrer Heimatstadt, Klavier und Komposition in Zaragoza bei Teresa Catalán, in Augsburg bei John Van Buren, in Düsseldorf bei Manfred Trojahn und in Berlin bei Hanspeter Kyburz. Es folgten mehrere Stipendien, u.a. an der Ensemble Modern Akademie in Frankfurt am Main. Aktuell lebt und arbeitet sie in Berlin. An der dortigen Universität der Künste ist sie Professorin für Komposition. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Musikpreis Salzburg 2011, dem Kunstpreis Berlin 2017 und dem Heidelberger Künstlerinnenpreis 2019.
Matthias Rebstock arbeitet als Regisseur im Bereich des zeitgenössischen Musiktheaters. Schwerpunkt seiner Arbeit bilden Stückentwicklungen im Grenzbereich zwischen Musik, Theater und digitalen Medien sowie Uraufführungen von Musiktheater und neuen Opern. Von 2001-2011 leitete er das Musiktheaterensemble leitundlause. Seit 2004 verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit der Komponistin Elena Mendoza, aus der seither die Musiktheaterprojekte "Niebla" (UA: Kunstforum Hellerau, Dresden 2007; ausgezeichnet mit dem Preis von Music theatre now 2008), "La Ciudad de las Mentiras" (Auftrag von Gerard Mortier, UA Teatro Real Madrid 2017) und "Der Fall Babel" (UA Schwetzinger Festspiele 2019) entstanden sind. Seine Arbeiten sind auf nationalen und internationalen Festivals und Bühnen zu sehen, darunter Teatro Real Madrid, Staatsoper Stuttgart, Nationaltheater Mannheim, Konzert Theater Bern, Konzerthaus Berlin, Neuköllner Oper Berlin, Biennale für Musiktheater München, Kunstfest Weimar, ECLAT Stuttgart, musicadhoy Madrid, GREC Festival Barcelona, New Music Festival Stockholm, Musicia Nova Sao Paulo etc. Matthias Rebstock ist Professor für Szenische Musik an der Universität Hildesheim und Autor von Büchern und Artikeln zu Formen der Inszenierung von Musik.