Pionier der Popmusikforschung
"We all want to change the world", heißt es in dem Beatles-Song "Revolution". Aber kann Musik die Welt verändern? Wie wirkt Popmusik – und was macht einen Popsong zum Hit? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Musikwissenschaftler Peter Wicke seit Jahrzehnten.
Der gebürtige Zwickauer gilt als der weltweit erste Professor für Popmusik-Forschung und lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ein Pionier seines Fachs, der es schon zu DDR-Zeiten schaffte, sich musikalische Nischen zu sichern. Als Student organisierte er Rockkonzerte, bis die Stasi sie als "Versammlung staatsgefährdender Elemente" verbot. Er flog von der Uni, konnte dann doch zurückkehren und etablierte einen ganz neuen Forschungsbereich jenseits der klassischen Musikwissenschaft. Bis heute ist er ein international gefragter Experte.
Eine allgemeine Definition der Popmusik gibt es freilich selbst für ihn nicht:
"Das wird in jedem Moment immer wieder neu ausgehandelt, was das ist. Wenn ein Musiker oder eine Musikerin sich selber definiert als Pop machend und das Publikum akzeptiert das und die Industrie verbreitet das, dann ist das Pop. Aber meistens geht es nicht so harmonisch zu. Das Publikum hat auch Vorstellungen, was Pop sein darf und was nicht. Da werden die Grenzen ziemlich strikt gezogen, aber das ist nichts Fixes. Man kann das nur retrospektiv festhalten, was es in jedem Moment gewesen ist."
Klar ist für ihn aber, dass Pop weit mehr als Musik ist:
"Das ist nicht nur Musik, was da gemacht wird, es ist auch so eine Art soziales Laboratorium, wo man ausprobiert, in welcher Struktur man kreativ sein kann."
In diesem Jahr geht Peter Wicke in den wohlverdienten Ruhestand. Über sein Leben und Forschen ganz im Zeichen der Popmusik sprach er mit Matthias Hanselmann in der Sendung "Im Gespräch".