Nach dem SPD-Parteitag

Fortgesetzte Selbstverzwergung

04:57 Minuten
Ein Schkoladen-Nikolaus steht auf einem Tisch beim SPD-Parteitag
Ein einsamer Schokoladen-Nikolaus auf dem SPD-Parteitag. © picture alliance/Michael Kappeler/dpa
Nils Minkmar im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Der SPD-Parteitag sollte der Partei Aufwind geben. Aber ist die Sozialdemokratie gerettet? SPIEGEL-Journalist Nils Minkmar hat Zweifel. Die Genossen müssten internationaler denken, die Intellektuellen zurückgewinnen und die Selbstzweifel bekämpfen.
"In die neue Zeit" war das Motto des SPD-Parteitages in Berlin. Die Partei wollte Mut finden, Aufbruchsstimmung generieren. Um den neuen Zusammenhalt zu zeigen, sangen die Delegierten zum Abschluss gemeinsam die "Internationale".
Dabei sei kein SPD-Parteitag so wenig international gewesen wie dieser, meint der Autor und SPIEGEL-Journalist Nils Minkmar: "Hier ging es nur noch um Nabelschau."
Die Sozialdemokraten würden sich fortwährend von sich selbst distanzieren, bemängelt Minkmar. Dabei müssten die Selbstzweifel überwunden und ein neues Selbstvertrauen gefunden werden.

Ziel: Europäische Bündnisse

Die Partei solle sich öffnen, statt sich immer mit sich selbst auseinanderzusetzen. Bündnisse mit anderen europäischen Kräften könnten gesucht werden, schlägt Minkmar vor: "Die Probleme, die angesprochen worden, sind ja richtig. Klima, Digitalisierung - aber die wird die SPD nicht alleine lösen können."
Während Willy Brandt noch von Intellektuellen wie Günter Grass unterstützt wurde, sei die SPD heute auf dem Weg zu einer sozialpolitischen Fachpartei, analysiert Minkmar: "Ich find das auch toll, wenn sich die Leute da so gut engagieren, aber das ist ja nicht unsere ganze Gesellschaft." Die Studierenden hätten zum Beispiel auf dem Parteitag keine Rolle gespielt: "Das ist eine völlige Selbstverzwergung."

Wo bleibt die Neugier?

Die Partei müsse versuchen, Neugier zu entwickeln: "Mal zu schauen, was ist noch los in der Gesellschaft. Wer teilt die Ideale der SPD? Wer kann sie weiterentwickeln?"
(beb)
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