Echo wird abgeschafft
Die Auszeichnung der Rapper Kollegah und Farid Bang mit dem Echo Mitte April sorgte für eine heftige Kontroverse. Ihr Album wurde als judenfeindlich kritisiert. Nun will der Bundesverband Musikindustrie den Preis durch einen neuen ersetzen.
Nach der heftigen Kritik an der diesjährigen Echo-Verleihung wird es den Musikpreis in Zukunft nicht mehr geben. Das teilte der Bundesverband Musikindustrie am Mittwoch in Berlin mit. Auf einer außerordentlichen Sitzung habe sein Vorstand am Dienstagabend beschlossen, einen "vollständigen Neuanfang" herbeizuführen und einen neuen Preis ins Leben zu rufen. Er reagierte damit auf die Kontroverse um die Preisvergabe am 12. April an einem als judenfeindlich kritisiertes Album der Rapper Kollegah und Farid Bang.
Die Marke Echo sei "so stark beschädigt" worden, dass ein "vollständiger Neuanfang" nötig geworden sei, heißt es in der Mitteilung. Alle bisher mit der Vergabe befassten Gremien würden aufgelöst. Wie genau der Nachfolger aufgebaut sein werde, solle zunächst in Ruhe diskutiert werden.
Das ziehe auch eine Neuaufstellung beim Echo Klassik und beim Echo Jazz nach sich. Die anstehenden Jazz-Preise sollen am 31. Mai in Hamburg in kleinerem Kreis ohne TV-Inszenierung verliehen werden.
Zahlreiche Echo-Rückgaben
Die Echo-Verleihung hatte eine breite Debatte über Antisemitismus ausgelöst. Das prämierte Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3" enthält Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow". Neben Antisemitismus wird Kollegah und Farid Bang im Zusammenhang mit "JBG3" zudem Gewaltverherrlichung, Frauenfeindlichkeit vorgeworfen.
In der Folge der Preisverleihung gaben aus Protest zahlreiche renommierte Künstler ihre Echos zurück, darunter die Dirigenten Daniel Barenboim und Christian Thielemann, der Pianist Igor Levit oder der Musiker Marius Müller-Westernhagen. Es habe nach dieser Preisverleihung zwangsläufig etwas passieren müssen, betont Thielemann im Gespräch mit Deutschlandkfunk Kultur:
In der Mitteilung des Bundesverbands hieß es weiter, man wolle keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen werde. Das um den diesjährigen Echo herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole, so der Verband.
Der Pianist Igor Levit steht der Entscheidung des Verbands offenbar kritisch gegenüber. Er beklagt in einem Tweet die "Feigheit einer Institution", die sich nicht den "wahren Problemen und Ursachen" stelle: