Musikindustrie

Zwiegespaltenes Jahr für die Musikbranche

10:11 Minuten
Jörg Heidemann trägt eine schwarze Brille und blickt direkt in die Kamera
Die Musikbranche wird auch 2022 noch unter Corona leiden, sagt Jörg Heidemann © VUT / Stefan Wieland
Jörg Heidemann im Gespräch mit Matthias Mauersberger · 28.12.2021
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Rund 1200 kleine und mittelständische Musikunternehmen vertritt der VUT. Geschäftsführer Jörg Heidemann zieht Bilanz für 2021, das für einige Mitglieder gut, für andere schlecht lief. Gespannt blickt er auf die Pläne der Ampelkoalition für die Kultur.
Man könnte meinen, der Musikindustrie gehe es im Jahr zwei der Corona Pandemie ziemlich schlecht. Clubs und Konzerthäuser waren (oder sind immer noch) geschlossen, Festivals konnten oft nur virtuell stattfinden und Musikerinnen und Musiker mussten nicht selten Nothilfen von Bund und Ländern beantragen. Gleichzeitig ist aber der private Musikkonsum in Deutschland laut einer Studie des Weltverbands der Phonoindustrie stark gestiegen. Und das liegt auch am großen Erfolg der Streaming-Plattformen.
Etwa 70 Prozent der unter 34-Jährigen in Deutschland zahlen mittlerweile für ein Abonnement eines Streaming-Dienstes. Der Bundesverband Musikindustrie erwartet für 2021 sogar wieder ein zweistelliges Wachstum. So eindeutig ist die Lage für die Branche also nicht. Das sieht auch Jörg Heidemann, Geschäftsführer des Verbands unabhängiger Musikunternehmen (VUT), so, der 1200 kleine und mittelständische Musikunternehmen aus Deutschland vertritt.

Gespannt auf die Ampel

Während Verlage das ausbleibende Live-Geschäft durch fehlende GEMA-Einnahmen merken würden, profitierten Labels vom Streamingboom. Gleichzeitig seien Plattformen wie Spotify und Co. weiterhin sehr intransparent in ihren Funktionsweisen.
Sorgen macht Heidemann eine noch von der großen Koalition beschlossene Aktualisierung des Urheberrechts, die dazu führt, dass in Zukunft Verwertungsgesellschaften wie die GEMA in Verhandlungen mit Streamingplattformen gehen, statt wie bisher die Vertriebe selbst. Die Befürchtung ist, dass durch diese Verpflichtung der Verwertungsgesellschaften am Ende geringere Tantiemen erzielt werden. Auch die Einführung einer Bagatellschranke, die bis zu 15 Sekunden Nutzung von urheberrechtlich geschützter Musik gestattet, sieht Heidemann kritisch.
Mit Interesse blickt er auf 2022 unter der neuen Ampelkoalition und der neuen Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Die geforderte Ansprechperson für Kultur und Kreativwirtschaft wurde noch nicht benannt. Aber vonseiten des VUT gibt es bereits Gesprächsangebote: "Wir sind sehr hoffnungsfroh, dass Claudia Roth mit uns in den Austausch geht", so Heidemann.
(hte)

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