"Weiter auf demokratischen Grundwerten beharren"
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"Demokratie und Kultur werden anstrengender werden", sagt Ulrike Lorenz, Direktorin der Klassik Stiftung Weimar, angesichts der Wahlergebnisse der AfD in Thüringen. Jetzt gelte es, Haltung zu zeigen und sich stärker zu engagieren.
Angesichts des Wahlergebnisses und des Erstarken des AfD gelte es erstmal demokratische Entschlossenheit, aber auch Besonnenheit und Souveränität zu bewahren, erklärt Ulrike Lorenz, Direktorin der Klassik Stiftung Weimar. "Wir bewegen uns ja auf dem besten Fundament, über 500 Jahre Kultur- und Geistesgeschichte und immer wieder auch künstlerische Spitzenleistungen, die nur deswegen entstanden sind, weil es eine Neugier auf die Welt gab, weil Künstler in der Lage waren unterschiedliche Perspektiven zu verknüpfen, verschiedene Einflüsse zu verarbeiten." Auf diese Philosophien gelte es jetzt zurückzukommen und sie auch stärker in die Gesellschaft reinzustellen.
Sebstgenügsamkeit aufbrechen und Relevanz erstreiten
Das es eine Polarisierung in der Gesellschaft gibt, war vorherzusehen, meint Lorenz. "Demokratie wird anstrengender werden, Kultur wird auch anstrengender werden." Es gebe ein politisches Ringen um jedes Thema. Das sei aber auch eine Chance, "nämlich aus der Kulisse zu treten und so eine Selbstgenügsamkeit, die gerade große kulturelle Einrichtungen auch hatten, aufzubrechen und gesellschaftliche Relevanz einfach zu erstreiten".
Als Kultureinrichtung müsse man risikobereiter werden und auch schwierige Begriffe zur Diskussion stellen wie Identität und Leitkultur, sagt Lorenz. Dies sei in der Vergangenheit vermieden worden. "Die Vielfalt der Erbschaften mit neuen Fragen zu beknien und da etwas herauszukitzeln, was den Menschen heute Orientierung bieten kann. Ich glaube, das ist stark gefragt." Kultur könne starke emotionale Angebote machen und da müssen die Kultureinrichtungen selbstkritischer mit sich umgehen und "eine Lust am Selberdenken und auch eine Daseinsfreude einfach herausfordern".
Unbequem sein und auf Grundwerten beharren
Eigentlich sei das Thema auch gar nicht neu. Kultureinrichtungen müssten sich mehr als sozialen Freiraum begreifen. "Wir sind ja im 19. Jahrhundert entstanden, weil sich die Gesellschaft mit sich selbst verständigen wollte. Daran gilt es stärker anzuknüpfen. Wir sind nicht mehr nur Orte der Repräsentation und der Rekonstruktion, sondern vor allen Dingen auch Foren für soziale Interaktion."
Das heiße natürlich auch, unbequem zu sein und auf den demokratischen Grundwerten auch zu beharren und sich nicht einem extremistischen Druck gleich welcher Couleur zu beugen, fordert Lorenz. Es gehe darum, Flagge zu zeigen in dieser Gesellschaft - egal ob als große Kultureinrichtung oder als einzelner Künstler.
(kpa)