Brücken lassen sich nicht einseitig bauen
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Die ersten Opfer nach dem rassistischen Attentat in Hanau sind beerdigt worden. Doch der Alltag ist noch fern. Nach dem Anschlag habe die türkische Gemeinde Angst, so Behlül Yilmaz, Leiter des Muslimischen Arbeitskreises Hanau.
Nach dem Anschlag in Hanau würde die Zusammenarbeit mit den städtischen Behörden sehr gut funktionieren, sagt Behlül Yilmaz, Leiter des Muslimischen Arbeitskreises Hanau. Dennoch seien die Menschen verunsichert und hätten Angst. "Das ist ein Gefühl", sagt Yilmaz. Mütter würden ihn fragen, ob sie ihre Kinder noch mit dem Schulbus in die Schule fahren lassen könnten oder sie lieber mit einem privaten Pkw bringen sollten.
"Wir gehören zu diesem Staat"
"Niemand kann sich seine Eltern aussuchen. Niemand kann sich seine Hautfarbe aussuchen. Niemand kann sich aussuchen, in welchem Land er geboren wird. Wir sind alle Menschen. Wir gehören zu diesem Staat", so Yilmaz.
"Ich habe Kinder, die hier geboren sind, die hier aufgewachsen sind, die ein bestimmtest Niveau erreicht haben, als Anwalt zum Beispiel", sagt Yilmaz, "Aber wenn sie denen nicht die Möglichkeit in allen Ebenen, im Politischen, in höheren Ämtern, beim Arbeitsplatz in Chefsessel einräumen und sie nach 60 Jahren immer noch als Gastarbeiter gesehen werden, dann ist das Ausgrenzung."
Trauerminuten sind nicht ausreichend
Auch, dass wenige Tage nach Hanau, Karneval gefeiert wird, hält Yilmaz für unangebracht. Trauerminuten und eine Positionierung gegen rechts alleine seien nicht ausreichend.
"Wenn wir uns so verhalten würden wie sie jetzt: Wie würden sie sich fühlen? Was würden sie über uns sagen? Das sollen sie sich fragen", so Yilmaz. Man könne nicht einseitig Brücken bauen.
(nho)