Nach dem Holocaust
Seit 40 Jahren unterhalten die Bundesrepublik Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen. Inzwischen gibt es ein dichtes Netz politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Beziehungen zwischen beiden Ländern. Doch die Anfänge der deutsch-israelischen Beziehungen in den fünfziger Jahren waren außerordentlich schwierig.
Erich Lüth: "Unmittelbar nach der bedingungslosen Kapitulation wollte es ja keiner gewesen sein. Jetzt wollen es schon wieder eine ganze Menge gewesen sein. "
Februar 1952: Der Hamburger Journalist Erich Lüth auf einer Kundgebung der Vereinigung für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Berlin. Er warnt vor neuem Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft und ruft den systematischen Mord an Millionen Juden in Erinnerung.
Erich Lüth: "Die entscheidende Frage ist, wie wir uns zu den Todesopfern von sechs Millionen wehrlos Hingemeuchelten, Frauen, Kindern und Greisen, wie wir uns zu ihren namenlosen Leiden und wie wir uns zu den über alle Länder der Welt Verstreuten stellen, die Haus und Hof, Beruf und Eigentum in Deutschland zurücklassen mussten, und die nun außerhalb der Grenzen unseres Landes einen heroischen und verzweifelten Kampf um ein neues Leben führen. "
Solche Fragen kümmern in dieser Zeit nur wenige in Deutschland. Die Philosophin Hannah Arendt erlebt 1950 auf ihrer Reise durch Deutschland häufig die Leugnung der Verbrechen. Und viel Selbstmitleid:
"Allgemeinen Gefühlsmangel (...), offensichtliche Herzlosigkeit, (...) manchmal mit billiger Rührseligkeit kaschiert: (...) Symptom einer tief verwurzelten, hartnäckigen und gelegentlich brutalen Weigerung, sich dem tatsächlich Geschehenen zu stellen und sich damit abzufinden. "
Ein Symptom dafür ist Veit Harlan, der Regisseur des antisemitischen Propagandafilms "Jud Süß". Bereits 1950 dreht er wieder im Auftrag der deutschen Filmindustrie. Erich Lüth ruft zum Boykott auf, einige Studenten demonstrieren.
Erich Lüth: "Jetzt filmt Harlan wieder und behauptet, sein "Jud Süß" wäre nur ein Kunstwerk gewesen und er ein Philosemit. (Lachen) Müssen wir nicht unglaubwürdig in unserer Haltung erscheinen, wenn wir es unterlassen wie wir zu handeln verpflichtet sind, um eine echte Wandlung des deutschen Volkes zu beweisen? Wie furchtbar musste es auf die Überlebenden wirken, dass Polizisten und Passanten Studenten (...) blutig prügelten, die Plakate mit sich trugen, auf denen die Inschrift stand: "Für Frieden mit Israel." Diese Studenten haben mehr für Deutschland getan, als viele andere, die heute in Amt und Würde sind. (langer Applaus) "
In Amt und Würde ist im November 1951 auch Franz Richter, der Abgeordnete der Sozialistischen Reichspartei im Bonner Bundestag. Als im Parlament über die Rückerstattung jüdischen Eigentums debattiert wird, tritt Franz Richter ans Rednerpult:
Franz Richter: "Es ist hier einmal von Herrn Professor Carlo Schmid von der SPD eines gesagt worden: Man solle selbst in den Fällen, in den keine Nachfahren für jüdisches Vermögen vorhanden sind, dann wenigstens den Wert dieses Vermögens nach Tel Aviv oder Jerusalem überweisen (Tumult bricht aus, Stimmengewirr) ... dass man der israelischen nach Tel Aviv oder Jerusalem das Geld noch hinterher schicken soll, dann möchte ich betont haben: Er würde es einer Macht nachschicken, die selbst erklärt hat, mit uns im Kriegszustand zu stehen, das heißt, dass er dann mit dem Feind zusammenarbeitet und ein Kollaborateur ist (Glocke im Parlament wird geläutet ...) "
Erwin Schöttle: "Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich glaube es wäre die Pflicht dieses Hauses sich dagegen zu wehren, dass von dieser Tribüne ein antisemitischer Strolch redet! (Applaus, Rufe) "
Wie hier der Sozialdemokrat Erwin Schöttle sind es oft Sozialdemokraten, die sich in den ersten Nachkriegsjahren mit Nachdruck für eine Entschädigung gegenüber den Juden aussprechen. Doch Gehör findet die SPD kaum, ebenso wenig wie Eugen Kogon oder Walter Dirks, zwei linkskatholische Publizisten, die 1949 öffentlich - wie es heißt - "Wiedergutmachung" fordern.
Martin Kloke: "Also dieser Begriff Wiedergutmachung ist ja schon mit großer Selbstverständlichkeit Ende der 40er Jahre genutzt worden, auch von durchaus wohlmeinenden Personen der Zeitgeschichte, der westdeutschen Zeitgeschichte zumindest. Walter Hallstein ist ein Beispiel, wir können das auch in der SPD feststellen (...)"
Der Politologe Martin Kloke
Martin Kloke: "Aber der Begriff Wiedergutmachung hat natürlich auch etwas höchst Skandalöses, weil er den Eindruck erweckt, als könne man die Millionen Ermordeten, als könne man da irgendetwas wieder gut machen oder wieder lebendig machen, oder wie auch immer. Da steckt also auch eine Sehnsucht drin, die sehr stark in der deutschen Gesellschaft verankert war und ist, über die materielle Kompensation hinaus (...) etwas in Richtung Heilung, seelische Wiedergutmachung, also sich selbst etwas damit zu tun, das wieder ungeschehen zu machen, was leider eben nicht wieder reparabel ist. "
Im November 1949, kurz nach der Gründung der Bundesrepublik, bekundet Bundeskanzler Konrad Adenauer in einem Zeitungsinterview seinen Willen, zehn Millionen D-Mark an Israel zu zahlen - als ein Zeichen guten Willens. Die Empörung ist groß in Israel: Will Deutschland also eine Mark und 60 Pfennig für jeden ermordeten Juden zahlen?
Die Wege zum Verhandlungstisch mit Israel sind schwer von der Geschichte belastet. Erst eine von der Presse stark begleitete "Friedensbitte an Israel" im August 1951 kann das öffentliche Schweigen der Bundesregierung brechen, aber auch die bittere und stolze Abwehr Israels mildern. Erich Lüth, Mitinitiator der Friedenbitte, erhält eine skeptische, aber doch wohlwollende Antwort der israelischen Regierung.
Erich Lüth: "Meine Freunde und ich haben dazu aufgerufen, Frieden mit Israel zu schließen und für die Versöhnung mit den Juden zu wirken. Das war ein Appell an die Bundesregierung und an den Bundestag. Wir sind am 31. August 1951 mit unserer Aktion vor die Öffentlichkeit getreten, unser Ruf ist in Bonn gehört und aufgenommen worden, denn am 27. September erfolgte endlich, ich sage endlich, die offizielle Erklärung des Bundeskanzlers, in der er die Forderung moralischer und materieller Wiedergutmachung anerkannte, jene historische Erklärung, der erfreulicher Weise alle Fraktionen des Bundestags zugestimmt haben. "
Wie schwer das offizielle Schuldeingeständnis Anfang der 50er Jahre noch fällt, zeigt nicht zuletzt auch diese Regierungserklärung Adenauers:
Konrad Adenauer: "Die Bundesregierung und mit ihr die große Mehrheit des deutschen Volkes sind sich des unermesslichen Leides bewusst, das in der Zeit des Nationalsozialismus über die Juden in Deutschland und in den besetzten Gebieten gebracht wurde. Das deutsche Volk hat in seiner überwiegenden Mehrheit die an den Juden begangenen Verbrechen verabscheut und hat sich an ihnen nicht beteiligt. "
Noch überwiegt die Abwehr der Tatsache, dass die Mehrheit des deutschen Volkes eben keinen Widerstand geleistet, sondern zugeschaut, geduldet und mitgemacht hat und dass die hauptverantwortlichen Täter aus der Mitte der bürgerlichen Gesellschaft kamen:
Konrad Adenauer: "Im Namen des deutschen Volkes sind aber unsagbare Verbrechen begangen worden, die zur moralischen und materiellen Wiedergutmachung verpflichten (...). Die Bundesregierung ist bereit, gemeinsam mit Vertretern des Judentums und des Staates Israel, der so viel heimatlose jüdische Flüchtlinge aufgenommen hat, eine Lösung des materiellen Wiedergutmachungsproblems herbeizuführen und damit den Weg zur seelischen Bereinigung unendlichen Leides zu erleichtern. Sie ist tief davon durchdrungen, dass der Geist, wahre Menschlichkeit, wieder lebendig und fruchtbar werden muss. Diesem Geist mit aller Kraft zu dienen, betrachtet die Bundesregierung als die vornehmste Pflicht des deutschen Volks. (Applaus) "
Später spricht Adenauer von der "Ehrenpflicht des deutschen Volkes". Er erhält dafür keineswegs nur Beifall: Von Industriellen und Bankdirektoren hört man, dass der Wiederaufbau schon mehr als genug mit den Reparationsverpflichtungen gegenüber den West-Alliierten belastet sei. Gleichwohl unterstützen die großen Parteien des Bundestages Adenauers Absichtserklärung. Mit besonderem Nachdruck die SPD:
SPD-Abgeordneter Löwe: "Deutschland ist nach der Überzeugung der sozialdemokratischen Fraktion des Bundestages in der sittlichen Verpflichtung, sich mit ganzer Kraft um eine Aussöhnung mit dem Staat Israel und den Juden in aller Welt zu bemühen. Und zwar kommt es dabei uns Deutschen zu, den ersten Schritt auf diesem Wege zu tun. Wir Sozialdemokraten werden deshalb den eben angekündigten Schritt der Bundesregierung von Herzen unterstützen und hätten es begrüßt, wenn er es schon früher und mit noch größerer Entschiedenheit getan wäre. "
Was die SPD nicht wissen kann: Seit Anfang 1951 hat Adenauer geheime Gespräche mit Israel angeschoben. Die deutsche Gesellschaft ist währenddessen vor allem mit der Vorstellung, selbst Opfer des NS-Regimes gewesen zu sein, und dem Wiederaufbau beschäftigt. Das Überleben und Leben der Juden - das hat die meisten im Nationalsozialismus nicht interessiert. Und auch nach 1945 ist vielen das jüdische Schicksal gleichgültig. Zumal auch Politiker wie Walter Hallstein, der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, öffentlich betont, dass die Deutschen vor allem Opfer gewesen seien:
Walter Hallstein: "Die grauenhaften Verbrechen der nationalsozialistischen Gewalthaber, deren wahrer Charakter in nichts deutlicher zu Tage getreten ist als in ihrem bestialischen Antisemitismus, sind, wir können es nicht leugnen, von Deutschen und unter Missbrauch des Namens des deutschen Volkes begangen worden. Gewiss, wir, die Mehrheit des deutschen Volkes und besonders diejenigen, die heute politische Verantwortung in Deutschland tragen, haben diese Taten nicht getan und wir haben sie auch nicht geduldet. Auch wir gehören vielmehr zu ihren Opfern. "
Nach einer Meinungsumfrage von 1952 halten 44 Prozent der westdeutschen Bevölkerung den Wiedergutmachungsvertrag mit Israel für überflüssig. Und In Israel sichert nur eine knappe Mehrheit der Abgeordneten im israelischen Parlament den Fortgang der zähen, monatelangen Verhandlungen. Nicht von Wiedergutmachung redet man in Israel, sondern man verwendet den nüchternen Begriff Schilumim, das heißt Zahlungen. Denn es ist klar: der Tod von Millionen Juden, der ist mit keinem Gegenwert aus der Welt zu schaffen. Beide Parteien einigen sich schließlich auf 3,5 Milliarden D-Mark: drei Milliarden soll Deutschland vor allem in Form von Waren an Israel liefern, 500 Millionen D-Mark an die Juden in der Diaspora. "Blutgeld" protestieren israelische Gegner und fühlen sich verraten. Treibt die israelische Regierung Schacher mit der Asche ihrer Verwandten? Und das ausgerechnet mit den verhassten Deutschen? David Ben Gurion, Israels Ministerpräsident, erinnert sich noch Jahre später an die heftigen inner-israelischen Debatten jener Zeit:
David Ben Gurion: "Damals 1952, war es sehr schwierig, die Linke und die Rechte waren sehr stark dagegen und die rechten Flügel ließen sogar einen Haufen Leute in das Parlament hinein, die in das Gebäude stürzten und versuchten, die Verhandlungen zu stoppen. Ich hatte die Armee herbeizuholen, weil sie mit den Polizisten in ein Handgemenge gerieten. Ein Polizist stürzte und sie schlugen weiter auf ihn ein. Da hatte ich die Armee zu holen. Die extremen Rechten und Linken waren beide außerordentlich stark dagegen. "
Bei allem Schmerz angesichts der noch so nahen Vergangenheit, die Gegenwart zwingt israelische Politiker auch zu Pragmatismus. Denn der junge Staat Israel benötigt dringend Unterstützung, seine Existenz ist bedroht durch die arabischen Nachbarstaaten.
Martin Kloke: "Man muss wissen, dass Anfang der 50er Jahre 1,6 Millionen Neueinwanderer nach Israel gekommen waren, davon auch sehr viele aus muslimischen Ländern, in Folge des ersten israelischen-arabischen Krieges, die ihre Heimat verlassen haben, verlassen mussten. Und diese mittellosen Menschen mussten natürlich integriert werden und es gab also einen ungeheuren Bedarf an Infrastruktur, Wirtschafts- und Investitionsgütern, die dieser junge Staat, der sich auch militärisch behaupten musste, gar nicht hätte leisten können. "
Bei der deutschen Abstimmung über den Wiedergutmachungsvertrag im März 1953 kann Adenauer nur mit Hilfe der sozialdemokratischen Stimmen die erforderliche Mehrheit erlangen. David Ben Gurion aber bleibt skeptisch:
Martin Kloke: "Ich glaube nicht, sagte er anfangs, ich glaube nicht, dass die Deutschen zahlen werden. Wichtig ist, dass sie sich zu dem Prinzip der Zahlungen bekennen und damit auch ihre Verantwortung wahrnehmen. Und Ben Gurion hat sich glücklicher Weise getäuscht, denn 1953/1954 sah man dann tatsächlich, dass die Deutschen bestrebt waren, dieses Abkommen auch umzusetzen und Waren zu liefern und das, was vereinbart war, wurde auch erfüllt in den folgenden zwölf Jahren, so dass genau dieses Abkommen dann wiederum ein wichtiger Schritt auf dem Weg zumindest informeller Beziehungen der Bundesrepublik und Israel gewesen ist. "
Doch zugleich sind die deutsch-israelischen Beziehungen vom beginnenden Kalten Krieg geprägt. Israel hat seit Januar 1950 seine Ansprüche auf Zahlung von Entschädigung immer an beide deutschen Staaten gerichtet. Etwa ein Drittel der Summe im Wiedergutmachungsvertrag, etwa 500 Millionen Dollar, sollte demnach die DDR leisten. In einem internen Schreiben des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR von 1951 heißt es dazu:
"Das Ziel der Befriedigung der israelischen Forderungen ist der Ausbau der von den US-Monopolisten dirigierten ökonomischen Basis des Kapitalismus in Israel, ist die Stärkung des USA-Stützpunktes im Mittleren Osten. Die DDR lehnt es ab, auch nur das Geringste zur Verwirklichung dieses den Weltfrieden gefährdenden Ziels beizutragen. "
Die politische Führung der DDR sieht für Zahlungen an Israel keinerlei rechtliche oder moralische Grundlage. Die DDR als antifaschistischer Staat trage keine Verantwortung für den Mord an den Juden - vielmehr fühlt man sich der Sowjetunion verpflichtet, an die die DDR enorme Reparationen leisten muss. Zwar hatte die Sowjetunion den Staat der Juden anfangs noch begrüßt und sogar mit Waffen unterstützt, aber das änderte sich 1949 schlagartig mit den neuen antisemitischen Exzessen Stalins. Israel ist für die Ostblockstaaten seitdem ein imperialistischer Aggressor. Einzelne Befürworter von Zahlungen an Israel in der DDR - Otto Grotewohl zum Beispiel, oder Paul Merker und Leo Zuckermann - sie haben keine Chance, sich gegen die von Moskau-treuen Politikern geprägte SED-Linie durchzusetzen. Im Gegenteil: Seit den antisemitischen Hetzkampagnen und Morden in der Sowjetunion riskieren sie selbst, Opfer stalinistischer Säuberungen zu werden. So kann Konrad Adenauer im März 1953 bei der Verabschiedung des Abkommens mit Israel zu Recht auf die Folgen des antisemitischen Slansky-Prozesses in Prag aufmerksam machen:
Konrad Adenauer: "Auch deutsche Staatsangehörige jüdischen Glaubens haben aus der sowjetischen Besatzungszone und aus Ostberlin die Flucht über die Sektorengrenze antreten müssen. Die freie Welt hat von diesen Vorgängen mit Abscheu und Schrecken Kenntnis genommen. In diesem Zeitpunkt wollen wir mit der Verabschiedung des ihnen vorliegenden Abkommens einen klaren Standpunkt beziehen. Die Bundesregierung hofft, dass die Annahme dieses Abkommens gerade in diesem Zeitpunkt als ein deutscher Beitrag zur Stärkung des Geistes menschlicher und religiöser Toleranz in der Welt wirken wird. "
Diese Hoffnung, die auch Kalkül ist, wird nur teilweise erfüllt. Gewiss, einerseits stärkt das Abkommen mit Israel das Vertrauen in Westdeutschland, es verbessert die Chancen auf West-Integration, es stärkt das moralische Ansehen der Bundesrepublik in der Welt. Auf der anderen Seite provoziert die Unterstützung Israels aber auch die arabischen Staaten im Nahen Osten.
Konrad Adenauer: "Gegen die Leistungen an den Staat Israel haben, wie Sie wissen, die arabische Liga und deren Mitgliedsstaaten Protest erhoben. Sogar Boykottdrohungen sind ausgesprochen worden. "
Gleichwohl: die vereinbarten Waren an Israel werden geliefert und auch der wirtschaftliche Austausch mit vielen arabischen Staaten wird fortgesetzt. Doch wann will Deutschland endlich auch diplomatische Beziehungen mit Israel aufnehmen? Es ist David Ben Gurion, der israelische Ministerpräsident, der Deutschland 1957 ein überraschendes Angebot macht. Deutsche Unterhändler hatten sich bislang vergeblich darum bemüht. Wie reagiert nun die Bundesrepublik? Sie schlägt das Angebot aus!
Martin Kloke: "Was war der Hintergrund? Die Bundesrepublik befürchtete, dass die arabische Welt bei einem solchen Schritt die DDR anerkennen würde. Und das hätte natürlich die Hallstein-Doktrin massiv unterminiert, das wollte man sich nicht leisten. Und was tut man in einer solchen Situation? Man versucht unterhalb des diplomatischen Niveaus sich zu verständigen und da hat es dann Geheimverhandlungen gegeben, damals zwischen den Verteidigungsministern Franz-Josef Strauß und Shimon Peres, wo Strauß ein Angebot gemacht hat: Wir liefern Waffen an Israel, heimlich. Und für diesen Deal werden wir dann die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, ja, vielleicht nicht auf den Sankt Nimmerleins Tag, aber vielleicht für lange Zeit vertagen. "
Der geheime deutsche Vorschlag bleibt umstritten, aber die Israelis haben auch Verständnis für die Lage, in die sich die Bundesrepublik mit ihrem Alleinvertretungsanspruch manövriert hat. Und Israel braucht Waffen, zur Not auch deutsche. So kommt das Geschäft zustande. Offiziell treffen Adenauer und Ben Gurion erst im März 1960 in New York zusammen. Sie beraten eine künftige militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die Begegnung der beiden Regierungschefs ist eine politische Sensation. Im Alltagsleben der Normalbürger gibt es kaum deutsch-israelische Begegnungen.
Moshe Zimmermann: "Man kann sagen, das Deutschland bis 65, oder in den 50er Jahren, war für Israelis ein fremdes Land. "
Moshe Zimmermann, Professor für Geschichte und Leiter des "Richard-Koebner-Center for German History" in Jerusalem:
Moshe Zimmermann: "Also man konnte kaum als Israeli nach Deutschland fahren, also im Pass der Israelis gab es ein Visum für alle Staaten in Europa, mit Ausschluss von Deutschland. Also die Kenntnis über Deutschland ging nur über Medien, die waren selbstverständlich sehr unzureichend, um eine Meinung zu bilden. "
Nur ganz zaghaft gibt es erste, direkte Annäherungen: wenige Journalisten können, zum Teil unter falschem Namen, nach Israel reisen. 1957 besuchen einige deutsche Gewerkschafter das Land. Anfang der 60er Jahren arbeiten die ersten deutschen Jugendlichen mit der "Aktion Sühnezeichen" in Kibbuzim, können sich selbst ein Bild von Israel machen. In Israel bleibt das Deutschland-Bild von den Erinnerungen an das Dritte Reich geprägt.
Bericht vom ersten Tag des Eichmann-Prozesses:
Reporter: "Oberrichter Landau eröffnet das Verfahren mit der Frage: Sind sie Adolf Eichmann? "
Adolf Eichmann: "Jawoll ! "
Reporter: "Dieses "Jawohl" war das einzige Wort, das von Eichmann heute zu hören war. Oberrichter Landau beginnt die Anklageschrift zu verlesen. "
Reporter: "Eichmann steht, hört unbewegt zu, nur sein Mund bewegt sich. Absatz für Absatz wird die Anklage ins Deutsche übersetzt: "
Übersetzer: "Verursachte während der Jahre 1940-1945 die Tötung von Hunderttausenden von Juden in Deutschland und seinen besetzten Gebieten, in Zwangsarbeitslagern, welche nach dem System der Konzentrationslager geführt wurden und in welchen Juden bis zum Tode versklavt, gefoltert und ausgehungert wurden. "
Der Prozess gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, der 1960 in Jerusalem beginnt, wird in Deutschland bereits im Vorfeld mit Sorge beobachtet. Wird dieser Prozess, der das ganze Ausmaß der deutschen Verbrechen vergegenwärtigt, das zwischenstaatliche Klima wieder vergiften? Konrad Adenauer versucht zu vermitteln:
Konrad Adenauer: "In diesen Tagen beginnt in Jerusalem der Eichmann-Prozess. Wir wünschen, dass in diesem Prozess die volle Wahrheit ans Licht kommt und dass Gerechtigkeit geübt wird. Nach dem Zusammenbruch Deutschlands waren alle, die an die Arbeit gingen, Deutschland wieder aufzubauen, erfüllt von Scham und von Sorge. (...) Wir waren erfüllt von Scham, weil nunmehr zum ersten Male, uns, dem deutschen Volke, der furchtbare Abgrund des Nationalsozialismus zum Bewusstsein kam. Wir waren erfüllt von Sorge, weil wir uns fragten, wie es möglich sein würde, dieses Gift aus dem seelischen Empfinden, aus dem seelischen Leben weiter Kreise des deutschen Volkes wieder zu entfernen. (...) Unsere Sorge war nicht so begründet, wie wir es zuerst befürchtet hatten. Im deutschen Volkskörper, im moralischen Leben des deutschen Volkes, gibt es heute keinen Nationalsozialismus mehr, kein nationalsozialistisches Empfinden. Wir sind ein Rechtsstaat geworden. "
Moshe Zimmermann: "Das ist repräsentativ für die 50er Jahre, "
sagt der Historiker Moshe Zimmermann.
Moshe Zimmermann: "Im Bewusstsein von vielen Deutschen war nicht klar, wie tief der Nationalsozialismus in der deutschen Gesellschaft verankert ist. Also wenn man von Volkskörper spricht, diese Formulierung ist ja typisch für die Zeit bis 45, für die Ideologie bis 45. Sogar Adenauer erkennt das eben nicht und kann deswegen zur nächsten Stufe gehen und kann sagen: 'Ok, im Volk, bei ihm Volkskörper genannt, gibt es keinen Rest, keine Überreste mehr vom Nationalsozialismus. Wir wissen heute Bescheid, dass diese Feststellung eine sehr ungenaue Feststellung war, seit 51, Adenauer selbst hatte ja den Herrn Globke an seiner Seite. Und da musste er Bescheid wissen, dass es Reste und Überreste gibt in seiner unmittelbaren Umgebung. "
Staatssekretär Hans Globke hatte sich im Nationalsozialismus an einer Ausgabe der Nürnberger Rasse-Gesetze beteiligt. Aber solche engen personellen Kontinuitäten in Politik und Wirtschaft hat man auch außerhalb Deutschlands nicht so klar erkannt oder wissen wollen.
Moshe Zimmermann: "Ben Gurion, der israelische Ministerpräsident war bereit, mit Deutschland zu verhandeln, und das nicht nur im Jahr 1960, als er sich tatsächlich mit Adenauer traf, sondern schon vorher, in den 50er Jahren, weil er davon ausging, wie er es später formuliert hatte, dass es ein anderes Deutschland gibt, ein Deutschland anders als vor 1945 oder sogar 1933 oder vor 1914. "
Konrad Adenauer: "Ministerpräsident Ben Gurion hat vor wenigen Tagen gesagt, dass die jungen Deutschen nicht für die Untaten vieler Angehöriger der älteren Generationen Deutschlands verantwortlich gemacht werden können. Er hat ausdrücklich das Interesse seines Landes an einem freundschaftlichen Verhältnis zu dem neuen Deutschland betont. Für diese Worte vor Beginn der Verhandlung gegen Eichmann sind wir ihm aufrichtig dankbar. "
Erstaunlicherweise hat der Eichmann-Prozess sogar positive Auswirkungen auf das deutsch-israelische Verhältnis. Denn jetzt können auch Israelis registrieren, dass sich zumindest Teile der deutschen Gesellschaft ihrer Vergangenheit stellen, sie annehmen und aufarbeiten wollen. Zeugen im Prozess erinnern daran, dass sich einige Deutsche auch im Nationalsozialismus für Juden eingesetzt hatten. In ganz kleinen Schritten gibt es jenseits der Diplomatie Chancen für ein neues Deutschland-Bild in Israel. Und das Bild von Israel in Deutschland? Für viele junge Linke in Deutschland ist Israel nach dem Zweiten Weltkrieg geradezu ein Lieblingsland geworden. Martin Kloke beschäftigt sich seit langem mit dem Verhältnis der deutschen Linken zu Israel:
Martin Kloke: "Es war ganz klar für die bundesdeutsche Linke, abgesehen von der KPD, dass die Unterstützung des damals ja linken, von Kibbuzim geprägten Israels, dass die Unterstützung dieses Staates eine Medaille ist und die andere Medaille ist das Eintreten gegen den so genannten restaurativen Adenauer-Staat. Und das waren zwei Seiten ein und derselben Medaille, das hat man als eine Einheit gesehen. "
Während deutsche und israelische Bürger noch mit den Phantasien und politischen Projektionen vom jeweils anderen Land beschäftigt sind, liefert die Bundesrepublik seit Ende der 50er Jahre Waffen und Kriegsgerät an Israel.
Martin Kloke: "Das funktionierte so lange, bis dieser Deal aufflog. Das war dann 1964, durch einen Artikel in der Frankfurter Rundschau. Die Empörung war groß, auf vielen Seiten, aus verschiedenen Motiven. Es führte dazu, dass Walter Ulbricht im Februar 1965 einen Besuch in Kairo bekam, der wie ein offizieller Staatsbesuch zelebriert wurde von ägyptischer Seite. Und damit war die Hallstein-Doktrin im Grunde nicht nur unterminiert, sondern das war einfach vorbei, sie hatte keine Grundlagen mehr, diese Doktrin. "
Schnell bemühen sich die deutschen Diplomaten, wieder mit den israelischen Kollegen Kontakt aufzunehmen. Denn jetzt ist der Weg auf überraschende und peinliche Weise frei geworden für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Beinahe eine Zweidrittel-Mehrheit in der Knesset ist für den Austausch von Botschaftern.
David Landor: "Nun, wenn Sie mich fragen, ob das eine Normalisierung bedeutet - auf der Basis zwischen Regierung und Regierung zweifellos ja. "
David Landor, Sprecher der israelischen Regierung.
David Landor: "Wenn wir die Frage etwas weiter betrachten und uns fragen, ob das eine Normalisierung zwischen dem israelischen Staatsbürger und dem deutschen Staatsbürger beinhaltet, dann lässt sich das nicht so klar bejahen oder verneinen. Es gibt natürlich eine ganze Menge von Israelis, die sich für die Politik der israelischen Regierung in dieser Frage aussprechen, aber persönlich nach wie vor Reservationen gegenüber den persönlichen Beziehungen mit Deutschen haben. "
Martin Kloke: "Aber diese Aufnahme, das muss man ganz deutlich sagen, diese Aufnahme diplomatischer Beziehungen war nicht die Frucht moralischer Einsicht, sondern es ist im Grunde ein Kollateral-Schaden gewesen, weil eben dieser geheime Waffenhandel aufgeflogen ist und man musste reagieren und man hat dann sozusagen in den sauren Apfel gebissen, und hat gesagt: wenn dieser Waffenhandel aufgeflogen ist, jetzt können wir den Israelis die diplomatischen Beziehungen nicht mehr vorenthalten. (...)"
Am 13. Mai 1965 wird der Botschafter-Austausch offiziell:
Nachrichtensprecher: "Bonn: Die Bundesrepublik und Israel haben heute Nachmittag die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen bekannt gegeben. Als Antwort darauf haben nach dem Irak heute auch Syrien, Kuwait, Ägypten und Jordanien die diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik abgebrochen. Der Libanon hat einen ähnlichen Schritt angekündigt. "
Pressesprecher: "Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel richtet sich gegen niemanden, insbesondere gegen keinen arabischen Staat und schadet auch keinem arabischen Volk. Das deutsche Volk weiß sich den arabischen Völkern in Freundschaft verbunden. "
Auch vor diesem Hintergrund der arabisch-deutschen Beziehungen wird verständlich, warum das Verhältnis zwischen Israel und Deutschland auch nach diesem Staatsakt gespannt bleibt. "Noch sind unsere Herzen blutig" hat Levi Eschkol, der Nachfolger David Ben Gurions als Ministerpräsident, einmal gesagt. Für den Visionär Ben Gurion ist dennoch ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Er lebt 1965 bereits zurückgezogen in einem Kibbuz, deutsche Reporter besuchen ihn:
David Ben Gurion: "Ja, ich kam schon vor vielen Jahren zu der Überzeugung, dass wir heute mit einem anderen, einem völlig veränderten Deutschland zu tun haben. Von historischer Warte kann natürlich nicht vergessen werden, was das Hitler-Deutschland uns angetan hat, aber heute gibt es kein Nazi-Deutschland mehr und es kann sich meines Erachtens nicht noch mal ein Nazi-Deutschland entwickeln, weil sich einmal das Volk selbst wandelte und weil sich auch das gesamte Weltbild veränderte. Und wenn wir auch niemals vergessen dürfen, was geschah, so dürfen wir heute auch nicht auf dieser Basis des damaligen Geschehens handeln. Und was geschah, ist auch nicht mehr nachträglich zu ändern.
Und was die Zukunft anbelangt, so haben wir jetzt mit einer völlig anderen deutschen Führung zu tun. Und auch die überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes hat sich verändert. Es liegt im beiderseitigen Interesse und im Interesse der ganzen Welt, dass jetzt die normalen Beziehungen beginnen. Humane Beziehungen auf dem Fundament gegenseitiger Hilfe, vor allem mit dem beiden Völkern gemeinsamen Ziel: Shalom, Friede. "
Das deutsch-israelische Verhältnis ändert sich zwei Jahre später. Im Juni 1967, mit dem Ausbruch des Sechs-Tage-Krieges. Mit diesem Präventivkrieg Israels gegen die arabischen Nachbarstaaten wandelt sich die Meinung vieler Deutscher. Martin Kloke:
Martin Kloke: "Das hat dann einen Paradigmenwechsel ausgelöst in der Bundesrepublik, dergestalt, dass die eher konservativen Kräfte in der Gesellschaft, plötzlich erstmals ihre Liebe zu Israel plötzlich entdeckten, teilweise erstmals. Und die deutsche Linke größtenteils nun nicht mehr in Israel den Opferstaat sah, den kleinen David, der schutzwürdig ist, um den man sich sozusagen positiv kümmern muss und ihm helfen muss. Sondern dieser Staat wurde plötzlich als kolonialistischer Staat betrachtet, als ein Brückenkopf des US-Imperialismus in Arabien. Und das war ein Paradigmenwechsel, der teilweise binnen weniger Wochen und Monate sich vollzogen hat. Also ein und dieselben Leute, die noch Ende Mai 1967 auf die Straßen gegangen sind, um sich für das Existenzrecht Israels einzusetzen, ein und dieselben Leute haben dann im September 67 plötzlich Israel als ihr Feindbild Nr. 1 entdeckt. "
Damit nähert sich die westdeutsche Linke Positionen, wie sie in der DDR seit 1949 vertreten werden. Israel bleibt für die SED bis 1989 ein imperialistischer Aggressor. Walter Ulbricht scheut nach dem Sechs-Tage-Krieg nicht einmal vor Vergleichen mit der nationalsozialistischen Eroberungspolitik zurück:
Walter Ulbricht: "Es geht nicht an, den Aggressor auch noch dadurch zu belohnen, dass man ihn, wenn auch nur vorübergehend, im Besitz der widerrechtlich okkupierten Gebiete arabischer Staaten belässt. Die Welt wird und kann sich nicht damit abfinden, dass ein viertel Jahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg im Nahen Osten von dem Aggressor Israel und dessen Hintermännern ein Protektorat Sinai oder ein Generalgouvernement Jordanien zur erneuten kolonialen Unterdrückung der arabischen Völker gebildet werden. "
Angelika Timm: "Juden als Opfer, Israelis als Täter - das war eigentlich der Punkt. (...) Diese Trennung, ohne eigentlich israelische Politik auch vor dem Hintergrund der Geschichte zu betrachten. "
Angelika Timm hat in Ost-Berlin Hebraistik und Arabistik studiert und arbeitet heute in Israel als Gastdozentin:
Angelika Timm: "Für mich war eigentlich das Wichtigste die Erkenntnis, dass in der DDR eigentlich immer fein säuberlich getrennt wurde zwischen jüdischen Opfern und Israel. Dass 'der deutsche Schatten über Israel', wie das Stephan Hermlin mal sehr gut formuliert hat, immer übersehen wurde. Dass der Zusammenhang, Israel als jüdischer Staat, als ein Staat, in dem also auch tausende, hunderttausende Opfer Zuflucht gefunden haben, ja, eine neue Heimat gefunden haben, dass dieser Zusammenhang ausgeblendet wurde. Und ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt, der auch bei mir erst nach dem ersten Besuch in Israel und nach der stärkeren Beschäftigung mit dieser Problematik, erst gereift ist. Weil man kann Israel ohne Shoah, ohne die Beziehungen zur Shoah, ohne auch Traumata, die in diesem Zusammenhang in der Bevölkerung existieren, kann man auch die Entwicklung des Staates Israel nicht verstehen. "
Die deutsch-israelischen Beziehungen werden immer wieder von der deutschen Vergangenheit eingeholt. Die Erinnerung an die Shoah prägt heute mehr als früher das Bewusstsein der Israelis. Die Frage, wie konstruktive deutsche Kritik an Israel möglich ist, ohne zugleich als Antizionist verdächtigt zu werden - sie bleibt ein brennendes Problem. Dennoch, das Deutschland-Bild in Israel hat sich in den letzten vierzig Jahren stark differenziert. Moshe Zimmermann spricht von einem schizophrenen Verhältnis der Israelis zu Deutschland. Vielleicht gilt das auch umgekehrt für die Deutschen. Seit den 80er Jahren führt der Historiker Umfragen zum Deutschland-Bild in seinem Land durch:
Moshe Zimmermann: "Bei der letzten Umfrage haben wir die Frage gestellt, wenn du über Deutschland denkst, assoziiert sich das Wort Deutschland mit: klar, etwa 60 Prozent assoziiert Deutschland automatisch mit dem Holocaust oder dem Nationalsozialismus oder mit dem KZ-System. Aber es gibt noch viele, 10 Prozent etwa, assoziiert Deutschland mit der Autoindustrie. Weniger assoziiert Deutschland mit Fußball oder bayerische Landschaft, das heißt, was der Tourist in Deutschland zu sehen bekommt. Also es hat sich differenziert und man muss auch sagen, auch diejenigen, deren erste Assoziation das KZ-System ist, wissen Bescheid, dass Deutschland heute auch für andere Sachen steht. Und das macht die Sache so schwierig, da man sich ja eine Meinung bilden muss, über das, was man Deutschland nennt. "
Februar 1952: Der Hamburger Journalist Erich Lüth auf einer Kundgebung der Vereinigung für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Berlin. Er warnt vor neuem Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft und ruft den systematischen Mord an Millionen Juden in Erinnerung.
Erich Lüth: "Die entscheidende Frage ist, wie wir uns zu den Todesopfern von sechs Millionen wehrlos Hingemeuchelten, Frauen, Kindern und Greisen, wie wir uns zu ihren namenlosen Leiden und wie wir uns zu den über alle Länder der Welt Verstreuten stellen, die Haus und Hof, Beruf und Eigentum in Deutschland zurücklassen mussten, und die nun außerhalb der Grenzen unseres Landes einen heroischen und verzweifelten Kampf um ein neues Leben führen. "
Solche Fragen kümmern in dieser Zeit nur wenige in Deutschland. Die Philosophin Hannah Arendt erlebt 1950 auf ihrer Reise durch Deutschland häufig die Leugnung der Verbrechen. Und viel Selbstmitleid:
"Allgemeinen Gefühlsmangel (...), offensichtliche Herzlosigkeit, (...) manchmal mit billiger Rührseligkeit kaschiert: (...) Symptom einer tief verwurzelten, hartnäckigen und gelegentlich brutalen Weigerung, sich dem tatsächlich Geschehenen zu stellen und sich damit abzufinden. "
Ein Symptom dafür ist Veit Harlan, der Regisseur des antisemitischen Propagandafilms "Jud Süß". Bereits 1950 dreht er wieder im Auftrag der deutschen Filmindustrie. Erich Lüth ruft zum Boykott auf, einige Studenten demonstrieren.
Erich Lüth: "Jetzt filmt Harlan wieder und behauptet, sein "Jud Süß" wäre nur ein Kunstwerk gewesen und er ein Philosemit. (Lachen) Müssen wir nicht unglaubwürdig in unserer Haltung erscheinen, wenn wir es unterlassen wie wir zu handeln verpflichtet sind, um eine echte Wandlung des deutschen Volkes zu beweisen? Wie furchtbar musste es auf die Überlebenden wirken, dass Polizisten und Passanten Studenten (...) blutig prügelten, die Plakate mit sich trugen, auf denen die Inschrift stand: "Für Frieden mit Israel." Diese Studenten haben mehr für Deutschland getan, als viele andere, die heute in Amt und Würde sind. (langer Applaus) "
In Amt und Würde ist im November 1951 auch Franz Richter, der Abgeordnete der Sozialistischen Reichspartei im Bonner Bundestag. Als im Parlament über die Rückerstattung jüdischen Eigentums debattiert wird, tritt Franz Richter ans Rednerpult:
Franz Richter: "Es ist hier einmal von Herrn Professor Carlo Schmid von der SPD eines gesagt worden: Man solle selbst in den Fällen, in den keine Nachfahren für jüdisches Vermögen vorhanden sind, dann wenigstens den Wert dieses Vermögens nach Tel Aviv oder Jerusalem überweisen (Tumult bricht aus, Stimmengewirr) ... dass man der israelischen nach Tel Aviv oder Jerusalem das Geld noch hinterher schicken soll, dann möchte ich betont haben: Er würde es einer Macht nachschicken, die selbst erklärt hat, mit uns im Kriegszustand zu stehen, das heißt, dass er dann mit dem Feind zusammenarbeitet und ein Kollaborateur ist (Glocke im Parlament wird geläutet ...) "
Erwin Schöttle: "Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich glaube es wäre die Pflicht dieses Hauses sich dagegen zu wehren, dass von dieser Tribüne ein antisemitischer Strolch redet! (Applaus, Rufe) "
Wie hier der Sozialdemokrat Erwin Schöttle sind es oft Sozialdemokraten, die sich in den ersten Nachkriegsjahren mit Nachdruck für eine Entschädigung gegenüber den Juden aussprechen. Doch Gehör findet die SPD kaum, ebenso wenig wie Eugen Kogon oder Walter Dirks, zwei linkskatholische Publizisten, die 1949 öffentlich - wie es heißt - "Wiedergutmachung" fordern.
Martin Kloke: "Also dieser Begriff Wiedergutmachung ist ja schon mit großer Selbstverständlichkeit Ende der 40er Jahre genutzt worden, auch von durchaus wohlmeinenden Personen der Zeitgeschichte, der westdeutschen Zeitgeschichte zumindest. Walter Hallstein ist ein Beispiel, wir können das auch in der SPD feststellen (...)"
Der Politologe Martin Kloke
Martin Kloke: "Aber der Begriff Wiedergutmachung hat natürlich auch etwas höchst Skandalöses, weil er den Eindruck erweckt, als könne man die Millionen Ermordeten, als könne man da irgendetwas wieder gut machen oder wieder lebendig machen, oder wie auch immer. Da steckt also auch eine Sehnsucht drin, die sehr stark in der deutschen Gesellschaft verankert war und ist, über die materielle Kompensation hinaus (...) etwas in Richtung Heilung, seelische Wiedergutmachung, also sich selbst etwas damit zu tun, das wieder ungeschehen zu machen, was leider eben nicht wieder reparabel ist. "
Im November 1949, kurz nach der Gründung der Bundesrepublik, bekundet Bundeskanzler Konrad Adenauer in einem Zeitungsinterview seinen Willen, zehn Millionen D-Mark an Israel zu zahlen - als ein Zeichen guten Willens. Die Empörung ist groß in Israel: Will Deutschland also eine Mark und 60 Pfennig für jeden ermordeten Juden zahlen?
Die Wege zum Verhandlungstisch mit Israel sind schwer von der Geschichte belastet. Erst eine von der Presse stark begleitete "Friedensbitte an Israel" im August 1951 kann das öffentliche Schweigen der Bundesregierung brechen, aber auch die bittere und stolze Abwehr Israels mildern. Erich Lüth, Mitinitiator der Friedenbitte, erhält eine skeptische, aber doch wohlwollende Antwort der israelischen Regierung.
Erich Lüth: "Meine Freunde und ich haben dazu aufgerufen, Frieden mit Israel zu schließen und für die Versöhnung mit den Juden zu wirken. Das war ein Appell an die Bundesregierung und an den Bundestag. Wir sind am 31. August 1951 mit unserer Aktion vor die Öffentlichkeit getreten, unser Ruf ist in Bonn gehört und aufgenommen worden, denn am 27. September erfolgte endlich, ich sage endlich, die offizielle Erklärung des Bundeskanzlers, in der er die Forderung moralischer und materieller Wiedergutmachung anerkannte, jene historische Erklärung, der erfreulicher Weise alle Fraktionen des Bundestags zugestimmt haben. "
Wie schwer das offizielle Schuldeingeständnis Anfang der 50er Jahre noch fällt, zeigt nicht zuletzt auch diese Regierungserklärung Adenauers:
Konrad Adenauer: "Die Bundesregierung und mit ihr die große Mehrheit des deutschen Volkes sind sich des unermesslichen Leides bewusst, das in der Zeit des Nationalsozialismus über die Juden in Deutschland und in den besetzten Gebieten gebracht wurde. Das deutsche Volk hat in seiner überwiegenden Mehrheit die an den Juden begangenen Verbrechen verabscheut und hat sich an ihnen nicht beteiligt. "
Noch überwiegt die Abwehr der Tatsache, dass die Mehrheit des deutschen Volkes eben keinen Widerstand geleistet, sondern zugeschaut, geduldet und mitgemacht hat und dass die hauptverantwortlichen Täter aus der Mitte der bürgerlichen Gesellschaft kamen:
Konrad Adenauer: "Im Namen des deutschen Volkes sind aber unsagbare Verbrechen begangen worden, die zur moralischen und materiellen Wiedergutmachung verpflichten (...). Die Bundesregierung ist bereit, gemeinsam mit Vertretern des Judentums und des Staates Israel, der so viel heimatlose jüdische Flüchtlinge aufgenommen hat, eine Lösung des materiellen Wiedergutmachungsproblems herbeizuführen und damit den Weg zur seelischen Bereinigung unendlichen Leides zu erleichtern. Sie ist tief davon durchdrungen, dass der Geist, wahre Menschlichkeit, wieder lebendig und fruchtbar werden muss. Diesem Geist mit aller Kraft zu dienen, betrachtet die Bundesregierung als die vornehmste Pflicht des deutschen Volks. (Applaus) "
Später spricht Adenauer von der "Ehrenpflicht des deutschen Volkes". Er erhält dafür keineswegs nur Beifall: Von Industriellen und Bankdirektoren hört man, dass der Wiederaufbau schon mehr als genug mit den Reparationsverpflichtungen gegenüber den West-Alliierten belastet sei. Gleichwohl unterstützen die großen Parteien des Bundestages Adenauers Absichtserklärung. Mit besonderem Nachdruck die SPD:
SPD-Abgeordneter Löwe: "Deutschland ist nach der Überzeugung der sozialdemokratischen Fraktion des Bundestages in der sittlichen Verpflichtung, sich mit ganzer Kraft um eine Aussöhnung mit dem Staat Israel und den Juden in aller Welt zu bemühen. Und zwar kommt es dabei uns Deutschen zu, den ersten Schritt auf diesem Wege zu tun. Wir Sozialdemokraten werden deshalb den eben angekündigten Schritt der Bundesregierung von Herzen unterstützen und hätten es begrüßt, wenn er es schon früher und mit noch größerer Entschiedenheit getan wäre. "
Was die SPD nicht wissen kann: Seit Anfang 1951 hat Adenauer geheime Gespräche mit Israel angeschoben. Die deutsche Gesellschaft ist währenddessen vor allem mit der Vorstellung, selbst Opfer des NS-Regimes gewesen zu sein, und dem Wiederaufbau beschäftigt. Das Überleben und Leben der Juden - das hat die meisten im Nationalsozialismus nicht interessiert. Und auch nach 1945 ist vielen das jüdische Schicksal gleichgültig. Zumal auch Politiker wie Walter Hallstein, der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, öffentlich betont, dass die Deutschen vor allem Opfer gewesen seien:
Walter Hallstein: "Die grauenhaften Verbrechen der nationalsozialistischen Gewalthaber, deren wahrer Charakter in nichts deutlicher zu Tage getreten ist als in ihrem bestialischen Antisemitismus, sind, wir können es nicht leugnen, von Deutschen und unter Missbrauch des Namens des deutschen Volkes begangen worden. Gewiss, wir, die Mehrheit des deutschen Volkes und besonders diejenigen, die heute politische Verantwortung in Deutschland tragen, haben diese Taten nicht getan und wir haben sie auch nicht geduldet. Auch wir gehören vielmehr zu ihren Opfern. "
Nach einer Meinungsumfrage von 1952 halten 44 Prozent der westdeutschen Bevölkerung den Wiedergutmachungsvertrag mit Israel für überflüssig. Und In Israel sichert nur eine knappe Mehrheit der Abgeordneten im israelischen Parlament den Fortgang der zähen, monatelangen Verhandlungen. Nicht von Wiedergutmachung redet man in Israel, sondern man verwendet den nüchternen Begriff Schilumim, das heißt Zahlungen. Denn es ist klar: der Tod von Millionen Juden, der ist mit keinem Gegenwert aus der Welt zu schaffen. Beide Parteien einigen sich schließlich auf 3,5 Milliarden D-Mark: drei Milliarden soll Deutschland vor allem in Form von Waren an Israel liefern, 500 Millionen D-Mark an die Juden in der Diaspora. "Blutgeld" protestieren israelische Gegner und fühlen sich verraten. Treibt die israelische Regierung Schacher mit der Asche ihrer Verwandten? Und das ausgerechnet mit den verhassten Deutschen? David Ben Gurion, Israels Ministerpräsident, erinnert sich noch Jahre später an die heftigen inner-israelischen Debatten jener Zeit:
David Ben Gurion: "Damals 1952, war es sehr schwierig, die Linke und die Rechte waren sehr stark dagegen und die rechten Flügel ließen sogar einen Haufen Leute in das Parlament hinein, die in das Gebäude stürzten und versuchten, die Verhandlungen zu stoppen. Ich hatte die Armee herbeizuholen, weil sie mit den Polizisten in ein Handgemenge gerieten. Ein Polizist stürzte und sie schlugen weiter auf ihn ein. Da hatte ich die Armee zu holen. Die extremen Rechten und Linken waren beide außerordentlich stark dagegen. "
Bei allem Schmerz angesichts der noch so nahen Vergangenheit, die Gegenwart zwingt israelische Politiker auch zu Pragmatismus. Denn der junge Staat Israel benötigt dringend Unterstützung, seine Existenz ist bedroht durch die arabischen Nachbarstaaten.
Martin Kloke: "Man muss wissen, dass Anfang der 50er Jahre 1,6 Millionen Neueinwanderer nach Israel gekommen waren, davon auch sehr viele aus muslimischen Ländern, in Folge des ersten israelischen-arabischen Krieges, die ihre Heimat verlassen haben, verlassen mussten. Und diese mittellosen Menschen mussten natürlich integriert werden und es gab also einen ungeheuren Bedarf an Infrastruktur, Wirtschafts- und Investitionsgütern, die dieser junge Staat, der sich auch militärisch behaupten musste, gar nicht hätte leisten können. "
Bei der deutschen Abstimmung über den Wiedergutmachungsvertrag im März 1953 kann Adenauer nur mit Hilfe der sozialdemokratischen Stimmen die erforderliche Mehrheit erlangen. David Ben Gurion aber bleibt skeptisch:
Martin Kloke: "Ich glaube nicht, sagte er anfangs, ich glaube nicht, dass die Deutschen zahlen werden. Wichtig ist, dass sie sich zu dem Prinzip der Zahlungen bekennen und damit auch ihre Verantwortung wahrnehmen. Und Ben Gurion hat sich glücklicher Weise getäuscht, denn 1953/1954 sah man dann tatsächlich, dass die Deutschen bestrebt waren, dieses Abkommen auch umzusetzen und Waren zu liefern und das, was vereinbart war, wurde auch erfüllt in den folgenden zwölf Jahren, so dass genau dieses Abkommen dann wiederum ein wichtiger Schritt auf dem Weg zumindest informeller Beziehungen der Bundesrepublik und Israel gewesen ist. "
Doch zugleich sind die deutsch-israelischen Beziehungen vom beginnenden Kalten Krieg geprägt. Israel hat seit Januar 1950 seine Ansprüche auf Zahlung von Entschädigung immer an beide deutschen Staaten gerichtet. Etwa ein Drittel der Summe im Wiedergutmachungsvertrag, etwa 500 Millionen Dollar, sollte demnach die DDR leisten. In einem internen Schreiben des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR von 1951 heißt es dazu:
"Das Ziel der Befriedigung der israelischen Forderungen ist der Ausbau der von den US-Monopolisten dirigierten ökonomischen Basis des Kapitalismus in Israel, ist die Stärkung des USA-Stützpunktes im Mittleren Osten. Die DDR lehnt es ab, auch nur das Geringste zur Verwirklichung dieses den Weltfrieden gefährdenden Ziels beizutragen. "
Die politische Führung der DDR sieht für Zahlungen an Israel keinerlei rechtliche oder moralische Grundlage. Die DDR als antifaschistischer Staat trage keine Verantwortung für den Mord an den Juden - vielmehr fühlt man sich der Sowjetunion verpflichtet, an die die DDR enorme Reparationen leisten muss. Zwar hatte die Sowjetunion den Staat der Juden anfangs noch begrüßt und sogar mit Waffen unterstützt, aber das änderte sich 1949 schlagartig mit den neuen antisemitischen Exzessen Stalins. Israel ist für die Ostblockstaaten seitdem ein imperialistischer Aggressor. Einzelne Befürworter von Zahlungen an Israel in der DDR - Otto Grotewohl zum Beispiel, oder Paul Merker und Leo Zuckermann - sie haben keine Chance, sich gegen die von Moskau-treuen Politikern geprägte SED-Linie durchzusetzen. Im Gegenteil: Seit den antisemitischen Hetzkampagnen und Morden in der Sowjetunion riskieren sie selbst, Opfer stalinistischer Säuberungen zu werden. So kann Konrad Adenauer im März 1953 bei der Verabschiedung des Abkommens mit Israel zu Recht auf die Folgen des antisemitischen Slansky-Prozesses in Prag aufmerksam machen:
Konrad Adenauer: "Auch deutsche Staatsangehörige jüdischen Glaubens haben aus der sowjetischen Besatzungszone und aus Ostberlin die Flucht über die Sektorengrenze antreten müssen. Die freie Welt hat von diesen Vorgängen mit Abscheu und Schrecken Kenntnis genommen. In diesem Zeitpunkt wollen wir mit der Verabschiedung des ihnen vorliegenden Abkommens einen klaren Standpunkt beziehen. Die Bundesregierung hofft, dass die Annahme dieses Abkommens gerade in diesem Zeitpunkt als ein deutscher Beitrag zur Stärkung des Geistes menschlicher und religiöser Toleranz in der Welt wirken wird. "
Diese Hoffnung, die auch Kalkül ist, wird nur teilweise erfüllt. Gewiss, einerseits stärkt das Abkommen mit Israel das Vertrauen in Westdeutschland, es verbessert die Chancen auf West-Integration, es stärkt das moralische Ansehen der Bundesrepublik in der Welt. Auf der anderen Seite provoziert die Unterstützung Israels aber auch die arabischen Staaten im Nahen Osten.
Konrad Adenauer: "Gegen die Leistungen an den Staat Israel haben, wie Sie wissen, die arabische Liga und deren Mitgliedsstaaten Protest erhoben. Sogar Boykottdrohungen sind ausgesprochen worden. "
Gleichwohl: die vereinbarten Waren an Israel werden geliefert und auch der wirtschaftliche Austausch mit vielen arabischen Staaten wird fortgesetzt. Doch wann will Deutschland endlich auch diplomatische Beziehungen mit Israel aufnehmen? Es ist David Ben Gurion, der israelische Ministerpräsident, der Deutschland 1957 ein überraschendes Angebot macht. Deutsche Unterhändler hatten sich bislang vergeblich darum bemüht. Wie reagiert nun die Bundesrepublik? Sie schlägt das Angebot aus!
Martin Kloke: "Was war der Hintergrund? Die Bundesrepublik befürchtete, dass die arabische Welt bei einem solchen Schritt die DDR anerkennen würde. Und das hätte natürlich die Hallstein-Doktrin massiv unterminiert, das wollte man sich nicht leisten. Und was tut man in einer solchen Situation? Man versucht unterhalb des diplomatischen Niveaus sich zu verständigen und da hat es dann Geheimverhandlungen gegeben, damals zwischen den Verteidigungsministern Franz-Josef Strauß und Shimon Peres, wo Strauß ein Angebot gemacht hat: Wir liefern Waffen an Israel, heimlich. Und für diesen Deal werden wir dann die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, ja, vielleicht nicht auf den Sankt Nimmerleins Tag, aber vielleicht für lange Zeit vertagen. "
Der geheime deutsche Vorschlag bleibt umstritten, aber die Israelis haben auch Verständnis für die Lage, in die sich die Bundesrepublik mit ihrem Alleinvertretungsanspruch manövriert hat. Und Israel braucht Waffen, zur Not auch deutsche. So kommt das Geschäft zustande. Offiziell treffen Adenauer und Ben Gurion erst im März 1960 in New York zusammen. Sie beraten eine künftige militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die Begegnung der beiden Regierungschefs ist eine politische Sensation. Im Alltagsleben der Normalbürger gibt es kaum deutsch-israelische Begegnungen.
Moshe Zimmermann: "Man kann sagen, das Deutschland bis 65, oder in den 50er Jahren, war für Israelis ein fremdes Land. "
Moshe Zimmermann, Professor für Geschichte und Leiter des "Richard-Koebner-Center for German History" in Jerusalem:
Moshe Zimmermann: "Also man konnte kaum als Israeli nach Deutschland fahren, also im Pass der Israelis gab es ein Visum für alle Staaten in Europa, mit Ausschluss von Deutschland. Also die Kenntnis über Deutschland ging nur über Medien, die waren selbstverständlich sehr unzureichend, um eine Meinung zu bilden. "
Nur ganz zaghaft gibt es erste, direkte Annäherungen: wenige Journalisten können, zum Teil unter falschem Namen, nach Israel reisen. 1957 besuchen einige deutsche Gewerkschafter das Land. Anfang der 60er Jahren arbeiten die ersten deutschen Jugendlichen mit der "Aktion Sühnezeichen" in Kibbuzim, können sich selbst ein Bild von Israel machen. In Israel bleibt das Deutschland-Bild von den Erinnerungen an das Dritte Reich geprägt.
Bericht vom ersten Tag des Eichmann-Prozesses:
Reporter: "Oberrichter Landau eröffnet das Verfahren mit der Frage: Sind sie Adolf Eichmann? "
Adolf Eichmann: "Jawoll ! "
Reporter: "Dieses "Jawohl" war das einzige Wort, das von Eichmann heute zu hören war. Oberrichter Landau beginnt die Anklageschrift zu verlesen. "
Reporter: "Eichmann steht, hört unbewegt zu, nur sein Mund bewegt sich. Absatz für Absatz wird die Anklage ins Deutsche übersetzt: "
Übersetzer: "Verursachte während der Jahre 1940-1945 die Tötung von Hunderttausenden von Juden in Deutschland und seinen besetzten Gebieten, in Zwangsarbeitslagern, welche nach dem System der Konzentrationslager geführt wurden und in welchen Juden bis zum Tode versklavt, gefoltert und ausgehungert wurden. "
Der Prozess gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, der 1960 in Jerusalem beginnt, wird in Deutschland bereits im Vorfeld mit Sorge beobachtet. Wird dieser Prozess, der das ganze Ausmaß der deutschen Verbrechen vergegenwärtigt, das zwischenstaatliche Klima wieder vergiften? Konrad Adenauer versucht zu vermitteln:
Konrad Adenauer: "In diesen Tagen beginnt in Jerusalem der Eichmann-Prozess. Wir wünschen, dass in diesem Prozess die volle Wahrheit ans Licht kommt und dass Gerechtigkeit geübt wird. Nach dem Zusammenbruch Deutschlands waren alle, die an die Arbeit gingen, Deutschland wieder aufzubauen, erfüllt von Scham und von Sorge. (...) Wir waren erfüllt von Scham, weil nunmehr zum ersten Male, uns, dem deutschen Volke, der furchtbare Abgrund des Nationalsozialismus zum Bewusstsein kam. Wir waren erfüllt von Sorge, weil wir uns fragten, wie es möglich sein würde, dieses Gift aus dem seelischen Empfinden, aus dem seelischen Leben weiter Kreise des deutschen Volkes wieder zu entfernen. (...) Unsere Sorge war nicht so begründet, wie wir es zuerst befürchtet hatten. Im deutschen Volkskörper, im moralischen Leben des deutschen Volkes, gibt es heute keinen Nationalsozialismus mehr, kein nationalsozialistisches Empfinden. Wir sind ein Rechtsstaat geworden. "
Moshe Zimmermann: "Das ist repräsentativ für die 50er Jahre, "
sagt der Historiker Moshe Zimmermann.
Moshe Zimmermann: "Im Bewusstsein von vielen Deutschen war nicht klar, wie tief der Nationalsozialismus in der deutschen Gesellschaft verankert ist. Also wenn man von Volkskörper spricht, diese Formulierung ist ja typisch für die Zeit bis 45, für die Ideologie bis 45. Sogar Adenauer erkennt das eben nicht und kann deswegen zur nächsten Stufe gehen und kann sagen: 'Ok, im Volk, bei ihm Volkskörper genannt, gibt es keinen Rest, keine Überreste mehr vom Nationalsozialismus. Wir wissen heute Bescheid, dass diese Feststellung eine sehr ungenaue Feststellung war, seit 51, Adenauer selbst hatte ja den Herrn Globke an seiner Seite. Und da musste er Bescheid wissen, dass es Reste und Überreste gibt in seiner unmittelbaren Umgebung. "
Staatssekretär Hans Globke hatte sich im Nationalsozialismus an einer Ausgabe der Nürnberger Rasse-Gesetze beteiligt. Aber solche engen personellen Kontinuitäten in Politik und Wirtschaft hat man auch außerhalb Deutschlands nicht so klar erkannt oder wissen wollen.
Moshe Zimmermann: "Ben Gurion, der israelische Ministerpräsident war bereit, mit Deutschland zu verhandeln, und das nicht nur im Jahr 1960, als er sich tatsächlich mit Adenauer traf, sondern schon vorher, in den 50er Jahren, weil er davon ausging, wie er es später formuliert hatte, dass es ein anderes Deutschland gibt, ein Deutschland anders als vor 1945 oder sogar 1933 oder vor 1914. "
Konrad Adenauer: "Ministerpräsident Ben Gurion hat vor wenigen Tagen gesagt, dass die jungen Deutschen nicht für die Untaten vieler Angehöriger der älteren Generationen Deutschlands verantwortlich gemacht werden können. Er hat ausdrücklich das Interesse seines Landes an einem freundschaftlichen Verhältnis zu dem neuen Deutschland betont. Für diese Worte vor Beginn der Verhandlung gegen Eichmann sind wir ihm aufrichtig dankbar. "
Erstaunlicherweise hat der Eichmann-Prozess sogar positive Auswirkungen auf das deutsch-israelische Verhältnis. Denn jetzt können auch Israelis registrieren, dass sich zumindest Teile der deutschen Gesellschaft ihrer Vergangenheit stellen, sie annehmen und aufarbeiten wollen. Zeugen im Prozess erinnern daran, dass sich einige Deutsche auch im Nationalsozialismus für Juden eingesetzt hatten. In ganz kleinen Schritten gibt es jenseits der Diplomatie Chancen für ein neues Deutschland-Bild in Israel. Und das Bild von Israel in Deutschland? Für viele junge Linke in Deutschland ist Israel nach dem Zweiten Weltkrieg geradezu ein Lieblingsland geworden. Martin Kloke beschäftigt sich seit langem mit dem Verhältnis der deutschen Linken zu Israel:
Martin Kloke: "Es war ganz klar für die bundesdeutsche Linke, abgesehen von der KPD, dass die Unterstützung des damals ja linken, von Kibbuzim geprägten Israels, dass die Unterstützung dieses Staates eine Medaille ist und die andere Medaille ist das Eintreten gegen den so genannten restaurativen Adenauer-Staat. Und das waren zwei Seiten ein und derselben Medaille, das hat man als eine Einheit gesehen. "
Während deutsche und israelische Bürger noch mit den Phantasien und politischen Projektionen vom jeweils anderen Land beschäftigt sind, liefert die Bundesrepublik seit Ende der 50er Jahre Waffen und Kriegsgerät an Israel.
Martin Kloke: "Das funktionierte so lange, bis dieser Deal aufflog. Das war dann 1964, durch einen Artikel in der Frankfurter Rundschau. Die Empörung war groß, auf vielen Seiten, aus verschiedenen Motiven. Es führte dazu, dass Walter Ulbricht im Februar 1965 einen Besuch in Kairo bekam, der wie ein offizieller Staatsbesuch zelebriert wurde von ägyptischer Seite. Und damit war die Hallstein-Doktrin im Grunde nicht nur unterminiert, sondern das war einfach vorbei, sie hatte keine Grundlagen mehr, diese Doktrin. "
Schnell bemühen sich die deutschen Diplomaten, wieder mit den israelischen Kollegen Kontakt aufzunehmen. Denn jetzt ist der Weg auf überraschende und peinliche Weise frei geworden für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Beinahe eine Zweidrittel-Mehrheit in der Knesset ist für den Austausch von Botschaftern.
David Landor: "Nun, wenn Sie mich fragen, ob das eine Normalisierung bedeutet - auf der Basis zwischen Regierung und Regierung zweifellos ja. "
David Landor, Sprecher der israelischen Regierung.
David Landor: "Wenn wir die Frage etwas weiter betrachten und uns fragen, ob das eine Normalisierung zwischen dem israelischen Staatsbürger und dem deutschen Staatsbürger beinhaltet, dann lässt sich das nicht so klar bejahen oder verneinen. Es gibt natürlich eine ganze Menge von Israelis, die sich für die Politik der israelischen Regierung in dieser Frage aussprechen, aber persönlich nach wie vor Reservationen gegenüber den persönlichen Beziehungen mit Deutschen haben. "
Martin Kloke: "Aber diese Aufnahme, das muss man ganz deutlich sagen, diese Aufnahme diplomatischer Beziehungen war nicht die Frucht moralischer Einsicht, sondern es ist im Grunde ein Kollateral-Schaden gewesen, weil eben dieser geheime Waffenhandel aufgeflogen ist und man musste reagieren und man hat dann sozusagen in den sauren Apfel gebissen, und hat gesagt: wenn dieser Waffenhandel aufgeflogen ist, jetzt können wir den Israelis die diplomatischen Beziehungen nicht mehr vorenthalten. (...)"
Am 13. Mai 1965 wird der Botschafter-Austausch offiziell:
Nachrichtensprecher: "Bonn: Die Bundesrepublik und Israel haben heute Nachmittag die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen bekannt gegeben. Als Antwort darauf haben nach dem Irak heute auch Syrien, Kuwait, Ägypten und Jordanien die diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik abgebrochen. Der Libanon hat einen ähnlichen Schritt angekündigt. "
Pressesprecher: "Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel richtet sich gegen niemanden, insbesondere gegen keinen arabischen Staat und schadet auch keinem arabischen Volk. Das deutsche Volk weiß sich den arabischen Völkern in Freundschaft verbunden. "
Auch vor diesem Hintergrund der arabisch-deutschen Beziehungen wird verständlich, warum das Verhältnis zwischen Israel und Deutschland auch nach diesem Staatsakt gespannt bleibt. "Noch sind unsere Herzen blutig" hat Levi Eschkol, der Nachfolger David Ben Gurions als Ministerpräsident, einmal gesagt. Für den Visionär Ben Gurion ist dennoch ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Er lebt 1965 bereits zurückgezogen in einem Kibbuz, deutsche Reporter besuchen ihn:
David Ben Gurion: "Ja, ich kam schon vor vielen Jahren zu der Überzeugung, dass wir heute mit einem anderen, einem völlig veränderten Deutschland zu tun haben. Von historischer Warte kann natürlich nicht vergessen werden, was das Hitler-Deutschland uns angetan hat, aber heute gibt es kein Nazi-Deutschland mehr und es kann sich meines Erachtens nicht noch mal ein Nazi-Deutschland entwickeln, weil sich einmal das Volk selbst wandelte und weil sich auch das gesamte Weltbild veränderte. Und wenn wir auch niemals vergessen dürfen, was geschah, so dürfen wir heute auch nicht auf dieser Basis des damaligen Geschehens handeln. Und was geschah, ist auch nicht mehr nachträglich zu ändern.
Und was die Zukunft anbelangt, so haben wir jetzt mit einer völlig anderen deutschen Führung zu tun. Und auch die überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes hat sich verändert. Es liegt im beiderseitigen Interesse und im Interesse der ganzen Welt, dass jetzt die normalen Beziehungen beginnen. Humane Beziehungen auf dem Fundament gegenseitiger Hilfe, vor allem mit dem beiden Völkern gemeinsamen Ziel: Shalom, Friede. "
Das deutsch-israelische Verhältnis ändert sich zwei Jahre später. Im Juni 1967, mit dem Ausbruch des Sechs-Tage-Krieges. Mit diesem Präventivkrieg Israels gegen die arabischen Nachbarstaaten wandelt sich die Meinung vieler Deutscher. Martin Kloke:
Martin Kloke: "Das hat dann einen Paradigmenwechsel ausgelöst in der Bundesrepublik, dergestalt, dass die eher konservativen Kräfte in der Gesellschaft, plötzlich erstmals ihre Liebe zu Israel plötzlich entdeckten, teilweise erstmals. Und die deutsche Linke größtenteils nun nicht mehr in Israel den Opferstaat sah, den kleinen David, der schutzwürdig ist, um den man sich sozusagen positiv kümmern muss und ihm helfen muss. Sondern dieser Staat wurde plötzlich als kolonialistischer Staat betrachtet, als ein Brückenkopf des US-Imperialismus in Arabien. Und das war ein Paradigmenwechsel, der teilweise binnen weniger Wochen und Monate sich vollzogen hat. Also ein und dieselben Leute, die noch Ende Mai 1967 auf die Straßen gegangen sind, um sich für das Existenzrecht Israels einzusetzen, ein und dieselben Leute haben dann im September 67 plötzlich Israel als ihr Feindbild Nr. 1 entdeckt. "
Damit nähert sich die westdeutsche Linke Positionen, wie sie in der DDR seit 1949 vertreten werden. Israel bleibt für die SED bis 1989 ein imperialistischer Aggressor. Walter Ulbricht scheut nach dem Sechs-Tage-Krieg nicht einmal vor Vergleichen mit der nationalsozialistischen Eroberungspolitik zurück:
Walter Ulbricht: "Es geht nicht an, den Aggressor auch noch dadurch zu belohnen, dass man ihn, wenn auch nur vorübergehend, im Besitz der widerrechtlich okkupierten Gebiete arabischer Staaten belässt. Die Welt wird und kann sich nicht damit abfinden, dass ein viertel Jahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg im Nahen Osten von dem Aggressor Israel und dessen Hintermännern ein Protektorat Sinai oder ein Generalgouvernement Jordanien zur erneuten kolonialen Unterdrückung der arabischen Völker gebildet werden. "
Angelika Timm: "Juden als Opfer, Israelis als Täter - das war eigentlich der Punkt. (...) Diese Trennung, ohne eigentlich israelische Politik auch vor dem Hintergrund der Geschichte zu betrachten. "
Angelika Timm hat in Ost-Berlin Hebraistik und Arabistik studiert und arbeitet heute in Israel als Gastdozentin:
Angelika Timm: "Für mich war eigentlich das Wichtigste die Erkenntnis, dass in der DDR eigentlich immer fein säuberlich getrennt wurde zwischen jüdischen Opfern und Israel. Dass 'der deutsche Schatten über Israel', wie das Stephan Hermlin mal sehr gut formuliert hat, immer übersehen wurde. Dass der Zusammenhang, Israel als jüdischer Staat, als ein Staat, in dem also auch tausende, hunderttausende Opfer Zuflucht gefunden haben, ja, eine neue Heimat gefunden haben, dass dieser Zusammenhang ausgeblendet wurde. Und ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt, der auch bei mir erst nach dem ersten Besuch in Israel und nach der stärkeren Beschäftigung mit dieser Problematik, erst gereift ist. Weil man kann Israel ohne Shoah, ohne die Beziehungen zur Shoah, ohne auch Traumata, die in diesem Zusammenhang in der Bevölkerung existieren, kann man auch die Entwicklung des Staates Israel nicht verstehen. "
Die deutsch-israelischen Beziehungen werden immer wieder von der deutschen Vergangenheit eingeholt. Die Erinnerung an die Shoah prägt heute mehr als früher das Bewusstsein der Israelis. Die Frage, wie konstruktive deutsche Kritik an Israel möglich ist, ohne zugleich als Antizionist verdächtigt zu werden - sie bleibt ein brennendes Problem. Dennoch, das Deutschland-Bild in Israel hat sich in den letzten vierzig Jahren stark differenziert. Moshe Zimmermann spricht von einem schizophrenen Verhältnis der Israelis zu Deutschland. Vielleicht gilt das auch umgekehrt für die Deutschen. Seit den 80er Jahren führt der Historiker Umfragen zum Deutschland-Bild in seinem Land durch:
Moshe Zimmermann: "Bei der letzten Umfrage haben wir die Frage gestellt, wenn du über Deutschland denkst, assoziiert sich das Wort Deutschland mit: klar, etwa 60 Prozent assoziiert Deutschland automatisch mit dem Holocaust oder dem Nationalsozialismus oder mit dem KZ-System. Aber es gibt noch viele, 10 Prozent etwa, assoziiert Deutschland mit der Autoindustrie. Weniger assoziiert Deutschland mit Fußball oder bayerische Landschaft, das heißt, was der Tourist in Deutschland zu sehen bekommt. Also es hat sich differenziert und man muss auch sagen, auch diejenigen, deren erste Assoziation das KZ-System ist, wissen Bescheid, dass Deutschland heute auch für andere Sachen steht. Und das macht die Sache so schwierig, da man sich ja eine Meinung bilden muss, über das, was man Deutschland nennt. "