"Bestimmte Probleme mit Extremismus und Rassismus"
In den ländlichen Gebieten in Sachsen gebe es große Defizite bei der demokratischen Bildung, sagt der sorbische Schriftsteller Benedikt Dyrlich. Die "latente Denkweise, dass wir eine deutsche Abstammungsgemeinschaft oder so etwas ähnliches sind", sei noch tief verwurzelt.
Am Mittwochabend kam es in der sächsischen Stadt Bautzen zwischen etwa 80 Bewohnern der Stadt und 20 Asylbewerbern zu erst verbalen und dann tätlichen Übergriffen. Von wem genau die Gewalt ausging, ist nicht ganz klar. Augenzeugen berichten allerdings, dass die Gewalt von der Polizei ausging, die die Asylbewerber am späteren Abend von einem Platz in Bautzen wegschicken wollte.
Nun kommt es in der Region immer wieder zu Übergriffen auf Asylbewerber und Flüchtlinge. Gerade erst haben sich die Übergriffe auf das nah gelegene Hoyerswerda zum 25. Mal gejährt. Und Dresden hat durch die Pegida-Märsche seinen Ruf als fremdenfeindliche Stadt wohl zementiert.
Woher kommt dieses extreme Nationalbewusstsein, die Fixierung auf das Germanische und das Bedürfnis, sich abzuschotten?
Dyrlich: Junge Leute "fliehen aus der Stadt"
Der sorbische Schriftsteller Benedikt Dyrlich verortet in der Region - vor allem in den ländlichen Grenzregionen wie der Lausitz oder der Sächsischen Schweiz - "bestimmte Probleme mit Extremismus, mit Rassismus".
In der Gegend sei die "latente Denkweise, dass wir eine deutsche Abstammungsgemeinschaft oder so etwas ähnliches sind", noch tief verwurzelt.
Das habe man auch zu DDR-Zeiten gespürt, als beispielsweise Vertragsarbeiter aus Vietnam als "Fidschis" beschimpft wurden.
Heute fehle es in Bautzen zudem an gut ausgebildeten jungen Leuten - "die fliehen aus der Stadt" - und es gebe deshalb auch zu wenige Frauen am Ort.
Die politische Bildungsarbeit stehe vor großen Herausforderungen, wenn junge, in Bautzen geborene Menschen sich dem friedlichen demokratischen Diskurs nicht öffneten, meinte Dyrlich.
(huc)