Mythos Nofretete
Die Journalistin Carola Wedel glaubt, dass die ägyptische Königin Nofretete nach über 3000 Jahren noch immer ein Mythos von Schönheit umgibt. Die Darstellungen aus der Zeit präsentierten sie stets an der Seite des Pharaos, so dass zu vermuten sei, dass sie mehr als eine "First Lady" war.
Brink: Frau Wedel, wer war denn eigentlich Nofretete?
Wedel: Ja, das ist wirklich ein großes Geheimnis, und nach wie vor ein unwahrscheinlicher Mythos um diese Person. Nofretete lebte ja um 1400 vor Christus. Wahrscheinlich 20/30 Jahre alt geworden. Sie lebte in Mittelägypten die meiste Zeit ihres Lebens. Amarna ist der Ort, in der ihr Mann Echnaton seinem Sonnengott Aton eine neue Stadt gebaut hatte, Achetaton. Sie selbst war an seiner Seite, hat ihn in dieser Politik unwahrscheinlich unterstützt.
Und vor kurzem habe ich noch gelesen, da war ich eigentlich ganz erstaunt, von Nofretete muss man ja eigentlich nichts wissen, da gibt es gar nicht so viel, denn es gibt mittlerweile schon einiges über sie zu erzählen. Obgleich natürlich eben immer ihr Mann, Echnaton, der große Revolutionär, der Frevler, der Ketzer, im Mittelpunkt der Geschichte und der Forschung gestanden hat. Aber über sie gibt es so viel zusammenzutragen und wenn man da die neueren Forschungsergebnisse nimmt und eben auch ausländische Thesen mal zusammenstellt und zusammenträgt, da ergibt sich doch ein vollständigeres Bild schon.
Brink: Na, dann lassen Sie uns doch mal ein bisschen in die Kiste greifen, in der Kiste der Weltgeschichte. War sie so eine "First Lady", wenn man das mal so ein bisschen salopp sagt, eine Frau, die aus dem Schatten ihres Mannes herausgetreten ist, mit eigenen Vorstellungen?
Wedel: Ja, das denke ich, kann man heute sagen. Also, "celebrity" sowieso, also dadurch, dass diese Schönheit auch sozusagen politisch eine Rolle hatte, in Zusammenhang mit dem Schöpfergott Aton, den ihr Mann ja kreiert hat. Sie war offensichtlich von früh an an seiner Seite, möglicherweise, es gibt so gewisse Hinweise, dass sie sogar aus dem familiären Umfeld seiner Mutter stammte.
Also, es gab ja lange die These, dass sie möglicherweise aus dem Sudan kommt. Nofretete hatte so dunkle Züge, und man hat angenommen, dass auch Nofretete vielleicht eine Mitanni-Prinzessin war und so weiter. Aber seit so 20 Jahren, 10 Jahren sagt man doch eher: nein, sie wird wohl eine bürgerliche, aber hochgebildete Familie als Hintergrund gehabt haben aus Achmim. Das weist aber darauf hin, dass sie schon sehr früh mit all diesen Dingen vertraut war, auch wahrscheinlich sehr gebildet war, auch mit diesen religiösen und philosophischen Ideen vertraut war.
Und in der späteren Zeit, zunächst lebten sie ja als Ehepaar in Kanax, sind dort verheiratet worden, hatten drei Kinder, sind zuerst noch den alten Kulten gefolgt und sind dann gemeinsam eben mit dem Hofstaat in die in kürzester Zeit neu gebaute Stadt Achetaton umgezogen, dort wurden noch mal drei Töchter geboren.
Und in allen Darstellungen, überhaupt allen Darstellungen, die man beispielsweise in den Felsengräbern in der Nähe des heutigen Armana, in der Nähe dieser damaligen Stadt Achetaton gefunden hat, ist sie immer mit ihm an der Seite. Das gibt es nie sonst in der alten ägyptischen Geschichte, dass eine Pharaonin, oder besser gesagt die Königin in der Phase, in der Häufigkeit, Präsenz und unterstützenden Funktion auch dargestellt ist.
Also, es gibt Darstellungen da ist sie regelrecht als Spiegel seiner Gesten und Gebärden also zur Verdopplung seiner Macht dargestellt. Das erweitert sich dann immer mehr hin zu einer größeren Selbständigkeit auch, also aus der Ikonografie, aus der Bildinterpretation sieht man, dass sie beispielsweise selbst den Streitwagen lenkt, dass sie eine Krone trägt in gewissen Abbildungen, die nur auch Hatschepsut hatte, und einer ganzen Fülle von Beispielen, die verdeutlichen wie ihre Macht und Unabhängigkeit auch schon zu Zeiten von Echnaton ständig zugenommen hat.
Brink: Kann man denn sagen, dass sie so eine Art öffentliches Leben geführt hat? So, was wir heute so als öffentliches Leben verstehen, also ein Herrscher-Paar als Vorbild?
Wedel: Auch das war in der Tat vollkommen neu, und eine große Sensation. Das hat es weder vorher noch nachher jemals wieder gegeben. Und in der bildenden Kunst und in der Kunstgeschichte eigentlich tatsächlich auch erst wieder in der Renaissance, in der Form. Dass tatsächlich einerseits einmal die Bilder, wir können davon ausgehen, dass das sehr realitätsnahe Bilder, also Porträtkunst praktisch waren, die es in dieser kurzen Zeit, in diesen siebzehn Jahren dieser 18. Dynastie gegeben hat.
Dann darüber hinaus eben Darstellungen des Alltagslebens: Wie war das in den Palästen? Wie wurde da geputzt? Was gab es zu essen? Was hatte sie an? Die Kronen, die Perücken, alles dieses, also den Alltag, das Alltagsleben. Das war nicht nur der Ausdruck einer großen Innigkeit und Zärtlichkeit und großer emotionaler Verbundenheit, sondern auch Teil des religiösen Kosmos, denn Echnaton und Nofretete wurden mit Aton zu einer Art Dreifaltigkeit, wurden nachher selbst wie Götter angebetet.
Brink: Wir sprechen mit Carola Wedel, Kulturkorrespondentin des ZDF. Sie hat einen Film über die Nofretete, die ägyptische Königin Nofretete gedreht. Die Büste, die viele von uns kennen, diese wunderschöne Frau mit den ebenmäßigen Zügen fasziniert ja nicht nur Männer, sondern auch uns Frauen. Was hat Sie denn so fasziniert?
Wedel: Meine erste Begegnung mit Nofretete war, als ich als Studentin nach Berlin gekommen bin und praktisch selbst Fremde war. Und...
Brink: Sie haben sie auch im Museum dort gesehen!
Wedel: Ich hab sie das erste Mal... ganz genau... und es gibt so viele, die ich inzwischen treffe, die das ähnlich erlebt haben. Die immer sagen: meine Güte, wie ich das erste Mal hingegangen bin, ich bin immer wieder zurückgekommen und immer wieder dachte ich, jetzt wird sie gleich anfangen zu reden, oder die ist ja so unwahrscheinlich...
Brink: ...schön, nicht?
Wedel: ...schön! Ach, das ist unfassbar! Und man ja auch lange geglaubt hat, dass sie vielleicht eine Fälschung ist. Und, das ist jetzt aber alles bewiesen. Das Material stammt aus der Zeit und so weiter. Und dann die Beschäftigung mit der Geschichte mit diesen psychologischen Elementen und so. Also, das war im Übrigen auch das, was mich über das Filmemachen hinaus dazu getrieben hat, auch noch ein ganzes Buches darüber zu schreiben. Zum ersten Mal selbst. Und das ist auch eine Entdeckungsreise, auch bei dem Film halt eben, dass es so viele Büsten und Köpfe sind, von denen selbst ich, muss ich sagen, obgleich ich Archäologie und Kunstgeschichte mal irgendwann studiert habe, nicht wusste, dass das Nofretete ist. Und auch nicht ihre Rivalin, diese ganze Kea-Geschichte, die zweite Gemahlin, die sie wahrscheinlich verdrängte.
Und dann, und das ist ja überhaupt die Sensation, die neuesten Thesen, dass Nofretete nämlich höchstwahrscheinlich - so ist heute der Stand der Forschung - nach Echnaton selbst Königin wurde. Bis vor kurzem hat man ja geglaubt, dass sie möglicherweise vor ihm schon verstorben ist, weil sie im Jahr zwölf dieser siebzehn Jahre von der offiziellen Bildfläche verschwindet.
Aber Fakt ist gleichzeitig, dass es im Jahr zwölf Darstellungen gibt, die man eindeutig datieren kann, wo eine Person, die sehr starke Züge hat von ihr, als eine sehr hochstehende Persönlichkeit nahezu identisch im Rang, wenn nicht sogar aktiver und politischer als Echnaton, einer großen Menschenmenge vorgeführt wird. Und also ähnliche und weitere Beweise, die darauf hinführen, dass man heute eher glaubt, dass sie sogar nach ihm noch die ersten drei Jahre Regentin war. Man weiß, dass es eine Königin wohl gab, mit dem komplizierten Namen Antjeteperureneferne Feruaton, und dass deshalb Nofretete auch ihren Namen in dieser Weise geändert hat, in diesen Herrschaftstitel, als sie Herrscherin war.
Brink: Diesen Namen können wir uns wahrscheinlich nicht merken. Aber trotzdem, das Gesicht haben wir immer noch vor Augen. Warum hält dieser Mythos denn bis heute an?
Wedel: Ja, ich glaube das ist einfach wirklich diese unwahrscheinliche Ausstrahlung der Büste, die auch in den anderen Köpfen - also es gibt Gips-Köpfe, Modell-Köpfe, es gibt einen wunderschönen Memphis-Kopf im Museum in Kairo. Immer wieder ein Charme, eine Faszination. Im Metropolitan Museum, die haben mir gesagt: das war die Diana von damals. Das war die "Celebrity", das war die Schönheit, die einfach alles überstrahlt hat. Und wo Menschlichkeit und Würde, Gelassenheit und Reife eine Riesenrolle spielen und auch das neue Licht, in dem die Nofretete ja - jetzt zurzeit am Kultur-Forum noch, und ab dem 13. August dann im Alten Museum- noch mal wieder anders zu sehen sein wird, lässt immer wieder auch je nach dem Wechselspiel des Lichts ganz andere Züge deutlich werden.
Brink: Ist das ihr Geheimnis? Ist das ihr Geheimnis, dass man vielleicht so wenig über sie weiß?
Wedel: Das ganz bestimmt! Und natürlich ist die letzte Wahrheit noch nicht gesprochen! Und mit jedem Fund, der irgendwo in Ägypten getan wird, kann sich die ganze Geschichte ja noch mal wieder auf dem Kopf stellen, andere Erweiterungen erfahren. Auch das ist natürlich kolossal spannend.
Brink: Auf jeden Fall fasziniert sie uns noch heute! Herzlichen Dank, Carola Wedel, Kulturkorrespondentin des ZDF, für das Gespräch. Und ihr Film: Nofretete und das Geheimnis von Amarna, läuft heute Abend in 3Sat um 21h und am 7. August im ZDF.
Wedel: Ja, das ist wirklich ein großes Geheimnis, und nach wie vor ein unwahrscheinlicher Mythos um diese Person. Nofretete lebte ja um 1400 vor Christus. Wahrscheinlich 20/30 Jahre alt geworden. Sie lebte in Mittelägypten die meiste Zeit ihres Lebens. Amarna ist der Ort, in der ihr Mann Echnaton seinem Sonnengott Aton eine neue Stadt gebaut hatte, Achetaton. Sie selbst war an seiner Seite, hat ihn in dieser Politik unwahrscheinlich unterstützt.
Und vor kurzem habe ich noch gelesen, da war ich eigentlich ganz erstaunt, von Nofretete muss man ja eigentlich nichts wissen, da gibt es gar nicht so viel, denn es gibt mittlerweile schon einiges über sie zu erzählen. Obgleich natürlich eben immer ihr Mann, Echnaton, der große Revolutionär, der Frevler, der Ketzer, im Mittelpunkt der Geschichte und der Forschung gestanden hat. Aber über sie gibt es so viel zusammenzutragen und wenn man da die neueren Forschungsergebnisse nimmt und eben auch ausländische Thesen mal zusammenstellt und zusammenträgt, da ergibt sich doch ein vollständigeres Bild schon.
Brink: Na, dann lassen Sie uns doch mal ein bisschen in die Kiste greifen, in der Kiste der Weltgeschichte. War sie so eine "First Lady", wenn man das mal so ein bisschen salopp sagt, eine Frau, die aus dem Schatten ihres Mannes herausgetreten ist, mit eigenen Vorstellungen?
Wedel: Ja, das denke ich, kann man heute sagen. Also, "celebrity" sowieso, also dadurch, dass diese Schönheit auch sozusagen politisch eine Rolle hatte, in Zusammenhang mit dem Schöpfergott Aton, den ihr Mann ja kreiert hat. Sie war offensichtlich von früh an an seiner Seite, möglicherweise, es gibt so gewisse Hinweise, dass sie sogar aus dem familiären Umfeld seiner Mutter stammte.
Also, es gab ja lange die These, dass sie möglicherweise aus dem Sudan kommt. Nofretete hatte so dunkle Züge, und man hat angenommen, dass auch Nofretete vielleicht eine Mitanni-Prinzessin war und so weiter. Aber seit so 20 Jahren, 10 Jahren sagt man doch eher: nein, sie wird wohl eine bürgerliche, aber hochgebildete Familie als Hintergrund gehabt haben aus Achmim. Das weist aber darauf hin, dass sie schon sehr früh mit all diesen Dingen vertraut war, auch wahrscheinlich sehr gebildet war, auch mit diesen religiösen und philosophischen Ideen vertraut war.
Und in der späteren Zeit, zunächst lebten sie ja als Ehepaar in Kanax, sind dort verheiratet worden, hatten drei Kinder, sind zuerst noch den alten Kulten gefolgt und sind dann gemeinsam eben mit dem Hofstaat in die in kürzester Zeit neu gebaute Stadt Achetaton umgezogen, dort wurden noch mal drei Töchter geboren.
Und in allen Darstellungen, überhaupt allen Darstellungen, die man beispielsweise in den Felsengräbern in der Nähe des heutigen Armana, in der Nähe dieser damaligen Stadt Achetaton gefunden hat, ist sie immer mit ihm an der Seite. Das gibt es nie sonst in der alten ägyptischen Geschichte, dass eine Pharaonin, oder besser gesagt die Königin in der Phase, in der Häufigkeit, Präsenz und unterstützenden Funktion auch dargestellt ist.
Also, es gibt Darstellungen da ist sie regelrecht als Spiegel seiner Gesten und Gebärden also zur Verdopplung seiner Macht dargestellt. Das erweitert sich dann immer mehr hin zu einer größeren Selbständigkeit auch, also aus der Ikonografie, aus der Bildinterpretation sieht man, dass sie beispielsweise selbst den Streitwagen lenkt, dass sie eine Krone trägt in gewissen Abbildungen, die nur auch Hatschepsut hatte, und einer ganzen Fülle von Beispielen, die verdeutlichen wie ihre Macht und Unabhängigkeit auch schon zu Zeiten von Echnaton ständig zugenommen hat.
Brink: Kann man denn sagen, dass sie so eine Art öffentliches Leben geführt hat? So, was wir heute so als öffentliches Leben verstehen, also ein Herrscher-Paar als Vorbild?
Wedel: Auch das war in der Tat vollkommen neu, und eine große Sensation. Das hat es weder vorher noch nachher jemals wieder gegeben. Und in der bildenden Kunst und in der Kunstgeschichte eigentlich tatsächlich auch erst wieder in der Renaissance, in der Form. Dass tatsächlich einerseits einmal die Bilder, wir können davon ausgehen, dass das sehr realitätsnahe Bilder, also Porträtkunst praktisch waren, die es in dieser kurzen Zeit, in diesen siebzehn Jahren dieser 18. Dynastie gegeben hat.
Dann darüber hinaus eben Darstellungen des Alltagslebens: Wie war das in den Palästen? Wie wurde da geputzt? Was gab es zu essen? Was hatte sie an? Die Kronen, die Perücken, alles dieses, also den Alltag, das Alltagsleben. Das war nicht nur der Ausdruck einer großen Innigkeit und Zärtlichkeit und großer emotionaler Verbundenheit, sondern auch Teil des religiösen Kosmos, denn Echnaton und Nofretete wurden mit Aton zu einer Art Dreifaltigkeit, wurden nachher selbst wie Götter angebetet.
Brink: Wir sprechen mit Carola Wedel, Kulturkorrespondentin des ZDF. Sie hat einen Film über die Nofretete, die ägyptische Königin Nofretete gedreht. Die Büste, die viele von uns kennen, diese wunderschöne Frau mit den ebenmäßigen Zügen fasziniert ja nicht nur Männer, sondern auch uns Frauen. Was hat Sie denn so fasziniert?
Wedel: Meine erste Begegnung mit Nofretete war, als ich als Studentin nach Berlin gekommen bin und praktisch selbst Fremde war. Und...
Brink: Sie haben sie auch im Museum dort gesehen!
Wedel: Ich hab sie das erste Mal... ganz genau... und es gibt so viele, die ich inzwischen treffe, die das ähnlich erlebt haben. Die immer sagen: meine Güte, wie ich das erste Mal hingegangen bin, ich bin immer wieder zurückgekommen und immer wieder dachte ich, jetzt wird sie gleich anfangen zu reden, oder die ist ja so unwahrscheinlich...
Brink: ...schön, nicht?
Wedel: ...schön! Ach, das ist unfassbar! Und man ja auch lange geglaubt hat, dass sie vielleicht eine Fälschung ist. Und, das ist jetzt aber alles bewiesen. Das Material stammt aus der Zeit und so weiter. Und dann die Beschäftigung mit der Geschichte mit diesen psychologischen Elementen und so. Also, das war im Übrigen auch das, was mich über das Filmemachen hinaus dazu getrieben hat, auch noch ein ganzes Buches darüber zu schreiben. Zum ersten Mal selbst. Und das ist auch eine Entdeckungsreise, auch bei dem Film halt eben, dass es so viele Büsten und Köpfe sind, von denen selbst ich, muss ich sagen, obgleich ich Archäologie und Kunstgeschichte mal irgendwann studiert habe, nicht wusste, dass das Nofretete ist. Und auch nicht ihre Rivalin, diese ganze Kea-Geschichte, die zweite Gemahlin, die sie wahrscheinlich verdrängte.
Und dann, und das ist ja überhaupt die Sensation, die neuesten Thesen, dass Nofretete nämlich höchstwahrscheinlich - so ist heute der Stand der Forschung - nach Echnaton selbst Königin wurde. Bis vor kurzem hat man ja geglaubt, dass sie möglicherweise vor ihm schon verstorben ist, weil sie im Jahr zwölf dieser siebzehn Jahre von der offiziellen Bildfläche verschwindet.
Aber Fakt ist gleichzeitig, dass es im Jahr zwölf Darstellungen gibt, die man eindeutig datieren kann, wo eine Person, die sehr starke Züge hat von ihr, als eine sehr hochstehende Persönlichkeit nahezu identisch im Rang, wenn nicht sogar aktiver und politischer als Echnaton, einer großen Menschenmenge vorgeführt wird. Und also ähnliche und weitere Beweise, die darauf hinführen, dass man heute eher glaubt, dass sie sogar nach ihm noch die ersten drei Jahre Regentin war. Man weiß, dass es eine Königin wohl gab, mit dem komplizierten Namen Antjeteperureneferne Feruaton, und dass deshalb Nofretete auch ihren Namen in dieser Weise geändert hat, in diesen Herrschaftstitel, als sie Herrscherin war.
Brink: Diesen Namen können wir uns wahrscheinlich nicht merken. Aber trotzdem, das Gesicht haben wir immer noch vor Augen. Warum hält dieser Mythos denn bis heute an?
Wedel: Ja, ich glaube das ist einfach wirklich diese unwahrscheinliche Ausstrahlung der Büste, die auch in den anderen Köpfen - also es gibt Gips-Köpfe, Modell-Köpfe, es gibt einen wunderschönen Memphis-Kopf im Museum in Kairo. Immer wieder ein Charme, eine Faszination. Im Metropolitan Museum, die haben mir gesagt: das war die Diana von damals. Das war die "Celebrity", das war die Schönheit, die einfach alles überstrahlt hat. Und wo Menschlichkeit und Würde, Gelassenheit und Reife eine Riesenrolle spielen und auch das neue Licht, in dem die Nofretete ja - jetzt zurzeit am Kultur-Forum noch, und ab dem 13. August dann im Alten Museum- noch mal wieder anders zu sehen sein wird, lässt immer wieder auch je nach dem Wechselspiel des Lichts ganz andere Züge deutlich werden.
Brink: Ist das ihr Geheimnis? Ist das ihr Geheimnis, dass man vielleicht so wenig über sie weiß?
Wedel: Das ganz bestimmt! Und natürlich ist die letzte Wahrheit noch nicht gesprochen! Und mit jedem Fund, der irgendwo in Ägypten getan wird, kann sich die ganze Geschichte ja noch mal wieder auf dem Kopf stellen, andere Erweiterungen erfahren. Auch das ist natürlich kolossal spannend.
Brink: Auf jeden Fall fasziniert sie uns noch heute! Herzlichen Dank, Carola Wedel, Kulturkorrespondentin des ZDF, für das Gespräch. Und ihr Film: Nofretete und das Geheimnis von Amarna, läuft heute Abend in 3Sat um 21h und am 7. August im ZDF.