Ohne eigene Haltung geht es nicht
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Wie fällt man wichtige Entscheidung? Die Coronakrise erfordert derzeit jede Menge davon. Vor allem mutig muss man sein und keine Angst vor Kritik haben, sagt die Philosophieprofessorin Dagmar Borchers. Die beste Nachricht: Mut kann man erlernen.
In Zeiten des Coronavirus braucht es eine besonders Fähigkeit: Mut. Denn nun müssten "gravierende Entscheidungen" getroffen werden, sagt Dagmar Borchers, Professorin für Angewandte Philosophie an der Universität Bremen.
Dem Gegenwind trotzen
Mut sei, das zu tun, was man selbst für richtig halte, so die Philosophin. Dabei gehe es nicht darum, anderen zu gefallen, sondern nach den eigenen Werten und Urteilen zu entscheiden. Dafür sei eine klare Haltung wichtig, unterstreicht sie:
"Das heißt, dass ich auch mal etwas durchstehe und durchziehe und zu dem stehe, was ich entschieden habe, auch wenn mir hinterher der Wind ein bisschen um die Ohren pfeift, wenn Leute damit nicht gleich einverstanden sind. Mut ohne Haltung kann ich mir kaum vorstellen."
Der entscheidende Impuls für Mut müsse von einem selbst kommen, betont sie – das könne einem niemand abnehmen. Derzeit seien es beispielsweise Politiker, die mutig sein müssten, um bestimmte Entscheidungen zu treffen. Das betreffe beispielsweise die Absage von Veranstaltungen oder Reisebeschränkungen.
Fakten und Optionen abwägen
Ebenso müssten Ärzte und das Pflegepersonal gegenwärtig Mut aufbringen. Denn sie setzten sich bewusst einem Risiko aus.
Insgesamt lasse sich Mut erlernen. "Man sollte im Idealfall lernen, in schwierigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren", sagt Borchers. Das Problem sei erst einmal, dass schnell Emotionen im Spiel seien. Doch das sei am Anfang normal – dann aber sollte man sich die Fakten und Optionen ansehen, diese abwägen und danach handeln.
(rzr)