"Mit dem Militär dürfen wir nicht zusammenarbeiten"
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Hilflos sieht die Welt zu, wie das Militär in Myanmar brutal gegen die Demokratiebewegung vorgeht. Doch Europa könne etwas tun, meint Schriftsteller Jan-Philipp Sendker. Sanktionen sind für ihn aber nicht unbedingt der richtige Weg.
Nach H&M hat jetzt offenbar auch der italienische Bekleidungskonzern Benetton seine Aufträge an Zulieferer in Myanmar ausgesetzt. Die Unternehmen reagieren damit auf das immer brutalere Vorgehen der Militärregierung gegen die Demokratiebewegung.
Der Schriftsteller und Myanmar-Kenner Jan-Philipp Sendker beurteilt solche Sanktionen von Wirtschaftsunternehmen skeptisch. Denn man müsse hier unterscheiden, ob es sich bei den betroffenen Firmen um solche in der Hand des Militärs oder um private Unternehmen handelt.
Das Militär bestrafen, nicht die Menschen
"Es entsteht in Myanmar eine Mittelschicht. Es gibt dort auch Unternehmer, die sich fleißig hocharbeiten, ohne Kontakte zum Militär", betont er. "Wenn die jetzt diese Textilfabriken haben, wäre es natürlich verheerend, die zu strafen." Damit würde man nur die Armut im Land vergrößern.
"Da muss man sehr genau hingucken: Wer sind meine Geschäftspartner in Myanmar? Mit dem Militär dürfen wir nicht zusammenarbeiten, mit allen anderen sollten wir schon."
Sendker, der, wie er sagt, Myanmar in den letzten 25 Jahren 30 Mal bereist hat und der unter anderem mit seiner Burma-Trilogie zum Bestsellerautor wurde, sieht gleichwohl Möglichkeiten, von außen etwas zur Verbesserung der Situation in Myanmar zu tun:
"Wir dürfen unter gar keinen Umständen diese Junta-Regierung anerkennen", mahnt er. Die EU solle stattdessen weiterhin mit der demokratisch gewählten Regierung arbeiten – und es gebe inzwischen auch burmesische Botschaften in der Welt, die sich dieser verpflichtet fühlten.
Auch der Schriftsteller selbst hat sich eingemischt, in Form eines offenen Briefes an einen unbekannten Soldaten auf Facebook, der rasch ins Burmesische übersetzt wurde. "Verweigert den Befehl, ihr seid keine Mörder!", sagt er.
"Ich habe auch Soldaten kennengelernt auf meinen Reisen, natürlich im unteren Rang, das sind ja nicht alles kaltblütige Mörder. Die sind da hingegangen, weil der Papa da schon war, oder weil sie in ihrem Dorf sonst keinen Job gekriegt hätten, oder weil sie ein bisschen Wichtigkeit haben wollten, aber nicht um auf ihre eigenen Leute zu schießen." Denn auf der anderen Seite der Straße könnten eben auch ihre Eltern, Cousinen, Tanten oder Onkel stehen.
(uko)